"Paddeln statt Datteln" Medienkonsum-Studie scheitert an Jugendsprache

Düsseldorf · In den sozialen Netzwerken amüsieren sich viele User über die Präsentation der Blikk-Studie zum übermäßigen Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen. Grund sind darin enthaltene absurde Formulierungen und Bilder. Das zuständige Institut verteidigt sein Konzept.

 Ein Kind surft mit dem Smartphone (Symbolbild).

Ein Kind surft mit dem Smartphone (Symbolbild).

Foto: dpa

70 Prozent der Kinder im Kita-Alter nutzen das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde am Tag. Konzentrationsprobleme, Hyperaktivität und Einschlafstörungen seien die Folge. Diese beunruhigende Entwicklung zeichnet sich in der Blikk-Studie ab, die am Montag von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Das Thema ist ernst. Doch die Präsentation zur Studie, die vom Fachbereich Medizinökonomie und Gesundheit der Rheinischen Fachhochschule Köln erstellt wurde, provoziert in den sozialen Netzwerken Hohn und Spott. Denn einige Schlagworte und Bilder darin - da sind sich die User auf Facebook und Twitter einig - passen eher in die Kategorie "unfreiwillig komisch".

"Bicken statt Liken" heißt es auf einer der Präsentationsseiten. Gemeint ist, dass sich Kinder eher draußen in der Natur aufhalten oder Sport machen sollten, anstatt lange Zeit mit dem Smartphone beispielsweise auf Facebook zu surfen. Der Rechtschreibfehler im englischen Wort (eigentlich: biken) führt diesen Leitsatz jedoch ad absurdum.

Außerdem amüsieren sich viele User über den offenbar vergeblichen Versuch des Instituts, die Jugendsprache in ihre Präsentation einzubinden. "Paddeln statt Datteln", lautet ein weiterer Schlagsatz. Gemeint ist hier offenbar das Wort "daddeln" (umgangssprachlich für: Videospiele spielen) und nicht etwa die Frucht. "Was haben die gegen Datteln?", spottet ein User.

Auch die Bebilderung der Präsentation, die offenbar eine Bilderbuchfamilie in ihrem Alltag darstellen soll, wirkt in den Augen der Kritiker unrealistisch, komisch und absurd - etwa, wenn eine Familie mit breitem Grinsen beim gemeinsamen Essen oder dicht gedrängt auf der Wohnzimmercouch abgebildet wird.

Trotz aller Kritik verteidigt das zuständige Institut für Medizinökonomie und Gesundheit der Rheinischen Fachhochschule Köln die Gestaltung der Präsentation. "Es wurden bewusst für die beiden alternativ genannten Aktivitäten zur digitalen Medien-Nutzung 'Bicken statt Liken' und 'Paddeln statt Datteln' falsche Schreibweisen gewählt, um bei der heutigen Informationsflut einen Eyecatcher für die Wahrnehmung unserer Empfehlungen zu generieren", sagte Vizepräsident Rainer Riedel auf Anfrage unserer Redaktion.

Da diese Blickfänger jedoch offenbar von der Öffentlichkeit so nicht wahrgenommen wurden, habe man sich nun dazu entschlossen, die Begriffe zu korrigieren.

(mro)
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