Glücksatlas Die Hälfte der Deutschen ist mit Integration zufrieden

Berlin · Trotz Terrorgefahr und Flüchtlingsandrang hat die allgemeine Lebenszufriedenheit in Deutschland laut Glücksatlas der Deutschen Post einen Sprung nach vorn gemacht. Das gilt jedoch nicht in allen Bereichen – auch in NRW.

Trotz Terrorgefahr und Flüchtlingsandrang hat die allgemeine Lebenszufriedenheit in Deutschland laut Glücksatlas der Deutschen Post einen Sprung nach vorn gemacht. Das gilt jedoch nicht in allen Bereichen — auch in NRW.

Den Glücksatlas erhebt die Deutsche Post als repräsentative Studie einmal im Jahr. Am Dienstag wurde er in Berlin vorgestellt. Die Autoren fragen dabei zum Beispiel nach Familie, Arbeit und Gesundheit. Auf einer Skala von null bis zehn ist die subjektive Lebenszufriedenheit danach 2016 auf 7,11 Punkte angestiegen. Die Marke liegt damit höher als 2015 (7,02) und ist der Spitzenwert seit Beginn der Glücksatlas-Erhebung im Jahr 2010, erläuterte Mitautor Bernd Raffelhüschen, Finanzwissenschaftler an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Als möglichen Grund sehen die Autoren die gute wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre, in denen die Arbeitslosenrate sank und Löhne sowie Kaufkraft stiegen. Allerdings klaffen bei der Zufriedenheit auffällige Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Ausgewählte Ergebnisse der Untersuchung:

  • Die optimistischen Deutschen: Sie leben nach wie vor an der Nordsee. Schleswig-Holstein hält seinen Spitzenplatz (7,41 Punkte). Doch der Süden holt auf. Von Platz fünf auf zwei schiebt sich Franken (7,22) nach vorn. In allen westlichen Bundesländern liegen die Werte dicht beieinander. Den größten Sprung nach vorn von Platz zwölf auf sieben macht die Region Nordrhein mit Köln (7,18).
  • Die skeptischen Deutschen: Sie wohnen durchweg im Osten der Republik. Dort erreicht keine Region bei der Lebenszufriedenheit die Marke 7. Den größten Zuwachs gibt es in Thüringen (6,94), das damit die neue Glücksregion im Osten ist. Auf dem letzten Rang liegt Mecklenburg-Vorpommern (6,77).
  • Ost und West: Nach einer immer weiteren Annäherung driftet die subjektive Zufriedenheit mit dem Leben in Deutschland 2016 erstmals wieder spürbar auseinander. Im Westen zeigt die Kurve nach oben — und zieht das ganze Land mit. Im Osten fällt sie leicht ab. Das gefühlte Glück in Ost und West liegt aber trotzdem lange nicht so weit voneinander entfernt wie noch vor fünf oder zehn Jahren.
  • Die glücklichen Europäer: Die Werte gibt es mit Zeitverzögerung erst für das Jahr 2015. Deutschland klettert dabei um einen Platz von Rang zehn auf Rang neun und liegt damit weiter im oberen Mittelfeld. Ungeschlagen an der Spitze bleibt Dänemark, die rote Laterne hält Griechenland.
  • Lebensbereiche: Am glücklichsten sind die Deutschen mit ihrer Wohnsituation und ihrer Familie. Im Mittelfeld liegt die Zufriedenheit mit Freizeit, Arbeit und Gesundheit. Auf den hinteren Rängen folgen Haushalts- und persönliches Einkommen — allerdings zeigt sich hier auch der stärkste Aufwärtstrend.
  • Einwanderung: Die Skepsis ist in Ostdeutschland ausgeprägter. Hier findet nur rund die Hälfte der Befragten (56 Prozent), dass Deutschland durch Einwanderung vielfältiger wird, im Westen sind es mehr als zwei Drittel (70 Prozent). Je mehr Kontakt Deutsche zu Migranten pflegen, desto toleranter wird ihre Einstellung zur Zuwanderung. Und je toleranter sie sind, desto zufriedener zeigten sich die Befragten mit ihrem Leben. Die Aufgabe der Integration aber sehen alle Bundesbürger kritischer. Nur die Hälfte der Interviewten (51 Prozent) findet, dass das Zusammenleben bisher gut funktioniert. Auch hier ist der Westen mit 54 Prozent Zustimmung zuversichtlicher als der Osten mit nur 35 Prozent.

In Nordrhein-Westfalen sind es nach der Untersuchung der Studie vor allem die Menschen in den Großräumen Köln, Aachen und Bonn, die besonders glücklich sind. Demnach bewerten die Kölner die Gesamtzufriedenheit mit ihrem Leben mit 7,18 Punkten auf einer Skala von 1 bis 10. Das ist ein Zuwachs von 0,11 Punkten — im Vergleich zum Vorjahr sind die Domstädter damit die größten Aufsteiger deutschlandweit.

Westfalen belegt im Deutschland-Vergleich das Mittelfeld (7,12 Punkte, Platz 11 von 20). "Die niedrigen Wohnkosten dürften sich positiv auf die Bewertung der Wohn- und Freizeitsituation auswirken, die geringe regionale Attraktivität dagegen eher negativ", heißt es in der Studie.

Für leicht unterdurchschnittlich glücklich und zufrieden stufen sich dagegen die Menschen in der Region Nordrhein/Düsseldorf ein, wozu auch das Ruhrgebiet gezählt wird. Sie landen mit 7,09 Punkten auf dem zwölften Platz. "Wesentliche Ursache für das geringe Glücksempfinden in der Region ist sicherlich die relativ hohe Arbeitslosenquote", argumentieren die Autoren der Studie. Jede zehnte Erwerbsperson sei in der Region auf Arbeitssuche. Das sei die höchste Quote unter den westdeutschen Regionen.

(dpa)
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