Integration Länder schaffen fast 8300 Deutschklassen für Flüchtlingskinder

Berlin · Die Zuwanderung Hunderttausender schulpflichtiger Flüchtlingskinder stellt die Bundesländer vor große Herausforderungen. Einem Medienbericht zufolge sind in Reaktion bislang mindestens 8264 spezielle Deutschlernklassen eingerichtet worden.

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Foto: dpa, awe

Laut Nachfragen bei den 16 Bundesländern besuchen rund 196.000 Schüler solche Klassen, in denen die deutsche Sprache gelehrt wird. Die tatsächliche Zahl dürfte nach Einschätzung der "Welt am Sonntag" noch höher liegen, da sie nach dem Übergang in die Regelklassen nicht mehr gesondert erfasst werden. Die Länder stellten zusätzlich rund 8500 Lehrer ein, um die Situation zu bewältigen.

"Für Schulen und Kultusverwaltungen hat es so eine Herausforderung noch nie gegeben", zitiert das Blatt die scheidende Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Sachsens Ressortchefin Brunhild Kurth (CDU). In dieser Situation müsse man flexibel auf die sich ständig ändernden Bedingungen reagieren. Die Schulen stünden jedoch nicht vor dem Kollaps, so Kurth. Anlass für Pessimismus und Hysterie bestehe nicht. Jedoch "sollten wir akzeptieren, dass die Ausnahmesituation für eine lange Zeit Normalzustand sein wird", sagte die KMK-Präsidentin.

Verlässliche Prognosen, wie viele Flüchtlingskinder 2016 kommen werden, sind nicht möglich. Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sieht darin das größte Risiko für das System. Die zusätzlichen und die für 2016 geplanten Lehrerstellen reichten "nicht einmal für die bereits in Deutschland befindlichen Flüchtlingskinder", sagte er. Gebraucht würden 20.000 und nicht nur 8500 zusätzliche Lehrkräfte. Spätestens ab Sommer werde sich diese Lücke "schmerzhaft bemerkbar machen".

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) appellierte an die "sozialpolitische Verantwortung" des Bundes. "Wir brauchen ein stärkeres Engagement des Bundes im Bereich der Schulsozialarbeit", so Löhrmann; dies wäre "bereits jetzt ohne Grundgesetzänderung möglich".

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(KNA)
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