Debatte um Kleidung im Sommer Wirbel um Hotpants-Verbot für Schüler

Düsseldorf/Horb · Je heißer der Sommer, desto kürzer die Kleidung - das gilt auch an vielen Schulen. Im Schwarzwald hat eine Schulleiterin nun ein Verbot von "aufreizender" Kleidung durchgesetzt - und damit eine hitzige Diskussion im Internet ausgelöst.

Die zehn schlimmsten Kleiderpannen im Job
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Während sich die Schüler in NRW in der Hitzerekord-Woche an den Badeseen abkühlen konnten, saßen die Schüler in anderen Bundesländern bei bis zu 40 Grad in ihren Klassenzimmern fest. An luftiger Kleidung kam da kaum einer vorbei - nicht so aber an einer Schule in Baden-Württemberg.

Dort greift eine Schulleiterin hart durch und verbietet Kleidungsstücke, die in ihren Augen aufreizend sind: bauchfreie Tops, Hotpants, Mini-Röcke. An einigen Schulen, etwa in Bayern, sind solche Kleiderordnungen bereits Alltag, doch ausgerechnet der Fall aus BadenWürttemberg hat einen Sturm der Entrüstung im Internet ausgelöst.

Auslöser war ein Brief der Schulleiterin einer Realschule in Horb im Schwarzwald an die Eltern. Darin steht, das Tragen offenherziger Kleidung solle künftig bestraft werden. Bei Missachtung sollen Schülerinnen ein großes T-Shirt übergezogen bekommen, das sie bis Schulschluss tragen müssen.

Mit Blick auf mögliche Proteste vonseiten der Eltern heißt es in dem Schreiben: "Es geht uns nicht um die Unterdrückung der Individualität Ihres Kindes." Vielmehr gehe es um ein gesundes Schulklima, "in dem sich alle wohlfühlen und in dem gesellschaftliche und soziale Werte gelebt und gefördert werden".

Empörung aber kommt von ganz anderer Seite. Anne Wizorek, die vor zwei Jahren die Sexismus-Debatte #aufschrei ins Leben gerufen hatte, veröffentlichte den Brief beim Kurznachrichtendienst Twitter. Seitdem diskutiert das Internet unter dem Hashtag #hotpantsverbot.

Hitzigster Diskussionspunkt: Die Kleiderordnung betrifft ausschließlich Mädchen. "Schon der Begriff Hotpants ist dämlich: Bei Kerlen heißt das kurze Hose und ist gar nicht hot, wenn sie zu kurz ist", schreibt ein Twitter-Nutzer. Andere geben den männlichen "Gaffern" die Schuld: "Jeder sollte anziehen können, was er will, ohne als Sexobjekt angesehen zu werden. Die Mädchen sind wohl kaum das Problem." Nutzerin Malaika twittert: "Für Lehrerinnen gibt's Kopftuchverbot. Für Schülerinnen gibt's Hotpantsverbot. Für männliche Schüler und Lehrer gibt's was noch mal gleich?"

Gute Frage, denn einige Schüler würden lieber ihren Lehrern als ihren Mitschülerinnen ein Verbot auferlegen: "Der durchschnittliche Lehrer sollte beim Thema geschmackvolle Kleidung lieber mal den Ball flach halten", heißt es bei Twitter. Auch der Nutzen des Verbots und mögliche Trotzreaktionen werden diskutiert: "Meine Töchter sagen, wenn Hotpants verboten werden, tragen sie nichts anderes mehr - auch bei Eis und Schnee", twittert Teresa van de Kowski. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (NRW) erklärt, dass auch in NRW Kleiderordnungen immer wieder diskutiert werden, hält solch ein Vorhaben aber für schwierig. "Es gibt einfach individuelle Toleranzgrenzen", sagt GEW-Sprecher Berthold Paschert. "Generelle Regelungen zu definieren, halte ich daher für schwierig." Eine einheitliche Schulkleidung lehne man bei der GEW ab.

Erst vergangene Woche hatten zwei Schulleiter aus Bayern und Brandenburg aufreizende Kleidung an ihren Schulen verboten. Die Begründung: In der Nähe der Schulen gebe es Flüchtlingsheime. Einer der Schulleiter schrieb: "Die Asylbewerber sind von ihrer eigenen Kultur geprägt. Eine zurückhaltende Alltagskleidung ist angemessen. Durchsichtige Tops oder Blusen, kurze Shorts oder Miniröcke könnten zu Missverständnissen führen." Man lernt eben nie aus in der Schule.

(RP)
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