Studie Jede vierte Talkshow-Aussage von Frauke Petry ist falsch

Düsseldorf · Wenn Markus Söder (CSU) oder Frauke Petry in Talkshows auftreten, dann ist jede fünfte ihrer Aussagen unwahr – bei Petry sogar jede vierte. Das hat eine neue Studie ergeben. Die Politiker im Faktencheck.

 Markus Söder diskutiert bei Maybrit Illner. 22 Prozent seiner Behauptungen in Talkshows sind nach einer Studie falsch.

Markus Söder diskutiert bei Maybrit Illner. 22 Prozent seiner Behauptungen in Talkshows sind nach einer Studie falsch.

Foto: Screenshot/Maybrit illner

Wenn Markus Söder (CSU) oder Frauke Petry in Talkshows auftreten, dann ist jede fünfte ihrer Aussagen unwahr — bei Petry sogar jede vierte. Das hat eine neue Studie ergeben. Die Politiker im Faktencheck.

Abend für Abend liefern sich Politiker in den TV-Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sender einen Schlagabtausch. Argumente und Behauptungen werden manchmal im Sekunden-Takt in den Raum gestellt — da wird es für die Zuschauer oft unmöglich, den Wahrheitsgehalt der Aussagen zu überprüfen.

Das haben die Volontäre der Kölner Journalistenschule (KJS) nun für das Publikum übernommen. Sie haben in ihrem "Faktenzoom" die Politiker der derzeit sieben relevanten Parteien, die zwischen Dezember 2015 und März dieses Jahres am häufigsten in den vier politischen Talksendungen auftraten, unter die Lupe genommen.

351 Aussagen aus den Sendungen "Maischberger", "Anne Will", "Maybrit Illner" und "hart aber fair" haben die Volontäre auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Das Ergebnis: Fast jede siebte Aussage bestand den Faktencheck nicht. Die Sätze waren falsch (7,4 Prozent) oder überwiegend falsch (6,6 Prozent). Als überwiegend falsch stuften die Journalistenschüler eine Aussage ein, "wenn sie einen wahren Kern hat, aber im Detail von Fakten abweicht".

Spitzenreiter bei den Falschaussagen ist Frauke Petry, Bundessprecherin der AfD. Sie trat bei "Maybrit Illner", "Anne Will" und "hart aber fair" auf. 86 Tatsachenbehauptungen notierten die Journalistenschüler. 15 Prozent ihrer Aussagen erwiesen sich laut der Studie als komplett falsch, insgesamt waren 26,3 Prozent von Petrys Behauptungen nicht richtig. 19 Argumente wiederum konnten die Journalistenschüler nicht recherchieren und für weitere 19 Aussagen der AfD-Politikerin gab es keine Belege dafür oder dagegen, erklären die Volontäre in ihrer Auswertung.

Nicht viel besser als Petry schneidet Markus Söder (CSU) ab. Bayerns Staatsminister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat hat 72 Tatsachenbehauptungen geliefert, von denen 22 Prozent nicht wahr waren. Allerdings waren überhaupt nur 32 seiner Aussagen für die Volontäre prüfbar. "Zudem stuften wir fast ein Drittel der Aussagen des CSU-Politikers als Allgemeinwissen ein — mehr als bei jedem anderen Parteivertreter", erklären die Journalistenschüler in ihrer Analyse.

Besser vertraut mit der Wahrheit war demnach Armin Laschet (CDU). 6,5 Prozent der Behauptungen des Vorsitzenden der CDU Nordrhein-Westfalen waren falsch. Damit ist er in dieser Studie der Politiker mit den wenigsten Falschaussagen. 9,1 Prozent falsche Aussagen machte Thomas Oppermann (SPD). Christian Lindner (FDP) kommt auf 12,5 Prozent Falschaussagen und Katja Kipping (Die Linke) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne) kommen jeweils auf 15,9 Prozent.

Auch wenn der Faktenzoom einen Einblick gewähre, wer es wie genau mit der Wahrheit nimmt, sei ein Vergleich der Politiker schwer, sagen die Journalistenschüler. Denn die Politiker hatten unterschiedlich viele Talkshow-Auftritte und auch der Wortanteil in den Sendungen variiert stark.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, jede vierte Aussage Petrys sei "gelogen" gewesen. Tatsächlich gibt es keinen Beleg dafür, dass die AfD-Politikerin bewusst die Unwahrheit gesagt hat. Wir haben die Formulierung korrigiert und bitten für den Fehler um Nachsicht.

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