Skippy, Yvonne, Bruno und Hugo Von flüchtigen Nasenbären und Kängurus

Düsseldorf · Alkohol-Exzesse, Ausbrüche aus dem Gehege und dramatische Verfolgungsjagden mit der Polizei – mit spektakulären Aktionen gelingt es den Zwei- und Vierbeinern immer wieder, das Sommerloch zu füllen.

NRW: Entlaufene Tiere in der Region
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Entlaufene Tiere in der Region

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Foto: Kreispolizeibehörde Mettmann

Alkohol-Exzesse, Ausbrüche aus dem Gehege und dramatische Verfolgungsjagden mit der Polizei — mit spektakulären Aktionen gelingt es den Zwei- und Vierbeinern immer wieder, das Sommerloch zu füllen.

Irgendwie scheint der Sommer auf Tiere eine besondere Anziehungskraft auszuüben. Zumindest drängen sich diverse Vierbeiner in der warmen Jahreszeit nachrichtlich immer wieder in den Vordergrund. Brillenkaiman Sammy eröffnete 2004 den Reigen dieser Sommerloch-Tiere, es folgten aufgrund ihres arg unterschiedlichen Kuschel- und Exotikfaktors mal mehr, mal weniger populäre Saison-Stars wie "Killerwels" Hugo, "Problembär" Bruno, Alligator-Schildkröte Lotti oder Kuh Yvonne. Der diesjährige Sommer ist zwar noch jung, aber auch er hält bereits eine Handvoll tierische Kandidaten bereit.

Sammy und Co.: Berühmte "Ungeheuer" in NRW
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Aktuellstes Beispiel: ein aggressives Eichhörnchen aus dem englischen Worcestershire. Wie der britische Sender BBC berichtet, hat der Nager dort an der Bar eines Privatclubs einen Schaden in Höhe von rund 430 Euro angerichtet. Als Sam Boulter, Sekretär des Privatclubs, am vergangenen Sonntag gegen 20 Uhr die Tür des Clubs aufschloss, habe sich ihm ein Bild der Verwüstung geboten: zerbrochene Flaschen und Gläser, eine riesige Bierpfütze auf dem Fußboden. Boulter, der zunächst von einem Einbrecher ausgegangen sei, habe den wahren Übeltäter schnell ausgemacht. Hinter einer Kiste torkelte das Eichhörnchen langsam hervor - laut Boulter mit schwerer Schlagseite. Offenbar gelang es dem kleinen Randalierer (aus Versehen?), einen der Zapfhähne zu öffnen und ausgiebig vom Biervorrat des Clubs zu kosten. Immerhin: Das Eichhörnchen konnte von den Mitarbeitern nach etwa einer Stunde eingefangen und zum "Auskatern" in die Freiheit entlassen werden.

Eine eher traurige Geschichte, in der ebenfalls ein Eichhörnchen die Hauptrolle spielt, ereignete sich vor wenigen Tagen in Bottrop. Dort hatte ein Nager hartnäckig eine Frau durch die Stadt verfolgt. Weil sie sich schließlich nicht mehr zu helfen wusste, alarmierte sie die Polizei. Die Beamten fingen das erschöpfte Jungtier ein und päppelten es auf der Wache mit Apfelstücken und Honigtee auf. So skurril die Geschichte auch ist, der Hintergrund ist dramatisch, denn laut Tierschützern ist dieses Verhalten "der letzte Hilferuf vor dem Sterben". Der Lebensraum von Eichhörnchen werde immer kleiner, morsche Bäume und Höhlen als Unterschlupf seltener. Dadurch flüchten viele Nager in die Stadt, wo sie jedoch ebenfalls keinen Rückzugsort oder ausreichend Nahrung finden und im hektischen Treiben oft verenden.

Wie ein Vierbeiner eine ganze Stadt in Atem halten kann, demonstrierte Nasenbär Norbert Anfang des Monats mit seinem Ausbruch aus dem Osnabrücker Zoo. Jeder Versuch, den Nasenbär einzufangen, scheiterte zunächst. Der Zoo bat auch die Bevölkerung um Hilfe, nahm etliche Hinweise und Beobachtungen entgegen — ohne Erfolg. Sechs Tage war Norbert auf der Flucht, ehe er von einem sechsköpfigen Zoo-Pflegerteam mit einem Kescher eingefangen werden konnte. Vorausgegangen war eine Verfolgungsjagd von rund einem Kilometer — quer über die Straße.

Norbert ist sogar ein Wiederholungstäter. Ende März war der Nasenbär schon einmal aus dem Zoo ausgebüxt. Ein Vollprofi, der die Schwachstelle des Geheges — die Kletterwand — sofort erkannt und ausgenutzt hat. "Wir gehen davon aus, dass er auch ein drittes Mal verschwinden könnte", sagte ein Mitarbeiter des Zoos.

Immer noch auf der Flucht ist Skippy, das herrenlose Känguru aus dem Sauerland, das seit Anfang Juli Polizei und Bürger ganz schön auf Trab hält. Zwar wurde das Beuteltier, das seit Wochen durch die Gegend hüpft, schon etliche Male gesichtet, doch bislang konnte Skippy stets genauso schnell verschwinden, wie es aufgetaucht war. Einem Jäger gelang sogar ein Video von seiner spontanen Begegnung mit Skippy. Unklar ist, woher das Känguru stammt. "Es ist uns ein Rätsel", sagt die Polizei, die das Tier als Gefahr für den Straßenverkehr ansieht und es deshalb schnellstmöglich einfangen will. Gar nicht so einfach.

"Das Känguru ist extrem schnell", sagte ein Sprecher. Zuletzt sei das Tier am vergangenen Montag in Brilon gesichtet worden. "Skippy macht wohl eine Rundreise", sagt die Polizei. "Bei dem heißen Sommerwetter ist das Tier ohnehin in seinem Element." Eine Familie hat angeboten, Skippy in seine Obhut zu nehmen — sofern es irgendwann gelingen sollte, das Känguru einzufangen. Und knapp 4000 Fans hat der Hüpfer auch schon — auf der eigenen Facebook-Seite.

(RP)
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