Polizist schaukelt Baby mit Auto in den Schlaf "Ich habe mich an meine eigene Kindheit erinnert"

Offenbach · Es war das Thema in den sozialen Netzwerken: Eine Mutter schließt versehentlich ihr Baby im Wagen ein und ruft die Polizei zur Hilfe. Ein junger Polizistenanwärter beruhigt das weinende Kleinkind, indem er das Auto schaukelt, bis der Säugling einschläft. Wir haben mit dem Mann gesprochen.

 Michael Rahman (25) schaukelte das Auto mit dem eingesperrten Baby so lange, bis das Kind einschlief (Polizeifoto).

Michael Rahman (25) schaukelte das Auto mit dem eingesperrten Baby so lange, bis das Kind einschlief (Polizeifoto).

Foto: Polizeipräsidium Osthessen/Twitter

Für Michael Rahman (25) war es sicher der bislang ungewöhnlichste Fall seines Berufslebens. Der Polizistenanwärter im fünften Semester fuhr gerade mit einer Kollegin Streife in Offenbach, als der Notruf einging. Eine Frau hatte ihr Kind versehentlich im Auto eingeschlossen. Wagen- und Wohnungsschlüssel lagen unerreichbar auf dem Fahrersitz. Die Mutter war verzweifelt, das Kind lag weinend im Inneren des Fahrzeugs.

"Wir haben erst einmal versucht, die Mutter zu beruhigen", erinnert sich Rahman. Allerdings wurde ihm und seiner Kollegin schnell klar, dass rasche Hilfe vonnöten war: Das Kind war erkältet und bekam nach Angaben der Mutter schlecht Luft - dass es bereits seit einiger Zeit heftig weinte, machte die Situation nicht besser.

Die Polizisten versuchten zuerst, die Wohnungstür der Frau zu öffnen und so an einen Ersatzschlüssel für den Wagen zu kommen, scheiterten aber am fehlenden Spezialgerät. Sie mussten warten, bis eine zweite Streife mit den richtigen Werkzeugen eintraf, auch die Türöffnungsspezialisten der Feuerwehr Offenbach wurden verständigt.

Ein anderer Helfer hätte jetzt vielleicht versucht, die Scheibe einzuschlagen oder das Schloss zu knacken - aber Rahman kam beim Anblick des Babys eine Kindheitserinnerung in den Sinn. "Wenn ich als Kind nicht einschlafen konnte, hat mein Vater mich immer ins Auto gesetzt und ist mit mir ein paarmal um den Block gefahren. Bei der beruhigenden Schaukelbewegung bin ich dann regelmäßig eingeschlafen." Was damals bei ihm funktionierte, könnte vielleicht auch hier helfen, dachte sich der Mann. Er ging zur Seite des Wagens, packte fest am Dach zu und begann, den ganzen Wagen sanft hin und her zu schaukeln. Und er hatte Erfolg: "Schon nach etwa einer halben Minute hat das Kind aufgehört zu weinen und ganz ruhig zur Mutter geschaut," erzählt Rahman. Irgendwann schlief das Baby sogar ein.

Als die Kollegen vom Revier schließlich mit den passenden Werkzeugen eintrafen, ging alles ganz schnell. Aus der Wohnung holten die Beamten den Ersatzschlüssel für den Wagen. Alles in allem dauerte der Einsatz etwa eine halbe Stunde, dann konnte die Mutter ihr Baby wieder in die Arme schließen.

Den Ruf, gut mit Kindern umgehen zu können, werden Rahman und seine Kollegin nach diesem Ereignis so schnell wohl nicht mehr los. Auch in den sozialen Netzwerken waren viele von dem Engagement der Ordnungshüter begeistert. Der Polizistenanwärter selbst sieht das eher gelassen: "Wir hatten am selben Tag auch schon kurz auf ein Kind aufgepasst, das sich in der Gegend verirrt hatte." Das sei nichts Ungewöhnliches. So einen Fall wie das im Wagen eingeschlossene Baby gebe es dann aber doch eher selten.

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