Eröffnung des 100. Katholikentages Glaubensfest mit Papstbotschaft auf Deutsch

Leipzig · Tausende kommen zum Katholikentag nach Leipzig. Die Christen freuen sich auf Begegnungen der besonderen Art. Denn Kirche ist im Osten Deutschlands alles andere als selbstverständlich.

Leipzig: Die schönsten Bilder vom 100. Katholikentag 2016
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Die schönsten Bilder vom 100. Katholikentag 2016

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Ein Glaubensfest "zum Anfassen" und eine Papstbotschaft auf Deutsch: In Leipzig hat der 100. Katholikentag begonnen. Tausende Gläubige kamen am Mittwoch zur Eröffnungsfeier in die sächsische Stadt, in der nur wenige Christen leben: Lediglich 4,3 Prozent der 570 000 Einwohner sind katholisch, etwa 10 Prozent evangelisch.

Bis Sonntag stehen rund 1000 Veranstaltungen auf dem Programm, darunter Gottesdienste, Diskussionsrunden zu gesellschaftlichen Themen, Workshops und Konzerte. Verkauft wurden mehr als 32 000 Dauerkarten, zusätzlich rechnet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter mit tausenden Tagesbesuchern.

Gleich zu Beginn gab es eine Premiere. Erstmals sendete ein Papst zum Katholikentag eine Videobotschaft auf Deutsch. Sie wurde auf dem gut gefüllten Marktplatz auf einer Videowand gezeigt. Franziskus rief zu einem friedlichen Miteinander, Solidarität mit Alten, Kranken und Flüchtlingen sowie zu größerem Umweltbewusstsein auf.

"Es ist nicht das Machen oder der äußere Erfolg, der zählt, sondern die Fähigkeit, stehen zu bleiben, hinzuschauen, aufmerksam zu sein gegenüber dem Mitmenschen und ihm zu geben, was ihm wirklich fehlt", sagte er. Und der Papst rief die Menschen auf, sich mehr Zeit zu nehmen, "um den ruhigen Einklang mit der Welt und der Schöpfung wiederzugewinnen, aber auch mit dem Schöpfer".

Bundespräsident Joachim Gauck - selbst einst evangelischer Pfarrer - würdigte das Wirken der Kirchen in Deutschland. Gesellschaft und Staat seien dankbar für den selbstlosen Einsatz vieler katholischer und evangelischer Christen für das Gemeinwesen, sagte er bei der Eröffnungsfeier. "In der Aufnahme und Hilfe für die Flüchtlinge ist das in den vergangenen Monaten wieder einmal sehr deutlich geworden." Gauck betonte auch die Bedeutung der Religionsfreiheit. Als Grundrecht unterliege sie besonderem staatlichen Schutz, sagte er der Katholikentagszeitung "Tag des Herrn".

Motto: "Seht, da ist der Mensch"

ZdK-Präsident Thomas Sternberg kündigte einen "Katholikentag zum Anfassen" an. Unter dem Motto "Seht, da ist der Mensch" seien "Begegnungsmöglichkeiten zwischen Gläubigen, Nichtgläubigen, religiös Unberührten, Skeptikern und Atheisten" geplant.

Er erinnerte daran, dass der Osten Deutschlands eine der am meisten säkularisierten - also kirchenfernen - Regionen Europas sei. Um so wichtiger sei es für Katholiken, "werbend, freundlich und gewinnend" aufzutreten. Vom Katholikentag solle ein Zeichen der Offenheit und Toleranz ausgehen. "Leipzig wird ein besonderer Katholikentag werden", meinte Sternberg, der nochmals die Entscheidung verteidigte, keine AfD-Politiker zu den Diskussionsveranstaltungen einzuladen.

Auf einem Festakt zum Jubiläum des Katholikentags attackierte Ex-Bundespräsident Christian Wulff die fremden- und islamfeindliche Pegida-Bewegung und deren Ableger. "Wohin sind wir eigentlich gekommen?", fragte er. "Es gibt wirklich Menschen in diesem Lande, die für sich der Meinung sind, das christliche Abendland zu verteidigen, aber die Bibel überhaupt nicht kennen. Und es gibt Menschen, die montags die freiheitlich-demokratische Grundordnung verteidigen, aber niemals da hineingeschaut haben können." Montag ist der Aufmarschtag von Pegida in Dresden.

Alle zwei Jahre in einer anderen Stadt

Die Initiative "Wir sind Kirche" erwartet vom Katholikentag Impulse für innerkirchliche Reformen. So müssten Frauen mehr Einflussmöglichkeiten bekommen bis hin zum Diakonat der Frau, sagte Sprecher Christian Weisner der Deutschen Presse-Agentur.

Katholikentage finden in der Regel alle zwei Jahre in einer anderen Stadt statt - im Wechsel mit den evangelischen Kirchentagen. Die Katholische Kirche zählt in Deutschland 23,9 Millionen Mitglieder (Ende 2014), das entspricht etwa 30 Prozent der Bevölkerung. Der evangelischen Kirche gehören 22,6 Millionen Menschen an.

(tak/dpa)
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