Eisschrank Deutschland Kälteste Nacht mit 30 Grad minus

Frankfurt/Main (RPO). Unmittelbar vor dem angekündigten Wetterwechsel hat Deutschland noch einmal eine bitterkalte Nacht erlebt. Am frostigsten war es am frühen Sonntagmorgen mit minus 30,3 Grad in Albstadt-Degerfeld, wie der Wetterdienst Meteomedia im schweizerischen Gais mitteilte. Dagegen war es in NRW fast mit minus 18 Grad verhältnismäßig "warm". In Mannhein starb ein Obdachloser in Folge der Kälte.

Schneechaos an der US-Ostküste
10 Bilder

Schneechaos an der US-Ostküste

10 Bilder

Ebenfalls in Baden-Württemberg sei die zweitniedrigste Temperatur von minus 29,8 Grad in Sonnenbuehl/Alb gemessen worden. Erst auf dem dritten Rang folgte die Zugspitze, wo das Thermometer in 2964 Meter Höhe minus 27,4 Grad anzeigte.

Auf Rang vier folgte Dill im Hunsrück mit minus 26,1 Grad. Dies war den Angaben zufolge die tiefste bisher in Rheinland-Pfalz gemessene Temperatur seit Beginn der Temperaturmessungen. In den Küstenregionen Schleswig-Holsteins war von dem beißenden Frost hingegen kaum etwas zu merken. Dort fanden sich in der Nacht zu Sonntag die sechs mildesten Orte, angeführt von Hörnum auf Sylt, wo die Luft lediglich auf minus 2,2 Grad abkühlte.

Minus 18 Grad in NRW

Die Nacht zum Sonntag hat Nordrhein-Westfalen erneut eiskalte Temperaturen gebracht. "Wir hatten strengen Frost mit bis zu minus 18 Grad", sagte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Essen. Am Sonntag setzte landesweit Schneefall ein, der bis zu zehn Zentimeter Schnee bringen sollte. Es bestand die Gefahr von Schneeverwehungen.

Vor allem in der Nacht zum Samstag führten die winterlichen Straßenverhältnisse zu zahlreichen Unfällen. Nach Angaben der Landesleitstelle der NRW-Polizei ereigneten sich mehr als 1000 Verkehrsunfälle. Dabei wurden 20 Menschen schwer und 85 Personen leicht verletzt. Der geschätzte Schaden lag bei etwa 2,5 Millionen Euro. Vor allem im Sauer- und Siegerland ereigneten sich zahlreiche Unfälle.

Die Feuerwehr musste einen 14-jährigen Jungen von einer Insel im zugefrorenen See des ehemaligen Geländes der Landesgartenschau in Rietberg (Kreis Gütersloh) retten. Mit zwei gleichaltrigen Jungen hatte er den zugefrorenen See betreten, als das Eis unter dem Gewicht zu knacken anfing. Zwei Kinder konnten sich noch ans Ufer retten, der andere lief auf eine Insel des Sees. Mit einem Feuerwehrboot wurde der 14-Jährige von der Insel geholt.

Schweiz noch kälter

Weite Teile der Schweiz haben in der Nacht zum Sonntag die kälteste Dezembernacht seit Jahrzehnten erlebt. Mit minus 34,2 Grad in La Brevine im Neuenburger Jura wurde außerdem ein neuer Tiefstwert für das laufende Winterhalbjahr verzeichnet. Ab Dienstag ist aber eine massive Erwärmung mit einem Temperatursprung von 20 Grad oder mehr in Sicht.

La Brevine gilt mit dem absoluten Rekord von minus 41,8 Grad vom 12. Januar 1987 als Schweizer Kältepol. Die in der Nacht zum Sonntag gemessenen 34,2 Kältegrade sind der tiefste Dezemberwert seit 2001, wie MeteoSchweiz auf Anfrage mitteilte. Damals wurden an Heiligabend minus 37,8 Grad abgelesen.

Mehrere Messstationen verzeichneten die tiefsten Werte seit Jahrzehnten oder sogar seit Messbeginn. Am kältesten war es in Mathod auf 445 Metern Höhe am Fuß des Waadtländer Juras mit 19,1 Grad unter null, der tiefste Dezemberwert seit Beginn der Messungen im Jahre 1992. Basel erlebte mit minus 16,0 die kälteste Dezembernacht seit 1964. Minus 16,1 Grad für Luzern bedeuteten sogar den tiefste Dezemberwert seit Messbeginn von 1931.

