Lübeck Unbekannte zünden Rohbau von Flüchtlingsheim an

Lübeck · Nur einen Tag nach dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Meißen hat es in Lübeck einen weitere Brandstiftung gegeben.

 Auf diesen Rohbau in Lübeck wurde der Brandanschlag verübt.

Auf diesen Rohbau in Lübeck wurde der Brandanschlag verübt.

Foto: dpa, mks fdt

Unbekannte legten am Montag im Rohbau einer künftigen Asylunterkunft Feuer, wie die Polizei in der schleswig-holsteinischen Stadt mitteilte. Der Brand konnte schnell gelöscht werden. Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus.

Nach Polizeiangaben bemerkte eine Anwohnerin am frühen Morgen Feuerschein auf der Baustelle im Lübecker Stadtteil Kücknitz, auf der mehrere kleinere Gebäude entstehen. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Brand innerhalb weniger Minuten löschen. Es entstand demnach ein Sachschaden von schätzungsweise 1000 Euro. Beamte eines Staatsschutzkommissariats übernahmen die Ermittlungen.

Erst am Wochenende hatten Unbekannte in Meißen einen Anschlag auf eine künftige Asylunterkunft verübt. In der Nacht zum Sonntag verschafften sie sich gewaltsam Zutritt zu dem noch unbewohnten Haus und legten Feuer. Ein Zimmer brannte komplett aus, durch den Ruß wurden aber auch die meisten anderen Wohnungen beschädigt, wie das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der sächsischen Polizei am Montag mitteilte. Nach Angaben des Landratsamts Meißen sollten dort etwa 25 Asylbewerber untergebracht werden, die ersten davon in den kommenden Wochen.

Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), nannte es "eine Schande, dass Menschen, die bei uns Schutz vor Krieg und Gewalt in ihrer Heimat suchen, auch hier in Angst leben müssen". Aus dieser Tat spreche "der pure Hass einer kriminellen Minderheit". "Verantwortung tragen aber auch die geistigen Brandstifter, die im Internet gegen Asylbewerber hetzen und zu den Protesten gegen Flüchtlingsheime aufrufen", erklärte sie in Berlin.

Sachsens SPD-Chef Martin Dulig erklärte: "Wir haben ein Problem mit Rassismus in Sachsen." Es seien nicht nur Einzeltäter am Werk, auch handle es sich nicht nur um lokale Probleme. Dulig, der in Sachsen mit in der CDU-geführten Regierung sitzt, sieht vor allem Politiker in der Pflicht. Sie sollten "mit Vorurteilen aufräumen anstatt die Stimmung mit populistischen Forderungen anzuheizen".

Nach Ansicht der Linkspartei sind die Vorfälle in Meißen und Freital, wo seit Monaten gegen Asylbewerber protestiert wird, Folge der Landespolitik. Die sächsische Landesregierung ernte nun "die faulen Früchte ihrer Toleranz gegenüber rassistischen Stimmungen im Land", erklärte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe es in Sachsen bereits 31 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte gegeben.

Die sächsischen Grünen forderten von Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) eine Regierungserklärung noch im Juli. "Die fremdenfeindliche Stimmung in Sachsen darf sich nicht weiter hochschaukeln", erklärte der Fraktionschef im Landtag, Volkmar Zschocke.

Eine Sprecherin des OAZ erklärte, die Ermittlungen im Fall Meißen würden "intensiv in alle Richtungen" geführt. Ein fremdenfeindliches Motiv werde nicht ausgeschlossen. Zugleich wies die Sprecherin Berichte zurück, es habe vor dem Anschlag eine konkrete Vorwarnung gegeben. "Einen schriftlichen Hinweis auf einen bevorstehenden Anschlag gegen die geplante Asylbewerberunterkunft gab es nicht."

(AFP)
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