Techniker wurden 1975 verbrannt In Asse lagert offenbar Asche von verstrahlten Arbeitern

Braunschweig/Hannover (RPO). Im Atommülllager Asse lagert neben radioaktiven Altlasten und Giftmüll offenbar auch Asche von menschlichen Leichenteilen. Wie mehrere Medien am Freitag übereinstimmend berichteten, stammt sie von zwei Technikern, die 1975 bei einem Unfall im Kernkraftwerk Gundremmingen in Bayern tödlich verunglückt waren.

Am Freitag wurde Alarm wegen eines Laugeneinbruchs gegeben.

Am Freitag wurde Alarm wegen eines Laugeneinbruchs gegeben.

Foto: ddp, ddp

Den Berichten zufolge wurden Teile der Leichen nach dem Unfall auf Radioaktivität untersucht und dann als "klinischer Abfall" in dem Salzstock bei Wolfenbüttel entsorgt.

Wie das Magazin "Stern" berichtet, landete die Asche der zwei verunglückten Arbeiter in Fässern in der Asse. Sie hatten am 19. November 1975 in Gundremmingen zwei Ventile reparieren sollen. Dabei war explosionsartig ein radioaktives Dampf-Wasser-Gemisch ausgetreten, das die beiden 34 und 46 Jahre alten Arbeiter tödlich verbrühte.

Bei der Obduktion wurden laut "Stern" Leichenteile abgetrennt und auf Radioaktivität untersucht. Dann seien die Leichen in Zinksärge eingelötet worden, ohne dass die Angehörigen sie noch hätten sehen dürfen. Die Strahlung an der Sargoberfläche war den Angaben zufolge aber so gering, dass die Männer sechs Tage später beerdigt wurden. Die Leichenteile wurden im Kernforschungszentrum Karlsruhe verbrannt, die Asche wurde später in die Asse gebracht.

Der "Braunschweiger Zeitung" bestätigten Landtagskreise, dass im Frühjahr 1976 der Asse zwei Blechkisten aus Neuherberg - dem Sitz der früheren Asse-Betreibergesellschaft für Strahlenforschung und heutigem Helmholtz Zentrum München - angeliefert worden seien. Darin soll sich die Asche der beiden Schlosser befunden haben.

Ein Sprecher des Helmholtz Zentrums bestätigte, dass der Unfall stattfand und den Leichen Teile entnommen wurden. Ob diese in der Asse landeten, konnte er nicht sagen. Dies sei aber "möglich", sagte er. Der jetzige Betreiber der Asse, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), durchforstet derzeit die Akten. "Wir haben bisher noch keinen eindeutigen Beleg gefunden", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Er fügte hinzu: "Sollte es wirklich zutreffen, täten mir in erster Linie die Angehörigen leid."

Die Gerüchte hatten bereits am Donnerstag im Asse-Untersuchungsausschuss in Hannover für Aufregung gesorgt. Ein Ausschussmitglied fragte spontan den dort geladenen ehemaligen Asse-Schachtleiter Günther Kappei, ob er etwas von menschlicher Asche in der Asse wisse. "Ich habe darüber keine Kenntnis", sagte Kappei.

Unterdessen wurde am Freitagmorgen Alarm wegen eines plötzlichen "dramatischen Laugeneinbruchs" gegeben. Laut Landesumweltministerium dringt an der sensiblen Südflanke des Schachts deutlich mehr Grundwasser ein als bislang. Er ist wegen des unkontrollierten Zuflusses von Grundwasser seit Jahren einsturzgefährdet.

Das Landesumweltministerium bestätigte einen Bericht des Magazins "Focus". Danach stieg an der Hauptlaugenzutrittsstelle auf der in 658 Metern Tiefe gelegenen Sohle der Zutritt "über Nacht und völlig unerwartet" um zehn Prozent auf 11.370 Liter am Tag an. Laut einem Sprecher des BfS sind solche Schwankungen aber "durchaus üblich". Ähnliche Mengen seien schon 2003 gemessen worden.

(DDP/felt)
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