Großeinsatz wegen geplanten Anschlags Polizei entsorgt Sprengstoff - Verdächtiger auf der Flucht

Chemnitz · Wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlages hat die Polizei in einem Plattenbauviertel in Chemnitz eine Wohnung gestürmt und mehrere Hundert Gramm Sprengstoff gefunden. Das Material wurde kontrolliert gesprengt. Der verdächtige Syrer Jaber Albakr ist weiterhin auf der Flucht.

Chemnitz: Polizei-Einsatz wegen Spengstoffanschlag
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Fall Dschaber al Bakr: Großeinsatz in Chemnitz

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Foto: AFP/ LKA Sachsen

Am Samstagmorgen wurde ein Haus im Fritz-Heckert-Wohngebiet evakuiert und anschließend eine der Wohnungen von Einsatzkräften gestürmt. Bereits am Freitagabend erhielt die Polizei den Hinweis vom Bundesamt für Verfassungsschutz, dass dort möglicherweise ein Sprengstoffanschlag geplant werde.

Zunächst war von einer Explosion die Rede, die während des Zugriffs zu hören war. Gegen 13 Uhr wurde die Wohnungstür von Spezialeinheiten gesprengt. In der Wohnung wurde laut Polizei "hochbrisanter Sprengstoff" gelagert, dessen Wirkung weitaus gefährlicher sei als die von TNT. Mehrere Hundert Gramm seien gefunden worden. Etwa 80 Bürger mussten daraufhin aus den umliegenden Häusern evakuiert werden.

Das extrem gefährliche Material wurde ins Freie gebracht und am Abend in ausgehobenen Löchern kontrolliert gesprengt. Zwar sei dabei eine heftige Druckwelle zu spüren gewesen, Verletzte oder größere Schäden habe es jedoch nicht gegeben. Die Bewohner konnten am Abend in ihre Wohnungen zurückkehren.

Die Polizei hat einen Fahndungsaufruf veröffentlicht, in dem der 22 Jahre alte Syrer Jaber Albakr als Tatverdächtiger genannt wird. Der Mann sei mit einem schwarzen Kapuzenpullover mit auffälligem Druck bekleidet, hieß es darin. Sicherheitskreise gehen laut Deutscher Presse-Agentur von einer Verbindung zur Terrororganisation "Islamischer Staat" aus.

Beim Verfassungsschutz hätten "Erkenntnisse" zu ihm vorgelegen. Weiteren unbestätigten Meldungen zufolge soll der Mann als Flüchtling eingereist und einen Anschlag auf einen deutschen Flughafen geplant haben. Diese Information konnte das LKA auf Nachfrage unserer Redaktion jedoch nicht bestätigen. Auch gebe es keine konkreten Hinweise über andere mögliche Anschlagsziele.

Im Zuge der Ermittlungen wurden außerdem am Nachmittag drei Personen festgenommen — zwei in der Nähe des Hauptbahnhofes, ein Mann in der Wohnsiedlung. "Diese Personen stehen im Verdacht, Verbindungen zu dem gesuchten Mann zu haben", sagte eine LKA-Sprecherin unserer Redaktion. "Sie werden polizeilich indentifiziert und befragt." Der Hauptbahnhof musste gesperrt werden.

Dort war ein Roboter zur Bombenentschärfung im Einsatz, der einen verdächtigen Koffer untersuchte. Das Gepäckstück sei laut Polizei einem der Festgenommenen zuzuordnen. Am frühen Abend gaben die Beamten jedoch Entwarnung: Der Inhalt habe sich als ungefährlich erwiesen.

Die Lage in Chemnitz sei während des gesamten Einsatzes unter Kontrolle gewesen. "Die Bevölkerung ist ruhig", sagte der LKA-Sprecher. Aussagen zu weiteren möglichen Verdächtigen machte er nicht — nur, dass der Tatverdächtige als sehr gefährlich eingestuft und bundesweit mit Hochdruck gefahndet werde.

Zwei Verdächtige befinden sich noch immer in Gewahrsam. Der Mann, der in der Wohnsiedlung vorläufig festgenommen wurde, wurde noch am Samstagabend wieder freigelassen.

Nach dem Terroralarm in Chemnitz erhöhten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen auch am Flughafen Berlin-Schönefeld. Man habe die Einsatzkräfte dort verstärkt, sagte der Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, Torsten Herbst.

Ein Einsatzzug der Bereitschaftspolizei bestehend aus 30 Beamten führte am Terminal Sichtkontrollen durch, Autos und Busse wurden angehalten und kontrolliert, ob sich der gesuchte Verdächtige aus Chemnitz darin befinde. Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, betonte Herbst.

Hinweise zur gesuchten Person an das Landeskriminalamt Sachsen unter Telefon 0351/8554114 oder an jede andere Polizeidienststelle oder per Email an lka@polizei.sachsen.de

(mro/dpa)
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