Illegaler Handel Machenschaften der Welpen-Mafia

Düsseldorf (RP). Der illegale Handel mit jungen Hunden boomt. Keine acht Wochen alt, werden sie vor allem aus Osteuropa nach Westen geschmuggelt. Bislang sind es meist Zufallstreffer, wenn die Polizei einen der Transporte erwischt. Tierschützer fordern eine schärfere Verfolgung der Straftäter.

 Wer sich ein Tier zulegt, tut auch etwas für seine Gesundheit.

Wer sich ein Tier zulegt, tut auch etwas für seine Gesundheit.

Foto: AP

Es war Kommissar Zufall, der kürzlich der niederländischen Polizei auf der A 40 kurz hinter dem Grenzübergang Straelen-Herongen half: Bei einer Routinekontrolle stoppen die Beamten einen Pkw mit polnischem Kennzeichen. Bei der Überprüfung der Insassen hören die Polizisten Hundegewinsel. Im Kofferraum entdecken sie 20 Welpen - eingesperrt in enge Boxen, zum Teil erheblich abgemagert, alle weniger als acht Wochen alt. Die beiden Polen haben weder Zuchtpapiere, Impfbescheinigungen noch andere notwendige Dokumente. Die Welpen, die in Belgien verkauft werden sollten, werden beschlagnahmt und in ein Tierheim gebracht. Die Schmuggler erwartet eine Anzeige und eventuell eine Geldstrafe.

"Das war kein Einzelfall", sagt Roel Vincken von der niederländischen Polizei in Venlo. Erst vor drei Wochen hätten seine Kollegen auch in der Nähe von Venlo 68Welpen in einem Wagen entdeckt. Auch in Deutschland werden immer wieder Fälle von Welpenschmuggel bekannt: Im September 2006 stellen Fahnder auf der Autobahn nahe Hannover ein Paar aus der Slowakei - im Kofferraum vier Welpen. Im Sommer 2006 finden Polizisten auf einem Rastplatz der A3 in einem Klein-Lkw aus der Slowakei 63 Welpen. Anfang 2006 entdeckt die Polizei in einem Kleintransporter aus Ungarn 89 Welpen - halb verdurstet, voller Würmer, an Staupe und Parvovirose erkrankt.

Für Tierschützer sind die bekannt gewordenen Fälle nur die Spitze eines Eisberges. "Die Dunkelziffer ist extrem hoch", versichert Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund. Sie beobachtet, dass der illegale Welpen-Handel extrem zunimmt. Die Gewinne sind enorm, die Strafen gering - maximal fünf Jahre Haft. Die jungen Hunde kommen meist aus Polen, Rumänien, Tschechien und auch aus der Türkei. "In Osteuropa gibt es regelrechte Massen-Hundezuchten, in denen die Hündinnen als Gebärmaschinen missbraucht werden", sagt die Tierschützerin. Die Welpen würden viel zu früh von der Mutter getrennt und nach Westeuropa gekarrt. Allein in Tschechien werden laut Experten jährlich 30.000 Hunde für den Export "produziert". Insgesamt sollen es Hunderttausende sein, die nach Westeuropa geschmuggelt werden.

Der "Vertrieb" deutet laut Katrin Umlauf daraufhin, dass es sich um organisierte Kriminalität handelt. Auch die Fälschung von nötigen Papieren stellt für die Welpen-Mafia längst kein Problem mehr dar. Als Drehscheibe dient den Kriminellen vor allem Belgien, wo der Hunde-nachwuchs schon im Alter von nur sechs Wochen importiert werden darf. Werbung für ihre Welpen, die sie etwa zu einem Drittel des von üblichen Preises verramschen, machen die Kriminellen vor allem im Internet. Die Tiere werden laut Katrin Umlauf oft "bis an die Haustür" geliefert - wohl um wenig nachvollziehbare Spuren zu hinterlassen.

Die Kriminellen geben sich auch oft den Anschein eines seriösen Züchters. Vor allem in Belgien und den Niederlanden werden laut Tierschützern Rasse-Welpen aus Osteuropa als Tiere aus eigenen Würfen verkauft. Doch auch hierzulande bringt die Welpen-Mafia so ihre Ware an den Tierfreund. "Da wird in Anzeigen mit familiärer Aufzucht oder auf einem Bauernhof geworben", berichtet Claudia Weyen, die eine Hundepension in Korschenbroich-Liedberg führt. Sie hat solch eine "Schein-Hundezucht" selbst gesehen. "Das sind ganz dunkle Löcher. Schrecklich", berichtet die 37-Jährige. In winzigen Boxen seien mehr als 150 Welpen 15 verschiedener Rassen eingesperrt gewesen.

Um der Hunde-Mafia Herr zu werden, sind die Tierschützer um Aufklärung bemüht. "Es gibt es immer noch Leute, die solche Tiere kaufen", meint Katrin Umlauf. Sie sollten wissen, dass sie Geschäfte mit Kriminellen machen, und die Welpen oft todkrank seien. Wer solch einen Hund kaufe, müsse das Vielfache von dem, was er am Kaufpreis spare, für Tierarztkosten ausgeben. Auch an den Gesetzgeber haben die Tierschützer Forderungen. "Wir brauchen ein Heimtiergesetz, das den Handel regelt", so Katrin Umlauf. "Die Polizei muss aktiver werden, um den illegalen Handel einzuschränken", sagt Edmund Haferbeck von der Tierschutz-Organisation Peta. Sonst sei man weiter auf Kommissar Zufall angewiesen.


Deutscher Tierschutzbund, Bundesgeschäftsstelle, Baumschulallee15, 53151Bonn, Telefon 0228 / 604960, www.tierschutzbund.de

Verband für das Deutsche Hundewesen, Westfalendamm 174, 44141Dortmund, Telefon 0231 / 56500-0, www.vdh.de

Peta-Deutschland, Dieselstraße21 70839 Gerlingen, Telefon 07156/178-280, www.peta.de

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