Ludwigshafen Zwei Tote bei Explosion auf BASF-Gelände

Ludwigshafen · In Ludwigshafen hat es bei einer Explosion beim Chemieriesen BASF zwei Todesopfer gegeben, mindestens sechs Menschen wurden schwer verletzt. Über den Verbleib von zwei weiteren Menschen herrscht noch Unklarheit.

Ludwigshafen: Explosion und Feuer bei BASF
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Explosion und Feuer bei BASF in Ludwigshafen

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Foto: dpa, rho

Sowohl die Stadt Ludwigshafen als auch BASF selbst hatten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Nachmittag den Tod eines Menschen bestätigt. Sechs Menschen seien schwer verletzt worden, weitere wurden leicht verletzt. Der Verbleib von sechs Menschen sei zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt, sagte der BASF-Werksleiter Ludwigshafen Uwe Liebelt.

Am Abend teilte das Unternehmen dann über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass die Zahl der Toten auf zwei gestiegen sei. Bei den Getöteten handelt es sich dem Unternehmen zufolge um zwei Mitarbeiter. Die Zahl der Vermissten sank der Mitteilung zufolge allerdings von sechs auf zwei. Die Löscharbeiten dauerten auch am Abend noch an, das Feuer sollte kontrolliert ausbrennen. Es komme weiter zu sichtbarer Rauchentwicklung. Vorliegende Messwerte zeigten in der Luft und am Boden keine erhörten Werte gefährlicher Stoffe, erklärte das Unternehmen.

Der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz, sprach den Betroffenen die Anteilnahme der Landesregierung aus.

Der Zwischenfall ereignete sich nach Angaben des Unternehmens am Montagvormittag gegen 11.30 Uhr im Landeshafen Nord. Ersten Erkenntnissen zufolge war es zu einem Brand an einer Versorgungsleitung gekommen. Nach Eintreffen der Werksfeuerwehr sei es den Angaben zufolge zu einer größeren Explosion in einem Rohrgraben gekommen. In diesem Graben haben laut Aussage der Feuerwehr acht Leitungen mit unterschiedlichen Chemikalien gelegen. Das Feuer selbst sei noch nicht gelöscht, aber unter Kontrolle. Im Einsatz seien 100 Mann der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Ludwigshafen sowie 62 Mann der Werksfeuerwehr.

Im Landeshafen Nord werden nach Angaben der BASF brennbare Flüssigkeiten und unter Druck verflüssigte Gase umgeschlagen, die Menge liege jährlich bei 2,6 Millionen Tonnen. Der Hafen sei für die Rohstoffversorgung des Unternehmens von großer Bedeutung.

BASF hat seine zentralen Produktionsanlagen vorsichtshalber stillgelegt. Die sogenannten Steamcracker seien aus Sicherheitsgründen heruntergefahren worden, sagte eine Firmensprecherin. Die Cracker sind an dem Standort die Herzstücke, in den Anlagen werden petrochemische Ausgangsstoffe aufgespalten.

Die Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten. Im Norden von Ludwigshafen seien die Warnsirenen geschaltet worden, sagte eine Sprecherin der Stadt. Bei der Berufsfeuerwehr sei ein Krisenstab eingerichtet worden. Die Luftwerte sind laut Aussage der Behörden allerdings im Normbereich und stellen keine Gefahr für die Bevölkerung dar..

Auf der Internetseite der benachbarten Stadt Mannheim hieß es, es sei nicht auszuschließen, dass eine Rauchwolke über das Stadtgebiet zieht. Auch dort sollten die Menschen vorsichtshalber Fenster und Türen geschlossen halten. Weitere Hintergründe waren zunächst unklar. Die Feuerwehr gab eine Gefahrenwarnung heraus.

Autofahrer sollten den Bereich großräumig umfahren. Über dem Norden der Stadt war eine große Rauchwolke aufgestiegen. Es könne zu Geruchsbelästigungen und Sichtbehinderungen in den nördlichen Stadtteilen kommen, erklärte die Feuerwehr.

Nach der Explosion ist die Homepage der Stadt Ludwigshafen zwischenzeitlich nicht erreichbar gewesen. Dort hatte die Stadt am Montag die Bevölkerung über aktuelle Entwicklungen bei dem Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei informiert. Per Twitter veröffentlichte die Stadtverwaltung die Nummer eines Info-Telefons: +49 621 57086000.

Die Koalitionsfraktionen des rheinland-pfälzischen Landtags planen eine Sondersitzung. Die zuständigen Ausschüsse sollten darüber beraten, wie es zu dem Vorfall kam und welche Folgen sie für Menschen und Umwelt in der Region habe, teilten die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen am Montag in Mainz mit. "Die Explosion auf dem Werksgelände der BASF in Ludwigshafen erfüllt uns mit großer Sorge." Ob die Sondersitzung noch in dieser Woche ansteht, war zunächst offen.

BASF wickelt an seinem Heimatstandort Ludwigshafen mehr als 40 Prozent des dortigen Güterumschlags über Binnenschiffe ab. Insgesamt sind dort drei Häfen in Betrieb. Das Werksgelände in der rheinland-pfälzischen Stadt am Rhein ist nach Angaben des Unternehmens mit rund zehn Quadratkilometern Fläche das größte zusammenhängende Chemieareal der Welt. Dort arbeiten mehr als 39.000 Beschäftigte, das entspricht etwa einem Drittel aller BASF-Mitarbeiter weltweit.

(felt/bur/hebu/dpa/Reu/AFP)
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