Terrorprozess in Saarbücken Attentatspläne waren angeblich nur vorgetäuscht

Saarbrücken · "Wir wollen Dschihad machen!" Das soll ein Syrer gegenüber einem vermeintlichen IS-Kontaktmann angekündigt und um Geld für Anschläge unter anderem im Ruhrgebiet gebeten haben. Nun steht er vor dem Landgericht Saarbrücken. Seinem Verteidiger zufolge gaukelte er die Pläne nur vor.

 Innenansicht aus dem Landgericht Saarbrücken (Archivfoto).

Innenansicht aus dem Landgericht Saarbrücken (Archivfoto).

Foto: dpa, odietze jai rho

Wollte ein Syrer aus Saarbrücken für den IS Anschläge unter anderem im Ruhrgebiet verüben oder wollte er schlicht an Geld der Terrormiliz? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Terrorprozesses, der am Freitag vor dem Landgericht in Saarbrücken begonnen hat. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 38-Jährigen den "Versuch der Beteiligung an einem Mord" vor. Er selbst schwieg bei der ersten Sitzung zu den Vorwürfen. "Er hat schon bei den Vernehmungen ausführlich Angaben gemacht", sagte sein Verteidiger Marius Müller.

Der Angeklagte soll zwischen dem 18. und 30. Dezember 2016 über Facebook und den Nachrichtendienst Telegram Kontakt mit einem Mann gehabt haben, von dem er glaubte, er gehöre zum IS und könne Geld für Sprengstoffanschläge besorgen. Der 38-Jährige soll ihn um 180.000 Euro gebeten haben, damit er mit fünf Komplizen Anschläge in Berlin, Stuttgart, München, Essen, Dortmund, Belgien, den Niederlanden und in Frankreich begehen kann.

Laut Anklage hatte der Friseur aus Damaskus gegenüber dem vermeintlichen IS-Kontaktmann angekündigt, er wolle mit dem Geld Autos kaufen, diese als Polizeifahrzeuge tarnen, mit Sprengstoff präparieren und zu Silvesterfeierlichkeiten in Menschenansammlungen fahren, um so "eine möglichst große Zahl von 'Ungläubigen' zu töten". Demnach gab er sich als Ingenieur aus, der zu einer Gruppe gehört, "die auf dem Weg Gottes in den Ländern der Ungläubigen" Dschihad machen will.

Der angebliche IS-Mann entpuppte sich schließlich als Gegner der Miliz, der die deutschen Behörden einschaltete. Am 30. Dezember wurde der nun Angeklagte in seiner Wohnung in Saarbrücken-Burbach von Spezialkräften festgenommen. Verteidiger Müller sagte, sein Mandant habe zu keiner Zeit ein Attentat geplant. Zeugen könnten belegen, dass er "krankhaft geldgierig" sei. Zudem sei er nicht gläubig und habe die Terrormiliz "zutiefst verachtet".

Ein Kriminaloberkommissar des Staatsschutzes, der den Syrer zuerst vernommen hatte, sagte, der Angeklagte habe mehrfach betont, es gäbe weder die anderen Personen noch die Fahrzeuge - alles sei nur "seiner Fantasie entsprungen". Mit dem Geld habe er nach eigener Aussage zurück zu seiner Familie nach Syrien gewollt. Die Chat-Protokolle habe er extra nicht gelöscht, die Kontaktdaten wollte er angeblich zwei Tage später der Polizei in Burbach übergeben.

Die Staatsanwaltschaft hält die Aussagen des Angeklagten für Schutzbehauptungen. Anders als der Verteidiger hält es die Staatsanwaltschaft nicht für notwendig, den vermeintlichen IS-Kontaktmann als Zeugen zu hören. Maßgeblicher sei, ob die Pläne tatsächlich so gemeint gewesen waren. In dem Prozess sind zunächst sieben weitere Verhandlungstage geplant. Weiter geht es am 5. Juli.

(lsa/lnw)
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