Vorschlag aus NRW im Bundesrat Länder wollen härtere Strafen für illegale Autorennen

Düsseldorf/Berlin · Illegale Autorennen kosten Menschenleben. In Berlin waren zwei Raser wegen Mordes angeklagt. Laut Forderung des Landes NRW soll die Teilnahme an illegalen Straßenrennen nun zur Straftat werden. Der Bundesrat stimmt über den Vorschlag ab.

Köln: Trauer um Opfer illegaler Autorennen
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Illegale Autorennen 2015: Kölner trauern um Opfer

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Foto: dpa, obe fdt

Mit 160 Sachen über den Ku'damm, rote Ampeln werden ignoriert - und es geht nur darum, wer am Ende vorne liegt: Zwei Männer müssen sich derzeit in Berlin vor Gericht verantworten, weil sie im Februar bei einem illegalen Rennen einen Rentner totgefahren haben — wegen Mordes. Diese Mordanklage für Raser ist etwas Neues in Deutschland.

Aus Nordrhein-Westfalen kam der Vorschlag, Teilnehmer illegaler Autorennen härter zu bestrafen. Der Bundesrat hat dieser Initiative nun zugestimmt. Der Bundestag muss sich mit dem Gesetzesvorschlag befassen.

Wer ein illegales Rennen fährt, kann hinter Gittern landen

Wer an einem illegalen Rennen teilnimmt oder eines veranstaltet, soll mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden. Wer den Tod eines Menschen verursacht, kann mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in weniger schweren Fällen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren belangt werden.

Außerdem sollen Täter ihren Führerschein verlieren. Darüber hinaus können die Strafverfolgungsbehörden anordnen, dass das Auto des Täters beschlagnahmt wird.

"Wir haben in den letzten Monaten schlimme Fälle feststellen können, wo Autoraserei Leben von Menschen gefährdet haben oder auch Menschen zu Tode gekommen sind", sagte der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) im Juli, als er mit Unterstützung aus Hessen den entsprechenden Gesetzesentwurf in den Bundesrat einbrachte.

In den vergangenen Monaten ist es in Deutschland immer wieder zu Kräftemessen auf der Straße gekommen. Im Juli waren zwei junge Männer mit ihren Wagen durch die Kölner Innenstadt gerast und kollidierten miteinander. Eine Beifahrerin wurde dabei verletzt.

Auf dem Rücksitz eines rasenden Autos starb im Januar eine junge Frau in Ludwigshafen — zuvor krachte der Fahrer bei einem Rennen in einen Baum. Im Jahr starben 2015 mindestens zwei unbeteiligte Menschen wegen illegaler Autorennen, zahlreiche wurden verletzt.

Geht es nach den Initiatoren des Entwurfs, soll nun aus einer Ordnungswidrigkeit ein Straftatbestand werden: Bisher drohen Teilnehmern illegaler Rennen 400 Euro Bußgeld und ein Monat Fahrverbot. "Wir wollen, dass solche Aktionen zukünftig richtig bestraft werden können", sagte Kutschaty. Das Bundesverkehrsministerium hatte sich bereits skeptisch zu den Plänen geäußert und vor allem verstärkte Polizeikontrollen angemahnt.

Nach einer Umfrage des ARD-Morgenmagazins vom Freitagmorgen glaubt eine Mehrheit der Deutschen aber nicht daran, dass härtere Strafen helfen. Nur 40 Prozent denken, dass Führerscheinentzug und Gefängnisstrafen genügend abschrecken.

Polizeigewerkschaften begrüßen den Vorschlag

Polizeigewerkschaften begrüßten diesen Vorstoß zuletzt ausdrücklich. Es sei dringend notwendig, deutlich zu machen, dass es sich um ein "sehr schweres Vergehen" handelt, das Leben unschuldiger Menschen gefährde, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, im Juli. Härtere Strafen seien ein zwar deutlicher, aber dennoch notwendiger Schritt, sagte sein Amtskollege von der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow. Er sei wichtig, weil illegale Autorennen in der Vergangenheit immer wieder zu tödlichen Unfällen geführt hätten.

Der Kölner Professor für Physikdidaktik André Bresges, der die Raserszene untersucht, beobachtet zunehmend auch ältere Männer, die sich teure Wagen leisten können und an solchen Rennen teilnehmen.
Typische Raser schalteten in Rennsituationen Risiken aus: "Er ist jetzt nur noch in seinem Auto, nur noch auf der Piste, will nur noch gewinnen - koste es, was es wolle", beschrieb Bresges eine typische Situation.

(heif/dpa)
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