Debatte in Nürnberg und Duisburg Delfinhaltung in Zoos auf der Kippe

Nürnberg · In den kommenden Wochen erwartet der Tiergarten Nürnberg die Geburt eines Delfinkalbs. Sechs Jungtiere verendeten bereits in dem Zoo. Ob das neue Kalb überlebt, könnte entscheidend für die Debatte um Delfinhaltung werden.

 Das Delfinarium in Nürnberg.

Das Delfinarium in Nürnberg.

Foto: dpa, dka nar soe

Auf Delfinkuh Sunny ruhen derzeit alle Hoffnungen. Wird sie ein gesundes Kalb zur Welt bringen und es schaffen, das Jungtier so anzunehmen, dass es überlebt? Seit 16 Jahren ist im Tiergarten Nürnberg keine Nachzucht mehr gelungen, sechs Junge verendeten. Beim Personal herrscht deshalb neben freudiger Erwartung auch Anspannung. Denn die beiden Delfinarien, die es in Deutschland noch gibt — an den Standorten Duisburg und Nürnberg — sehen sich in den vergangenen Jahren wachsender Kritik ausgesetzt.

Zuletzt sprach sich NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) gegen die Delfinhaltung aus. In einem Brief bat er Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), "ein tierschutzrechtlich begründetes Auslaufen der Delfinhaltung in Zoos einzuleiten". Schmidts Antwort darauf sei nicht zufriedenstellend ausgefallen, teilt eine Sprecherin des NRW-Umweltministeriums mit. "Der Minister hat sich darin auf das Säugetiergutachten bezogen, nach dem eine Haltung der Delfine zulässig ist", sagt sie. Das NRW-Umweltministerium nehme aber auch die Bedenken der Tierschutzorganisationen ernst.

"Bei Jungtieren von Delfinen in freier Wildbahn liegt die Mortalitätsrate deutlich niedriger als in Delfinarien", sagt Peter Höffken von der Tierschutzorganisation PETA. Außerdem werde oft verschwiegen, dass es in dritter Generation keine erfolgreichen Nachzuchten gebe. "Delfine können bis zu 60 Kilometer pro Stunde zurücklegen und tauchen mehrere Hundert Meter tief, das ist in den Becken der Delfinarien schon unmöglich. Wenn das Junge in Nürnberg wieder nicht überlebt, müsste das ein Wendepunkt sein", meint Höffken.

Dag Encke, Direktor des Tiergartens Nürnberg, sieht das anders. "Wir erfüllen die Voraussetzungen: Die Delfine werden nachweisbar artgerecht gehalten, und wir haben eine Population, die sich selbst durch Nachkommen erhält." Seit 15 Jahren werde die Konzentration von Cortisol bei den Tieren regelmäßig untersucht. Sie lässt darauf schließen, ob ein Tier Stress ausgesetzt ist. "Das Argument, dass die Tiere in unserer Anlage gestresst und traurig sind, ist falsch", schließt Encke. Er will auch für den Fall, dass das Junge wieder nicht überlebt, weiter Delfine halten und auch Zucht betreiben. Delfine müssen ihr Immunsystem nach der Geburt erst ausbilden und sind in dieser Zeit sehr anfällig. Daher sterben auch in freier Wildbahn viele Jungtiere.

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Foto: Andreas Probst

Die sechs Kälber in Nürnberg starben aus unterschiedlichen Gründen: Eines wurde bei der Geburt nicht ausreichend beatmet, ein anderes starb an einer Lungenentzündung, das letzte Junge von Sunny bekam nicht genug Milch. Ein Junges starb bei einem Streit zweier erwachsener Tiere. Für das Duisburger Delfinarium bestätigte das NRW-Umweltministerium im Mai 2013, dass im Laufe von 20 Jahren 15 Delfine vorzeitig gestorben seien.

Der Nürnberger Tiergarten-Chef Encke bekräftigt, dass man aus Fehlern gelernt habe. So soll durch einen neu eingebauten Hebeboden eine Untersuchung des neugeborenen Kalbes möglich sein. Außerdem würden Tiere mit Auffälligkeiten in ein soziales Training überführt.

(RP)
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