Rund 340.000 Räder verschwanden im Jahr 2014 Die Zahl der Fahrraddiebstähle steigt wieder

Düsseldorf · Mit dem Boom des Fahrrads hat auch der Diebstahl zugenommen. Rund 340.000 Räder verschwanden 2014, 23.000 mehr als im Vorjahr. Die Polizei steht dem Problem eher hilflos gegenüber. Dabei ist der wirtschaftliche Schaden enorm.

Wo in NRW die meisten Fahrräder geklaut werden
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Foto: dpa, cw

Alle 90 Sekunden verschwindet in Deutschland ein Fahrrad — ein Großteil davon auf Nimmerwiedersehen. Bei durchschnittlich 9,6 Prozent liegt die Aufklärungsquote, das heißt, von den rund 340.000 Rädern, die im vergangenen Jahr entwendet wurden, wanderten nur etwa 30.000 wieder zurück in die Hände ihrer Besitzer.

Um 23.000 Räder oder 7,2 Prozent hat der Fahrraddiebstahl im Vergleich zum Vorjahr bundesweit zugenommen, dabei entstand ein Gesamtschaden von 160 Millionen Euro. Ermittelt hat diese bedenklichen Zahlen das Verbraucherportal billiger.de auf Basis der Polizei-Statistiken. Diebstahlhochburg bundesweit ist Cottbus, in NRW kamen in Münster die meisten Fahrräder abhanden.

Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ist der deutliche Anstieg der Diebstähle und die niedrige Aufklärungsquote ein Ärgernis. Einerseits sei es politisch gewollt, dass immer mehr Menschen aufs Rad umsteigen, sagt ADFC-Sprecherin Stephanie Krone. Im Gegenzug müssten aber die polizeilichen Ermittlungen bei Raddiebstählen verstärkt werden.

"Magdeburg und München mit Aufklärungsquoten von rund 20 Prozent zeigen, dass es besser geht", sagt Krone. Zudem gelte es in vielen Städten, bei sicheren Abstellmöglichkeiten wie etwa Fahrradparkhäusern nachzurüsten. "Natürlich müssen auch die Besitzer ihre Räder vernünftig abschließen", sagt Krone. Das war bei jedem sechsten gestohlenen Fahrrad nicht der Fall.

In NRW bevorzugen Diebe hinter Münster die Städte Recklinghausen, Paderborn, Bonn, Köln und Neuss. In Dortmund verdoppelte sich die Zahl der gestohlenen Räder beinahe. Generell seien eben Städte besonders betroffen, in denen viele Radler unterwegs sind, sagt Krone. Dazu treibe ein weiterer, profaner Umstand die Zahlen hoch: das Wetter. "2014 war im Gegensatz zu 2013 ein gutes Fahrradjahr mit schönem Wetter und mildem Winter", erklärt Krone. Zudem nimmt die Zahl der Fahrradfahrer stetig zu, auch dank der beliebten E-Bikes. Laut Zweirad-Industrie-Verband belief sich der Fahrradbestand im vergangenen Jahr auf 72 Millionen Stück.

Mit der Liebe zum Rad wächst auch die Bereitschaft, ins Fahrzeug zu investieren. Dass ein Fahrrad heute mehrere Tausend Euro kosten kann, ist nichts Besonderes. Damit steigt aber auch der angerichtete Schaden. Mit rund 500 Euro pro Geschädigtem kalkulieren daher heute die Versicherer. Die teuren Drahtesel locken auch organisierte Banden an. Gerade Diebe aus Osteuropa sollen sich auf Luxus-Bikes spezialisiert haben und schaffen diese gesammelt ins Ausland. Zuletzt wurden an der polnischen Grenze in einem Transporter 27 High-Tech-Räder sichergestellt. Der Fahrer stammte aus Litauen.

Hauptsächlich aber kommen die Diebe aus der Nachbarschaft und sind eher jung, also zwischen 18 und 25 Jahre alt. Sie nutzen einfach eine günstige Gelegenheit oder verkürzen nach einer Party den Weg nach Hause. Gerade gegen solche Diebe können sich Fahrradbesitzer aber absichern. "Ein hochwertiges Bügel-, Panzerkabel-, Ketten- oder Faltschloss ist die wichtigste Investition für alle, die auf ihr Rad nicht verzichten wollen", empfiehlt Stephanie Krone.

Rahmenschlösser würden nicht ausreichen, GPS-Tracker nicht in geschlossenen Räumen funktionieren. Dazu werden diese Tracker oft in Scheinwerfern verbaut und von professionellen Dieben sofort entfernt. Profis knacken allerdings auch schwere Bügelschlösser, weil sie Bolzenschneider oder sogar, wie die Feuerwehr, hydraulische Scheren benutzen.

Was hilft sonst noch gegen Diebe? Der ADFC rät, Rahmen und Vorder- oder Hinterrad an einen fest verankerten Gegenstand (Fahrrad-Abstellplatz, Laternenmast) anzuketten. Auch daheim im Vorgarten oder im Gemeinschaftskeller sollte man das Rad anschließen. Zudem sollte man es nur an belebten Orten abstellen. Hilfreich sein kann eine personenbezogene Codierung am Rahmen. Das erschwert den Wiederverkauf. Ein weiterer Vorteil: Polizei oder Fundbüro können anhand des Codes sofort den Eigentümer ermitteln. Viele Besitzer suchen ihr Fahrrad allerdings auf eigene Faust: mit Steckbriefen auf Internetseiten wie fahrrad-gestohlen.de.

(RP)
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