Krankenhausmorde in Oldenburg Ex-Staatsanwalt im Fall von Krankenpfleger Niels H. angeklagt

Oldenburg · Im Fall des wahrscheinlich für rund 30 Patientenmorde verantwortlichen ehemaligen Krankenpflegers Niels H. hat die Staatsanwaltschaft Osnabrück Anklage gegen einen früheren Staatsanwalt wegen Strafvereitlung im Amt und Rechtsbeugung erhoben.

 Ex-Krankenpfleger Niels H.: Lebenslange Haft wegen Mordes.

Ex-Krankenpfleger Niels H.: Lebenslange Haft wegen Mordes.

Foto: dpa, crj fdt

Wie die niedersächsische Behörde am Montag mitteilte, soll der zeitweise für die Vorgänge zuständige Mitarbeiter in den Jahren 2011 und 2012 trotz entsprechender Hinweise keine weiteren Untersuchungen veranlasst haben. Er arbeitet demnach inzwischen nicht mehr als Staatsanwalt. Über die Zulassung der Anklage muss nun zunächst Landgericht Oldenburg entscheiden.

H. war Ende Februar vom Oldenburger Landgericht wegen mehrerer Morde und Mordversuche zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Während dieses Prozesses hatte der Angeklagte, der wegen eines weiteren Mordversuchs bereits seit etlichen Jahren im Gefängnis sitzt, einem Gutachter überraschend weitaus mehr Fälle gestanden. Entsprechende Hinweise soll es allerdings bereits früher gegeben haben.

So hatten einige seiner Mitgefangenen der Osnabrücker Staatsanwaltschaft zufolge 2012 ausgesagt, H. habe ihnen gegenüber eine ganze Mordserie zugegeben. Schon seit 2011 lagen zudem Erkenntnisse vor, dass bei den Exhumierungen von fünf Patienten verdächtige Medikamentenrückstände gefunden worden waren. Trotzdem kam es nicht zu weiteren Ermittlungen. Die Anklage dazu wurde erst 2014 erhoben.

Nach Bekanntwerden der möglichen Dimensionen des Falls und der mutmaßlichen Ermittlungsverzögerungen waren im vergangenen Jahr auch Ermittlungen gegen die früher damit befassten Staatsanwälte eingeleitet worden. Derzeit untersucht eine Sonderkommission alle alten Sterbefälle an früheren Arbeitsstätten des Mannes, um die genaue Zahl seiner Opfer zu klären. Ein weiterer Prozess gegen den früheren Krankenpfleger könnte dann folgen.

(AFP)
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