Am Rande von Legida-Aufmarsch 250 Hooligans randalieren in Leipzig

Leipzig · Rund 250 vermummte Hooligans haben am Montagabend im Leipziger Stadtteil Connewitz randaliert. Sie hätten Pyrotechnik gezündet und Schaufensterscheiben mit Steinen eingeworfen, sagte eine Polizeisprecherin.

Es handele sich um eine rechte Klientel aus dem Fußballbereich. Auf Twitter teilte die Polizei zunächst mit, die Randalierer seien festgesetzt worden, die Lage sei unter Kontrolle. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Man ermittle wegen schwerem Landfriedensbruch. Die Lage aber blieb weiterhin angespannt: Am späten Abend teilte die Polizei mit, dass mehrere Fahrzeuge sowie sechs Müllcontainer in Brand gesteckt worden seien, zudem sei ein Einsatzwagen der Polizei angegriffen worden. Die Täter seien bislang unbekannt. Der Stadtteil Connewitz gilt als Hochburg linker Autonomer in Leipzig.

Zeitgleich gab es in der Innenstadt einen Aufmarsch des fremdenfeindlichen Bündnisses Legida sowie Gegenproteste.

Dort setzten am Montagabend Tausende Leipziger mit einer Lichterkette und zahlreichen Demonstrationen ein Zeichen für Toleranz und ein friedliches Zusammenleben. Nach Schätzungen der Veranstalter beteiligten sich mehrere tausend Menschen an den Protestaktionen. Anlass war ein Aufmarsch der fremdenfeindlichen Legida-Bewegung, die vor einem Jahr das erste Mal auf die Straße gegangen war. Zu der Lichterkette hatte ein breites Bündnis aus Politik, Gewerkschaften, Wirtschaft, Kultur und Vereinen sowie SPD, Grüne und Linke aufgerufen. Im Anschluss an das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche bildeten nach Angaben von Beobachtern hunderte Menschen mit Kerzen eine Kette entlang des Innenstadtrings.

Hooligans und Rechtsextreme randalieren in Leipzig-Connewitz
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Hooligans und Rechtsextreme randalieren in Leipzig-Connewitz

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Foto: dpa, woi fdt

Auch Legida ging am Montagabend erneut auf die Straße. Die Dresdner Pegida-Bewegung hatte zuvor ihre Anhänger zur Teilnahme an der Kundgebung in Leipzig aufgerufen. Auch die Pegida-Spitze um Lutz Bachmann hatte sich in der Messestadt angekündigt.

Mit 2000 Einsatzkräften sicherte die Polizei die Aufzüge am Montagabend ab, um Ausschreitungen zwischen Anhängern der rechten und linken Szene zu verhindern. Bis zum frühen Abend blieb es nach Angaben eines Polizeisprechers weitgehend friedlich. Auf die Bahnstrecke Dresden-Leipzig wurde ein Brandanschlag verübt. Ein Signal habe gebrannt und sei ausgefallen, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Die Strecke wurde gesperrt.

Mitte Dezember war es in Leipzig am Rande einer Demonstration von Rechtsextremisten zu Ausschreitungen linker Gewalttäter gekommen. Dabei waren Dutzende Polizisten verletzt worden. Auch hatte es in der Vergangenheit im Vorfeld von Legida-Demonstrationen schon Anschläge auf Bahnstrecken gegeben.

Legida ist ein Ableger der Pegida-Bewegung, er gilt aber als deutlich radikaler. In den vergangenen Wochen hatte Legida nur noch wenige hundert Anhänger auf die Straße gebracht.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte im Vorfeld, die Bürger wollten damit zeigen, "wofür die bürgerliche Mitte steht, wofür wir stehen". Mit Blick auf die sexuellen Übergriffe zu Silvester in Köln warnte Jung vor einer Instrumentalisierung. So wie die Deutschen nicht mit Legida gleichgesetzt werden dürften, dürften auch die Flüchtlinge nicht mit den Tätern von Köln gleichgesetzt werden. "Die meisten Flüchtlinge sind anständig, wie die meisten Deutschen anständig sind", sagte Jung.

An Silvester war es in Köln rund um den Hauptbahnhof aus einer großen Menschengruppe heraus zu vielen sexuellen Übergriffen auf Frauen und anderen Straftaten wie Raub- und Diebstahlsdelikten gekommen. Es wurden inzwischen mehrere dutzend Tatverdächtige unter anderem aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum identifiziert.

Zugleich versammelten sich in der Stadt Hunderte Anhänger von Legida und der Dresdner Initiative Pegida. Das Dresdner Bündnis hatte zur Teilnahme an der Demonstration des Leipziger Ablegers aufgerufen, auch Pegida-Gründer Lutz Bachmann wurde erwartet. Die Polizei machte keine offiziellen Angaben zu den Teilnehmerzahlen. Sie war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Ein Polizeihubschrauber kreiste über der Stadt.

(felt/AFP/dpa)
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