Fünf Menschen verletzt Rechte Hooligans verwüsten Straßenzüge in Leipzig-Connewitz

Leipzig · Der Stadtteil Connewitz ist in der Nacht Schauplatz von Gewaltausschreitungen geworden. Straßenzüge wurden verwüstet, fünf Menschen wurden verletzt. Demonstrationen verliefen friedlich.

Hooligans und Rechtsextreme randalieren in Leipzig-Connewitz
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Hooligans und Rechtsextreme randalieren in Leipzig-Connewitz

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Foto: dpa, woi fdt

Rechtsextreme haben am Jahrestag der fremdenfeindlichen "Legida"-Bewegung in Leipzig randaliert. Rund 250 Hooligans zogen am Montagabend durch den für seine links-autonome Szene bekannten Stadtteil Connewitz und legten eine Spur der Verwüstung.

Nach Angaben der Polizei setzten rechte Gewalttäter mehrere Autos in Brand, zündeten Pyrotechnik und zerschlugen Dutzende Schaufensterscheiben. Auch sei versucht worden, Barrikaden zu errichten. Ein Brand in einer Dachgeschosswohnung soll ebenfalls von einer von Randalierern abgeschossene Feuerwerksrakete ausgelöst worden sein.

Die Polizei brachte die Lage unter Kontrolle, kesselte die Krawallmacher ein und nahm von 211 Verdächtigen die Personalien auf. Viele von ihnen seien bereits als "rechtsmotiviert und/oder Gewalttäter Sport" — also Hooligans — aktenkundig, sagte ein Sprecher. Die Taten "erfüllten in Gänze den Tatbestand des schweren Landfriedensbruchs". Als die Verdächtigen zur Polizeidirektion gebracht werden sollten, sei ein Bus von Linksautonomen attackiert und erheblich beschädigt worden.

57 Straftaten wegen Verstoßes gegen das Versammlungs-, Waffen-, Sprengstoff- und Betäubungsmittelgesetz seien festgestellt worden. Fünf Polizisten wurden den Angaben zufolge bei dem Einsatz verletzt. Zunächst hatte die Polizei auch von Ausschreitungen im Stadtteil Plagwitz berichtet. Hier seien letztlich aber keine "konkreten Straftaten" verzeichnet worden.

Mithilfe der Dresdner "Pegida" und des Chemnitzer Ablegers "Cegida", die ihre Anhänger zur Teilnahme an der Leipziger Demonstration aufgerufen hatten, brachte "Legida" nach Schätzungen der Gruppe "Durchgezählt" bei strömendem Regen bis zu 3400 Anhänger auf die Straße — weit mehr als in den vergangenen Monaten. An verschiedenen Gegenkundgebungen — unter anderem hatte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) zu einer Lichterkette aufgerufen — beteiligten sich in etwa gleichviele Menschen.

"Ohne polizeilich relevante Vorkommnisse" seien die Kundgebungen im Zentrum verlaufen, hieß es im Polizei-Abschlussbericht. Mit einem Großaufgebot und Beamten aus mehreren Bundesländern waren die Ordnungshüter im Einsatz, um die Lager zu trennen. Mannschaftswagen, Wasserwerfer, Reiterstaffeln und Hubschrauber, die über der Stadt kreisten, waren zu sehen.

Auf dem Innenstadtring bildeten Gegendemonstranten eine Lichterkette für Weltoffenheit und Toleranz. Außerdem gab es mehrere Gegendemos zu "Legida". "Uns eint: Das Nein zu jeder Form von Gewalt. Das Nein zu jedem Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Ich glaube, wir tun gut daran, ein solches Zeichen aus unserer Stadt herauszusenden", sagte Oberbürgermeister Jung.

Auch die Staatsminister für Integration und Justiz, Petra Köpping (SPD) und Sebastian Gemkow (CDU), sowie Vizeministerpräsident und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) reihten sich in die Lichterkette ein. Dulig machte die fremdenfeindlichen "Gidas" mitverantwortlich für die Gewalt. "Den Vorwurf mache ich 'Legida', 'Pegida' und Co., dass eine Verrohung in dieser Gesellschaft stattgefunden hat, die man in Sprache und eben auch in Gewalttaten nachempfinden kann."

"Pegida"-Frontfrau Tatjana Festerling machte bei der Legida-Kundgebung Stimmung gegen muslimische Flüchtlinge und verunglimpfte sie mit Blick auf die Vorkommnisse in der Silvesternacht in Köln pauschal als "Sex-Terroristen".

Auf die Bahnstrecke Dresden — Leipzig war schon kurz vor Beginn der Legida-Demonstration ein Brandanschlag verübt worden. Ein Signal an der Strecke sei in Brand gesetzt worden, an zwei weiteren seien Brandsätze entdeckt worden, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei.

Die Vermutung liege nahe, dass der Anschlag im Zusammenhang mit der Legida-Demonstration stehe. Nach kurzer Unterbrechung wurde die Strecke aber noch am Abend wieder freigegeben.

(lukra / dpa)
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