Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion Katholische Kirche rehabilitiert Kopernikus

Frombork (RPO). Fast ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod hat die katholische Kirche ihren Frieden mit dem revolutionären Atsronom Nikolaus Koppernikus gemacht. Dessen Lehre wurde jahrhundertelang als ketzerisch verdammt.

 So oder so ähnlich könnte Nikolaus Kopernikus ausgesehen haben. Ein Computerprogramm hat das Gesicht anhand seines Schädels rekonstruiert.

So oder so ähnlich könnte Nikolaus Kopernikus ausgesehen haben. Ein Computerprogramm hat das Gesicht anhand seines Schädels rekonstruiert.

Foto: AP, AP

Am Pfingstwochenende wurden Kopernikus' sterbliche Überreste im Dom von Frombork (Frauenburg in Ostpreußen) in ein geweihtes Grab gebettet. Die Beisetzung am Samstag sei "eine Geste der Versöhnung zwischen Wissenschaft und Glauben", sagte der Fromborker Bischof Jacek Jezierski.

Erst vor 18 Jahren, 1992, rehabilitierte der damalige Papst Johannes Paul II. den italienischen Astronomen Galileo Galilei, der für seine Weiterentwicklung der kopernikanischen Revolution von der Inquisition verfolgt wurde.

Kopernikus, der von von 1473 bis 1543 in Frombork lebte, war im dortigen Dom in einem unmarkierten Grab beigesetzt worden - weshalb seine letzte Ruhestätte bis 2004 nicht bekannt war. Seine Gebeine wurden auf Initiative des Fromborker Bischofs Jacek Jezierski gesucht, identifiziert und am Samstag feierlich beigesetzt. Jezierski betonte ihren symbolischen Wert: "Wissenschaft und Glauben können miteinander versöhnt werden", sagte er.

Kopernikus hatte in der Abgeschiedenheit Ostpreußens im ausgehenden Mittelalter mit mathematischen Berechnungen und bloßem Auge seine Theorie entwickelt, die das bis dahin geltende christliche Weltbild erschütterte: Nicht die Erde ist der Mittelpunkt des Universums, sondern sie dreht sich um die Sonne. Dass Erde und Menschheit nicht mehr das Zentrum des Universum sein sollten, verdammte die katholische Kirche als ketzerisch.

Dies geschah allerdings erst nach seinem Tod - weil seine Theorie zunächst nur in kleinen Zirkeln von Mathematikern und Astronomen diskutiert wurde. "Es gibt keinen Hinweis, dass sich Kopernikus darüber Sorgen machte, zum Ketzer erklärt zu werden", sagte der US-Wissenschaftshistoriker Jack Repchek, Autor des Buches "Copernicus' Secret". "Warum wurde er wie jeder andere Domherr in Frauenburg beerdigt? Weil er zum Zeitpunkt seines Todes nicht bedeutender als jeder andere Domherr von Frauenburg war. Er war nicht der ikonische Held, der er (später) geworden ist." Kopernikus wichtigste Schrift - "De Revolutionibus Orbium Coelestium" wurde in seinen letzten Lebensjahren verfasst, ein Exemplar des gedruckten Buchs bekam er an seinem Todestag, dem 21. Mai 1543.

Suche nach Gebeinen vor sechs Jahren begonnen

Am Samstag wurden Kopernikus' sterbliche Überreste mit geweihtem Wasser besprengt und sein Sarg von einer Ehrengarde zur Ruhestätte in dem Dom getragen. Der Grabstein ist mit einer goldenen Sonne verziert, die von sechs Planeten umkreist wird. Der päpstliche Nuntius und gerade zum Primus der katholischen Kirche in Polen ernannte Jozef Kowalczyk feierte eine Messe zu Ehren des Astronomen feiern.

Die Suche nach den Gebeinen Kopernikus' begann auf Initiative von Jezierski vor sechs Jahren. Schließlich wurden der Schädel und Knochen eines etwa 70-jährigen Mannes in einem unmarkierten Grab gefunden. Mit gerichtsmedizinischen Untersuchungen und DNA-Analysen gelang der Nachweis, dass es sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um die Überreste des Astronomen handelt.

(apd)
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