Drei Tote durch Schweinegrippe Grippewelle begünstigt H1N1-Infektion

Göttingen (RPO). Die beginnende Grippewelle hat drei Todesopfer gefordert. In Göttingen starben ein dreijähriges Mädchen und ein 51 Jahre alter Mann mit Vorerkrankungen an der Schweinegrippe, wie das Sozialministerium am Montag in Hannover mitteilte. Bereits im Dezember war eine junge Frau am H1N1-Virus verstorben.

Was man zur Schweinegrippe wissen muss
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Foto: AP

Bei den drei Todesopfern sei der Schweinegrippe-Erreger A/H1N1 nachgewiesen worden, teilte das Sozialministerium am Montag in Hannover mit. Es gebe trotz alledem aber "keinen Grund zur Panik", sagte Ministeriumssprecher Thomas Spieker. Die Erkrankung an der in Deutschland üblichen Influenza begünstige aber die Infektion mit dem A/H1N1-Erreger der Schweinegrippe.

Seit Ende Dezember 2010 würden zunehmend Influenzaviren in Niedersachsen nachgewiesen. Wenn über 20 Prozent der Rachenabstriche von Patienten eine Infektion belegen, wird von einer Grippewelle gesprochen, wie der Präsident des Landesgesundheitsamts, Matthias Pulz, erklärte.

In der Mehrzahl der Untersuchungen werde das Influenzavirus A/H1N1 2009 nachgewiesen, das 2009 die Influenzapandemie ("Schweinegrippe") ausgelöst hatte. Mit dem Höhepunkt der Grippewelle sei Ende Januar oder im Februar zu rechnen.

2009 gab es 250 Todesfälle

Diese tragischen Fälle aus Göttingen zeigten, "dass die Influenza keine harmlose Erkrankung ist, sondern auch einen schweren Verlauf nehmen kann", sagte Niedersachsens Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU). Tödlich verlaufende Erkrankungen können den Angaben zufolge in jeder Influenza-Welle auftreten.

Auch wenn während der Pandemie im Jahr 2009 die Schweinegrippe als vergleichsweise harmlos wahrgenommen wurde, sind damals bundesweit 250 Todesfälle registriert worden. Die meisten verstorbenen Patienten hatten eine Grunderkrankung oder andere Risikofaktoren.

Den besten Schutz vor einer Infektionen biete die Impfung gegen die Influenza, sagte Pulz. "Um für die kommende Grippewelle ausreichend geschützt zu sein, sollte man sich aber möglichst noch in den nächsten Tagen impfen lassen, da die volle Schutzwirkung erst etwa 14 Tage nach der Impfung einsetzt."

Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in diesem Jahr empfohlene Influenzaimpfstoff beinhaltet drei Viruskomponenten, die in den letzen Jahren hauptsächlich nachgewiesen wurden: Influenza A/H1N1 2009 (Schweinegrippevirus), Influenza A/H3N2 und Influenza B.

"Die Schweinegrippe gibt es noch"

Eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts in Berlin sagte auf dapd-Anfrage, es sei auch für die Experten überraschend, dass die Grippewelle noch nicht wie üblich im November und Dezember ausgebrochen sei. Möglicherweise sei eine hohe Beteiligung an der Grippeschutzimpfung die Ursache dafür.

Erst vor kurzem hatte der Hamburger Tropenmediziner Christian Meyer die Ansicht vertreten, dass die durch den Erreger H1N1 ausgelösten Schweinegrippe allgemein überschätzt worden sei. "Die Schweinegrippe gibt es noch, etwa in Indien; in Deutschland spielt sie aber gar keine Rolle mehr", sagte der Wissenschaftler vom Bernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Von der Aufregung um die Schweinegrippe im vergangenen Winter hätten nur die Impfstoff-Hersteller profitiert. Die Zeche zahlten die Steuerzahler.

Als wesentlich gefährlicher sei dagegen auch im Winter 2010/2011 nach wie vor die gewöhnliche Grippe einzuschätzen. Zwischen 10.000 und 12.000 Menschen stürben daran jedes Jahr allein in Deutschland, sagte Meyer. Er riet ebenfalls zu eine Impfung gegen die Grippe, die insbesondere über 60-Jährigen "dringend zu empfehlen" sei.

(dapd/jre/nbe)
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