Kältetote in Polen

Bei Temperaturen bis minus 20 Grad sind in der Nacht zum Sonntag in Polen 15 Menschen erfroren. Die Zahl der Kältetoten seit Monatsbeginn ist damit landesweit auf 47 gestiegen, wie die Polizei mitteilte. Sie rief dazu auf, die Beamten auf Obdachlose oder Betrunkene in der klirrenden Kälte hinzuweisen, um weitere Todesfälle zu verhindern.

In Mannheim ist ein Obdachloser gestorben, der bei hohen Minustemperaturen im Freien übernachtet hatte. Der 46-Jährige habe am Freitagabend mit zwei weiteren Obdachlosen an stillgelegten Gleisanlagen auf bloßem Betonboden geschlafen, teilte die Mannheimer Polizei am Wochenende mit. Am nächsten Morgen hätten seine zwei Bekannten in leblos und steifgefroren vorgefunden. Den Angaben zufolge hatten die drei vor dem Schlafengehen diverse alkoholische Getränke zu sich genommen. Der Mann sei vermutlich erfroren, denn er habe neben der üblichen Bekleidung nur eine Kapuzen- und eine leichte Daunenjacke getragen, erklärte die Polizei.

Unfallserie in Deutschland

Eis- und Schneeglätte führten am Wochenende zu Tausenden Unfällen, die meist glimpflich verliefen. In Schleswig-Holstein kamen jedoch zwei Frauen ums Leben. Am Freitagabend gegen 21.35 Uhr schleuderte ein 51-jähriger Autofahrer laut Polizeibericht auf der Bundesstraße 76 bei Eutin in den Gegenverkehr und stieß mit zwei Pkw zusammen. Die 52-jährige Beifahrerin starb. Etwa zur gleichen Zeit, um 21.18 Uhr, stieß eine 24-jährige Autofahrerin mit ihrem Kleinwagen auf der Abfahrt der Autobahn 7 bei Neumünster auf der Gegenfahrbahn mit einem anderen Auto zusammen. Sie starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen.

Schwer verletzt wurden drei Frauen im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Ihr Auto geriet am späten Freitagnachmittag auf schneeglatter Straße in Schlüchtern auf die Gegenfahrbahn und stieß mit einem Linienbus zusammen. Die Frauen mussten von der Feuerwehr befreit werden.

Bei einem Verkehrsunfall auf schneeglatter Fahrbahn ist in der Nacht zum Sonntag auf einer Bundesstraße bei Groß-Umstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) ein 21-Jähriger aus Münster schwer verletzt worden. Der Mann hatte vermutlich aufgrund erhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Das Auto kam von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum, wie die Polizei mitteilte. Der 21-Jährige wurde durch den Aufprall in seinem Fahrzeug eingeklemmt.

Weiße Weihnachten wohl nur in Ausnahmefällen

Am Sonntag kommen laut DWD von Nordwesten her Schneefälle auf, die am Abend auch den Osten und Süden Deutschlands erreichen. Im Nordseeküstenbereich geht der Schnee zum Teil in Regen über. Die Temperatur steigt auf Werte zwischen minus acht Grad im Südosten und Osten und um null Grad im Nordwesten. Im Bergland besteht die Gefahr von Schneeverwehungen.

Das Tief "Vincent" mit Kern bei den Shetland-Inseln bringt dann eine Wetterumstellung. Zunächst schneit es noch leicht in der Westhälfte und im Süden. Im Südwesten geht der Schnee in Regen über, dabei entsteht Glatteisgefahr. Diese breitet sich am Dienstag zum Westen und Nordwesten, später auch zum Norden aus. Am Himmel überwiegen dichte Wolken. Lediglich im Südosten kann sich später auch mal die Sonne zeigen. Auf den Alpengipfeln und in den östlichen Mittelgebirgen wird es durch Föhn stürmisch. Gefährlicher Glatteisregen ist auch für Mittwoch angesagt.

An Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen fällt in weiten Teilen Deutschlands etwas Regen oder Schnee, gebietweise kann es auch kurzzeitig zu gefrierendem Regen mit gefährlicher Glättebildung kommen. Die Sonne kommt kaum zum Vorschein. Bis Ende Dezember soll das regnerische und kühle Wetter anhalten.

(AP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort