Serie Auf den Spuren des Ersten Weltkriegs

Der "Große Krieg" hat ganze Landschaften verwüstet. Vielerorts wird der Ereignisse auch nach 100 Jahren noch gedacht. Zum Abschluss unserer Serie empfehlen wir 13 Ziele.

Die Friedhöfe Flanderns (Langemark)

Was geschah
Im November 1914 stürmten in Flandern deutsche Freiwilligen-Regimenter gegen die französischen Stellungen. Daraus entstand der Mythos junger Kriegsfreiwilliger, die — das Deutschlandlied auf den Lippen — tapfer in den Tod marschiert sein sollen.

Was heute noch zu sehen ist
Der deutsche Friedhof von Langemark ist eine bedrückende Anlage mit 44304 Gräbern und einer Skulptur mit vier trauernden Soldaten. Im Gräberfeld ist die alte Frontlinie markiert. Auf dem Friedhof Vladslo bei Diksmuide (Foto) befinden sich die Kollwitz-Skulpturen "Trauernde Eltern". Käthe Kollwitz‘ Sohn Peter war 1914 in Flandern gefallen.

Die blutigen Schlachten in Belgien (Ypern)

Was geschah
Von 1914 bis 1918 tobten vier große Schlachten um die belgische Stadt Ypern. Über Flandern wollte das deutsche Heer nach Frankreich vorstoßen, doch die Front erstarrte im sogenannten Ypern-Bogen. Die Stadt wurde bis zum Ende des Krieges von den Alliierten gehalten. Erstmals in der Geschichte wurde hier Giftgas eingesetzt. Mehr als 600000 Soldaten beider Seiten verloren ihr Leben.

Was heute noch zu sehen ist
Tägliche Gedenkzeremonie für Gefallene des Commonwealth am Menen-Tor in Ypern, 20 Uhr; Museum "In Flanders Fields" zu den Schlachten in Flandern (täglich geöffnet). Weitere Informationen: toerisme-ieper.be

Die Erinnerung der Soldaten (Peronne)

Was geschah
Péronne lag zwischen 1914 und 1918 in unmittelbarer Frontnähe. Am Ende des Krieges war die Stadt eine Trümmerwüste.

Was heute noch zu sehen ist
1992 eröffnete in Péronne das "Historial de la Grande Guerre", ein Museum mit angeschlossenem Forschungszentrum. Die Ausstellung erzählt den Krieg vor allem aus der Perspektive der Soldaten. Am 1. März eröffnet das Museum nach mehrmonatiger Schließung wieder. Weitere Informationen: de.historial.org

Das Trauma der Briten (Thiepval)

Was geschah
Die Somme-Schlacht 1916 war eine der blutigsten des Krieges — allein am ersten Tag verloren die Briten dort 60 000 Soldaten. Das Dorf Thiepval wurde bei den mehrmonatigen Kämpfen komplett zerstört.

Was heute noch zu sehen ist
Die Briten haben ein Mahnmal für die 72 000 Soldaten errichtet, die kein eigenes Grab haben. Es ist das größte britische Kriegsdenkmal. Ein Besucherzentrum (täglich geöffnet) informiert über die Somme-Schlacht und die Gefallenen.

Das Grauen von Verdun (Verdun)

Was geschah
Der Kampf um Verdun, eines der bekanntesten Ereignisse des Ersten Weltkriegs, dauerte vom Februar bis zum Dezember 1916 und war ein Symbol für die menschenverachtenden Materialschlachten. 170000 französische und 150000 deutsche Soldaten fielen.

Was heute noch zu sehen ist
Zahlreiche Friedhöfe und Denkmäler erinnern daran, unter anderem das Beinhaus von Douaumont (Foto), in dem die sterblichen Überreste von 130000 nicht identifizierten Soldaten liegen. In den Resten des Fort Douaumont können Stollen und Kasematten, Flaktürme und Bunker besichtigt werden. Das "Mémorial de Verdun" ist Gedenkstätte und Museum.

Der tödliche Grenzzaun (Baarle-Hertog)

Was geschah
Der "Dodendraad" ("Todeszaun") war ein deutscher Starkstrom-Elektrozaun, der das besetzte Belgien von den neutralen Niederlanden abtrennte. Er reichte von Aachen bis Knokke.

Was heute noch zu sehen ist
Die "Dodendraadroute" ist eine interaktive Fahrradroute, die über 37 Kilometer mit Knotenpunkten durch das belgisch-niederländische Grenzgebiet führt: Baarle-Hertog, Baarle-Nassau, Ravels, Merksplas und Hoogstraten. In Zondereigen (Baarle-Hertog) wurden der Todeszaun und das Schalthaus rekonstruiert.

