Hamburg Die Lage in Flüchtlingscamps droht zu eskalieren

Hamburg · Kälte, Überbelegung, Krankheiten - die Lage in Hamburgs Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge droht einem Medienbericht zufolge außer Kontrolle zu geraten.

Blick auf die Erstaufnahmeeinrichtung in Hamburg Bahrenfeld.

Blick auf die Erstaufnahmeeinrichtung in Hamburg Bahrenfeld.

Foto: dpa, k

Laut einem internen Lagepapier der Polizei, das dem "Hamburger Abendblatt" vorliegt, ist die Situation etwa in einem Flüchtlingscamp an der Schnackenburgallee "kurz vor dem Kippen". Wegen der Kälte sei die Stimmung der 3300 Bewohner inzwischen "hochgradig explosiv".

Mindestens 100 Bewohner seien allein im Zeltbereich des Camps schwanger oder "erkrankt". Die Polizei wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. "Interne Papiere kommentieren wir nicht", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Noch am Donnerstag hatte die Polizei Vorwürfe zurückgewiesen, Probleme in Unterkünften herunterzuspielen: "Wir gehen offen und transparent mit der Thematik um", sagte ein Sprecher.

Bereits am Mittwoch hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) gesagt, dass er nicht mehr damit rechne, dass alle Flüchtlinge während des Winters in festen Unterkünften unterkommen. Jeder wisse, dass es wie überall in Deutschland auch in Hamburg Zelte geben werde, sagte Scholz am Mittwoch in der Hamburgischen Bürgerschaft in einer Regierungserklärung. Herbstliche Kälte und fehlende Winterkleidung machen unterdessen den in Zelten campierenden Flüchtlingen in Hamburg zu schaffen.

Scholz hofft, dass sämtliche Zelte zumindest winterfest gemacht werden können. Aber: "Unser oberstes Ziel ist derzeit die Vermeidung von Obdachlosigkeit", sagte er. Seit Jahresbeginn hätten bis Ende September 35 021 Schutzsuchende Hamburg erreicht. Rund 3000 Flüchtlinge müssen derzeit bei nächtlichen Temperaturen um die fünf Grad noch in nicht beheizbaren Unterkünften schlafen.

In der zentralen Erstaufnahmestelle Hamburg-Bahrenfeld, die offiziell über 2600 Plätze verfügt, bemühten sich unterdessen Helfer und Behörden, das Los der in Zelten campierenden Flüchtlingen zu verbessern. Seit Dienstag würden zwar verstärkt Heizungen eingebaut, doch das sei "noch nicht genug", sagte ein in Kapuze und Schal gehüllter Mann. Eine andere Bewohnerin der Einrichtung bestätigte, dass alle Zelte bereits über Holzböden verfügen. Dabei dienen zum Teil Paletten als Fundament und Schutz vor dem feuchten Untergrund.

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(dpa)
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