Aus für Standardgewehr Bundeswehr mustert G36 aus

Berlin · Das G36 gehört bald zum alten Eisen. 167.000 Standardgewehre der Bundeswehr landen demnächst in den Arsenalen der Bundeswehr oder auf dem Schrottplatz. Die Truppe kann sich aber über Ersatz freuen.

 Das Sturmgewehr G36 wird bei der Bundeswehr nicht weiter eingesetzt.

Das Sturmgewehr G36 wird bei der Bundeswehr nicht weiter eingesetzt.

Foto: dpa, lof

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mustert das Standardgewehr G36 aus und beschafft Zehntausende neue Gewehre für die Bundeswehr. "Wir haben uns im Einvernehmen mit der militärischen Führung für einen klaren Schnitt entschieden", erklärte die CDU-Politikerin am Dienstag. "Nach fast 20 Jahren G36 wollen wir eine neue Generation Sturmgewehr für die Bundeswehr beschaffen." Der Auftrag soll europaweit ausgeschrieben werden.

Die Ministerin hatte bereits Anfang April erklärt, dass das Gewehr vom baden-württembergischen Hersteller Heckler & Koch wegen Präzisionsproblemen in seiner jetzigen Form keine Zukunft in der Bundeswehr hat. Offen war aber noch, ob die 167 000 Waffen ausgemustert oder nachgerüstet werden. Jetzt ist das Ende des in der Bundeswehr relativ beliebten G36 besiegelt.

Im Verteidigungsministerium wird erwartet, dass die ersten Exemplare nicht vor 2019 ausgeliefert werden. Für die Übergangsphase sollen die Präzisionsprobleme in erhitztem Zustand und bei Dauerfeuer durch die Anschaffung von 600 Sturmgewehren anderen Typs (G27P) und 600 leichten Maschinengewehren (MG4) für die Soldaten ausgeglichen werden.

Auch diese Gewehre stammen von Heckler & Koch. Die Opposition hatte dem Ministerium deswegen vorgeworfen, sich von dem Hersteller abhängig zu machen.

Wohl auch deswegen betonte von der Leyen am Dienstag, dass es ein "offenes und transparentes Ausschreibungsverfahren" geben werde. In einem Schreiben ihrer Staatssekretärin Katrin Suder an den Verteidigungsausschuss des Bundestags heißt es: "Ziel ist es, ein möglich breites Anbieterspektrum zu erreichen." Heckler & Koch wehrt sich vor Gericht gegen den Vorwurf, das G36 sei mangelhaft.

Das neue Standardgewehr der Bundeswehr soll deutlich besser sein als das Vorgängermodell. Ein Katalog mit den Anforderungen an die neue Waffe soll bis Mitte November fertiggestellt werden.

Wie viele Gewehre angeschafft werden, ist ebenso unklar wie die Kosten. Es werden aber wieder viele Zehntausend sein. Für das G36 wurden insgesamt 182 Millionen Euro ausgegeben. Ein Gewehr kostet etwa 1000 Euro.

Was mit den ausgemusterten Waffen passiert, ist auch noch offen. Ein großer Teil wird wahrscheinlich zunächst in den Arsenalen der Bundeswehr verschwinden. Verkauf und Verschenkung sind auch Optionen.
So gab die Bundeswehr bereits 8000 G36 an die Kurden im Irak für ihren Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kostenlos ab.

Das G36 ist ein Sturmgewehr, das zwar Dauerfeuer abgeben kann, für längeres Dauerfeuer im Einsatz aber nicht konstruiert ist. Dafür gibt es die schwereren Maschinengewehre. Bereits 2010 gab es erste Hinweise auf die Präzisionsprobleme beim G36. Trotzdem hatte das Verteidigungsministerium jahrelang an dem Gewehr festgehalten.

Das Ministerium hat drei Kommissionen eingesetzt, um die Affäre zu untersuchen. Sie befassen sich mit den Auswirkungen im Einsatz, Organisationsstrukturen bei der Bundeswehr und im Ministerium und möglichen Hinweisen auf Korruption. Die Ergebnisse werden Mitte Oktober vorgelegt.

(dpa)
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