Die Bibliothek von Löwen (Löwen)

Was geschah
Die Bibliothek wurde in der Nacht vom 25. zum 26. August 1914 zerstört, als deutsche Truppen die von ihnen besetzte belgische Stadt Löwen wegen angeblicher Partisanen-Angriffe niederbrannten. Die alliierte Kriegspropaganda nutzte dies, um die Deutschen als Barbaren darzustellen. Im Zweiten Weltkrieg brannte die Bibliothek erneut nieder.

Was heute noch zu sehen ist
Das imposante wiederaufgebaute Gebäude von außen. Ein Zugang ist nach Anfrage und Registrierung bei der Katholischen Universität Leuven möglich. Weitere Informationen kuleuven.be/english/

Gedenken auf Bunkertrümmern (Nettetal)

Was geschah
Der Nettetaler Stadtteil Schaag im Kreis Viersen gedenkt bereits seit 1919 stets am Samstag vor dem Pfingstfest der Kriegsopfer. Die Schaager Vereine hatten im Ersten Weltkrieg so viele Tote zu beklagen, dass sich die Vorstände auf diese gemeinsame Trauerfeier verständigten.

Was heute noch zu sehen ist
Seit den 50er Jahren findet die Messe und Gedenkfeier im Marien- und Kreuzgarten in einem Waldstück am südlichen Ortsrand statt — errichtet auf den Trümmern eines alten Bunkers.

Die Festung Eben-Emael (Eben-Emael)


Was geschah
Als Folge des Ersten Weltkrieges bauten die Belgier eine gigantische Festungsanlage an der Maas. Sie wurde aber zu Beginn des Zweiten Weltkrieges unerwartet von deutschen Fallschirmjägern aus der Luft gestürmt.

Was heute noch zu sehen ist
Teile des alten Sperrforts sind liebevoll renoviert worden. Für Gruppen ist das Fort — bei vorheriger Anmeldung — fast täglich von 10 bis 16 Uhr zu besichtigen. Außerdem gibt es Besuchertage ohne Reservierung. Weitere Informationen fort-eben-emael.be/en

Der Krieg im Gebirge (Hartmanns-Weilerkopf)

Was geschah
Der Erste Weltkrieg wurde nicht nur in den Ebenen Nordfrankreichs ausgefochten, sondern auch im Gebirge: Zwischen 1914 und 1916 war der 956 Meter hohe Hartmannsweilerkopf (französisch Vieil Armand) in den Vogesen ein Brennpunkt verlustreicher Kämpfe — bis zu 30 000 Soldaten starben dort.

Was heute noch zu sehen ist
Eine Gedenkstätte und eine Krypta am Gipfel erinnern an die Toten — im eher pompösen Stil der 20er Jahre. Ein kleines Museum zeigt Objekte und Fotos vom Schlachtfeld.

Tod in Eis und Schnee (Dolomiten)

Was geschah
1915 bis 1918 tobte in den Dolomiten der Gebirgskrieg vor allem zwischen Österreichern, Deutschen und Italienern. Pioniere und Mineure sprengten ganze Bergkuppen in die Luft, um feindliche Stellungen zu zerstören. Tausende starben durch teils absichtlich ausgelöste Lawinen.

Was heute noch zu sehen ist
Von der Großen Dolomitenstraße zwischen Bozen und Cortina d'Ampezzo sind die wichtigsten Stätten zu erreichen — etwa vom Pordoijoch (deutsches Beinhaus), vom Falzaregopass (Seilbahn zu den Stellungen am Lagazuoi, Foto) und zu einem Freilichtmuseum an den Cinque Torri. Die Stollen am Lagazuoi sind von geübten Kletterern teils zu besichtigen.

Frieden für Europa (Kobarid)

Was geschah
Kobarid (italienisch Caporetto, deutsch Karfreit) war Schauplatz der schwersten italienischen Niederlage im Ersten Weltkrieg — im Oktober 1917 brach hier die Front zusammen; Italien hielt sich nur mit knapper Not im Krieg.

Was heute noch zu sehen ist
Seit 1990 erinnert ein inzwischen mehrfach ausgezeichnetes Museum an den Weltkrieg. Es erzählt mit teils drastischen Bildern von der Grausamkeit des Krieges und versteht seine Arbeit als Mahnung zum Frieden in Europa. Weitere Informationen: kobariski-muzej.si/deu

Der missbrauchte Krieg (Redipuglia)

Was geschah
Auch Redipuglia in Friaul war Kriegsschauplatz. Hier sind außerdem 100 000 italienische Soldaten begraben, jeder fünfte Gefallene des Landes. Die Anlage wurde 1938 vom faschistischen Diktator Benito Mussolini eingeweiht.

Was heute noch zu sehen ist
Das "Heiligtum" ist seit 1938 praktisch unverändert geblieben; gegenüber werden neben salbungsvollen Sprüchen Waffen ausgestellt. Diese Propaganda missbraucht schamlos das Kriegsandenken — ein Monument des Hasses und der Verblendung.

(vdp)
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