Tödlicher Trend Deutsche Bahn warnt vor Selfies auf Gleisen

Düsseldorf · Selfies gehören in Zeiten der sozialen Netzwerke für viele einfach dazu. Manche Jugendliche riskieren aber für ein solches Bild ihr Leben – und stellen sich dafür mitten ins Gleisbett. Nun warnt die Deutsche Bahn mit einem Video vor dem gefährlichen Trend.

Selfies gehören in Zeiten der sozialen Netzwerke für viele einfach dazu. Manche Jugendliche riskieren aber für ein solches Bild ihr Leben — und stellen sich dafür mitten ins Gleisbett. Nun warnt die Deutsche Bahn mit einem Video vor dem gefährlichen Trend.

Zwei Freundinnen verbringen den Tag miteinander. Sie probieren neue Kleidung aus, lackieren sich die Fingernägel, lachen, machen ab und zu ein Selfie von sich und laden es bei Facebook hoch — alles untermalt von locker leichter Musik. So beginnt das Video der Deutschen Bahn, das vor wenigen Tagen auf Youtube hochgeladen wurde. Es ist einer von sieben Filmen der Kampagne "Wir wollen, dass Du sicher ankommst", mit der die Deutsche Bahn seit einigen Jahren auf die Gefahren in Bahnhöfen und an Bahnanlagen aufmerksam machen will.

In dem neuen Spot gehen die beiden Mädchen schließlich spazieren, Hand in Hand laufen sie direkt auf einem Gleis entlang. Dann zückt eine von beiden ihr Handy, macht ein Selfie. Zu spät bemerken die beiden, wie ein Zug heranrast — und werden von diesem erfasst. Zu sehen ist am Ende des Films nur noch das Handy, auf dessen zersplittertem Display das Selfie der Jugendlichen zu sehen ist.

Das Video beschäftigt sich mit einem gefährlichen Trend: Selfies auf Bahngleisen, die als eine Art Freundschaftsbeweis in den sozialen Netzwerken hochgeladen werden. "Die Mädchen spielen mit der Romantik der Gleise. Das Schienenpaar, das bis zum Horizont geht, ist Symbol für die ewig währende Freundschaft", sagt Martin Voigt, der an der Universität München zum Thema "Mädchenfreundschaften in sozialen Netzwerken" forscht.

Bahn und Bundespolizei registrieren vermehrt Fälle dieser Art — mitunter mit tödlichem Ausgang. So kamen etwa vor zwei Jahren zwei Mädchen im westfälischen Lünen ums Leben, als sie bei einem solchen Fotoshooting von einem Zug erfasst wurden. Im September dieses Jahres machten eine Mutter und ihre Tochter bei Stendal ein Selfie auf einem Bahngleis. Die Strecke wurde gesperrt, Beamte holten die beiden von den Gleisen.

Zwischen 2012 und 2014 ist die Zahl der "Betriebsstörungen aufgrund von Personen im Gleis" allein in Bayern um rund 45 Prozent gestiegen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" im August, bis dahin hatte die Deutsche Bahn für 2015 bereits 960 Fälle dieser Art registriert.

Im Juli hatte die Bahn daher bereits angesichts der Sommerferien gewarnt: "Auch wenn ein Foto bzw. Selfie auf Bahngleisen (...) auf den ersten Blick noch so verlockend und berechenbar erscheint — hier droht ernste Gefahr!" So weist die Bahn ebenso wie die Bundespolizei in einer Broschüre darauf hin, dass ein ICE einen enorm langen Bremsweg hat und im Schnitt mit 160 km/h unterwegs ist. Nun folgt mit dem Youtube-Spot der nächste Schritt der Aufklärungskampagne. Immerhin: Das Video wurde bis Montagvormittag bereits mehr als 20.000 Mal angeschaut.

(das)
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