Erfindermesse Iena Von ferngesteuerten Staubsaugern und Torten-Bestreuern

Nürnberg · Dinge, die die Welt nicht braucht oder auf die die Welt schon immer gewartet hat: Ein Papier-Recycling-Gerät für zu Hause, eine Fahrradbremse, die gleichzeitig den Sattel absenkt, oder ein ferngesteuerter Staubsauger: Viele neue Produkte auf der Erfindermesse Iena in Nürnberg sollen Alltagsprobleme lösen.

Iena 2015: Neue Ideen auf der Erfindermesse
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Iena 2015: Neue Ideen auf der Erfindermesse

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Manche der Neuheiten sind bereits im Handel zu kaufen, andere Ideen stehen noch ziemlich am Anfang. Eines haben aber die meisten von ihnen gemeinsam: Sie liefern oft verblüffend einfache Lösungen für Dinge, über die man sich selbst schon häufiger geärgert hat.

Drei Schüler aus Biberach bei Ulm in Baden-Württemberg etwa fanden den Papier-Recycling-Prozess in Deutschland ziemlich umständlich - vor allem die langen Transportwege waren ihnen ein Dorn im Auge. So erfanden Andreas Zeh (13), Jonas Pieper (14) und Philipp Schwarz (15) kurzerhand eine Maschine für den Hausgebrauch. In ihrem durchsichtigen Apparat stecken Teile eines Aktenvernichters, eine Aquarienpumpe, ein Stabmixer und beheizbare Rollen eines Laminiergeräts. Oben wird ein benutztes Blatt Schreibpapier hineingesteckt und nach etwa drei Minuten kommt ein Stück Küchenrollen- oder Klopapier heraus.

Etwa ein Jahr lang haben sie an dem Prototyp gearbeitet, berichtet Schwarz. "Es begann alles mit Handarbeit. Wir mussten zum Beispiel herausfinden, wie stark man das Papier am Anfang zerkleinern muss." Die Gymnasiasten könnten sich vorstellen, dass ihr Gerät einmal in Schulen oder Ämtern steht, wo viel Papier verbraucht wird. Jetzt suchen sie jemanden, der sie mit ihrer Idee unterstützt.

Eine ganz simple Lösung für eine alltägliche Gefahr entwickelte Daniel Werner aus Oberursel bei Frankfurt. Der Betreiber eines Fachgroßhandels war im Winter einmal mit einem Laster unterwegs. Direkt vor einem Polizisten rauschte ihm eine Schneeplatte vom Dach. "Das hat mir eine schlaflose Nacht bereitet", erzählt Werner. Eigentlich müssen Unternehmen die Lasterdächer von Schnee und Eis befreien. Doch das ist oft gar nicht so einfach. So entwickelte Werner ein Foliensystem, mit dem man den Schnee an der Seite einfach herunterziehen kann.

Noch nicht ganz ausgereift, dafür aber mit Spaßfaktor versehen, ist der ferngesteuerte Staubsauger von Tobias Jakobi (14) und Marius Willmann (14). "Staubsaugen gefällt uns beiden nicht so richtig", erklärt Jakobi, wie die Schüler aus Cham in der Oberpfalz auf die Idee mit der Fernlenkung kamen. Vorteil ihres kleinen Gefährts im Vergleich zu einem selbstfahrenden Staubsauger: "Man kann steuern, wo er hinfährt, und so bleibt keine Stelle dreckig." Der Aufbau sei aber noch verbesserungswürdig, geben die Jungen angesichts ihres Modellautos zu, das von einer schlichten Styropor-Verkleidung nebst Handstaubsauger verhüllt wird. "Uns haben da ein bisschen die Geldmittel gefehlt."

Auch andere durchaus praktische Ideen sind noch nicht marktreif - etwa der "Cake Sparkler" - ein umgebauter Haartrockner, mit dem man Sahnetorten mit bunten Zucker- oder Schokostreuseln besprühen kann; oder ein Fahrrad-Bremsgriff, der automatisch den Sattel absenkt, damit der Fahrer an der Ampel bequemer stehen kann, oder auch leicht auf- und absteigen. Es ist nicht die erste Erfindung von Fritz Bankwitz aus Kirchheim unter Teck (Baden-Württemberg) und wohl auch nicht die letzte. Es mache einfach großen Spaß, sagt der 79-Jährige.

Fertig für den Verkauf sind dagegen ein Kokosnuss-Spalter, der die Frucht ordentlich in zwei Teile trennt, oder eine antibakterielle Spülbürste aus Silikon. Das Teil sei mit Silberplättchen beschichtet und Keime hätten damit keine Chance, sagt Thorsten Brenner aus dem badischen Sinsheim.

Dass Deutschland noch immer ein Land der Tüftler und Erfinder ist, berichtete Petra Knüfermann vom Deutschen Patent- und Markenamt. Von rund 66.000 Patentanmeldungen im vergangenen Jahr kamen rund 4000 von Einzelerfindern. Das sei schon "beachtlich". Auf der Iena, der nach Veranstalterangaben größten Erfindermesse der Welt, sind von Donnerstag bis Sonntag mehr als 700 Einzelerfindungen zu sehen. Für das allgemeine Publikum ist die Messe am Wochenende geöffnet.

(felt/dpa)
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