JVA Tegel vermisst Gefangenen Häftling gelingt offenbar filmreife Flucht

Berlin · Man kennt es aus Krimis im Fernsehen: Ein Häftling drappiert Kleidungsstücke und Toilettenpapier unter der Decke - dadurch glauben die Wärter, dass er im Bett liegt und schläft, obwohl er schon längst auf der Flucht ist. So soll es in Berlin passiert sein.

 Gebäude auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Tegel.

Gebäude auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Tegel.

Foto: dpa, pdz soe fux

In Berlin ist erneut ein Gefängnisinsasse entwischt. Wie die Senatsverwaltung für Justiz am Donnerstag mitteilte, wurde am Morgen das Fehlen eines Häftlings in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel festgestellt. Bei dem Mann handelt es sich um einen gewalttätigen Erpresser und Serieneinbrecher. Unklar ist, wie der Mann entkommen konnte. "Wir wissen nicht, auf welchem Weg", sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne). Es war die zehnte Flucht innerhalb von sechs Wochen. Behrendt steht deshalb unter Druck.

Wahrscheinlich sei der Mann schon am Mittwochnachmittag geflohen, sagte der Senator weiter. Der Häftling habe die Mitarbeiter im Gefängnis Tegel mit einer Attrappe in seinem Bett getäuscht: Er habe die Umrisse seines Körpers unter der Bettdecke aus Kleidung, Toilettenpapier und Stoffresten sowie einer Mütze geformt. Bei der Zählung nach einer Freistunde habe er mit diesem Trick den Eindruck erweckt, dass er dort liege - offenbar mit Erfolg: Ein Wärter habe gelaubt, dass er den Häftling am Vorabend um halb sechs eingeschlossen habe, sagte Behrendt. Es sei davon auszugehen, dass der Gefangene irgendwann am Mittwochnachmittag entwichen sei.

Lkw-Fahrer wird vernommen

Die Justizverwaltung prüft jetzt, ob der 24-Jährige mit einem Lastwagen entkam. Am Mittwoch hatte der Laster samt Anhänger Waren in die Anstalt gebracht. Der Fahrer des Wagens sei vernommen worden, er stehe nicht unter Verdacht. Der Gefangene war zu mehreren Gefängnisstrafen verurteilt worden. Ein vierjährige Haft wegen räuberischer Erpressung sollte bis September 2022 dauern. Der Mann stammt aus Libyen.

Ob die erneute Flucht auf fehlende Bedienstete zurückgeht, blieb offen. Behrendt verwies aber auf die angespannte Situation. "Aufklärung steht im Vordergrund." Er werde dem Parlament Rede und Antwort stehen. "Alles andere wird sich dann zeigen."

Nach Weihnachten waren vier Strafgefangene aus dem geschlossenen Teil der Anstalt Plötzensee ausgebrochen sowie fünf Männer aus dem offenen Vollzug entwichen. Die Strafgefangenen sind zurück, von der anderen Gruppe fehlt noch einer.

(csr)
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