ASB-Video löst Sexismus-Diskussion aus Erste Hilfe im Negligé

Düsseldorf · Der Arbeiter-Samariter-Bund wirbt mit einem Video für Erste Hilfe, in dem leicht bekleidete Frauen zu bekannten Popsongs tanzen. Nicht jeder findet die Idee gelungen. "Sexistischer Mist", heißt es in wütenden Reaktionen bei Facebook.

 Schon nach wenigen Sekunden legen die "First Aid Ladies" Hand an.

Schon nach wenigen Sekunden legen die "First Aid Ladies" Hand an.

Foto: Screenshot Facebook ASB

"First Aid Ladies — Erste Hilfe kann auch sexy sein". So beschreibt der Arbeiter-Samariter-Bund das am Donnerstag veröffentlichte Video von knapp fünfeinhalb Minuten Länge. Ziel des Ganzen: Vor allem Jugendliche erreichen und demonstrieren, dass Erste Hilfe auch Spaß machen kann.

Das Motiv ist zweifelsfrei ehrenwert. Nach Angaben von Michael Sonntag vom ASB leisten in Deutschland nur 17 Prozent der Umstehenden eine Herzdruckmassage, wenn auf offener Straße ein Mensch mit plötzlichem Herzstillstand zusammengebrochen ist. In den Niederlanden seien das hingegen 65 Prozent, mehr als viermal so viel.

Doch ob es auch die richtige Idee war, die Botschaft mit Hilfe von "First Aid Ladies" im Stil von erotisch aufgestylten Popstars wie Rihanna oder Beyoncé auf den Weg zu bringen, ist umstritten. Vor allem bei Facebook, wo Videos in der Regel ohne Ton starten, ist der Clip geeignet, Irritationen auszulösen. Direkt zu Beginn räkelt sich dort eine Sängerin im knappen Oberteil über einem liegenden Mann, dazu trägt sie auch noch ein rotes Kreuz auf dem Schwestern-Käppchen. Eine Bildsprache, üblicherweise bekannt aus Erotikheften oder Karnevalspartys.

Der ASB beschreibt das Video als Parodie auf bekannte Songs aus den Charts. Tatsächlich sind in den fünfeinhalb Minuten mehrere Titel aufgegriffen und in ihrer Ästhetik in Erste-Hilfe-Manier nachgespielt. Wie auch im Original räkeln sich die Sängerinnen zu Robin Thickes "Blurred Lines", wenn auch nicht splitterfasernackt wie Video-Star Emily Ratajkowski. Auch andere Parallelen sind offensichtlich, etwa zu Taylor Swifts "Shake it off" oder Beyonces "Single Ladies".

In Deutschland leisten vergleichsweise wenige Menschen Erste Hilfe. Dem wollen wir abhelfen und haben einen ganz neuen...

Schon mehr als 600.000-mal wurde der Clip geteilt, fast 2000 Kommentare sind dort binnen 24 Stunden eingegangen. Dort wird heiß diskutiert. Es gibt durchaus Lob, manche Nutzer finden den Ansatz "gelungen", andere sogar "genial". Doch auch Ärger und Empörung sind nicht zu überhören. "Das ist derartig sexistisch, dass ich zuerst dachte, es sei ein schlechter Scherz", schreibt einer. Andere formulieren ihre Kritik weitaus drastischer. "Widerlich! Das macht richtig Sinn, halb nackte Frauen zu zeigen. Dadurch helfen jetzt bestimmt mehr", heißt es unter anderem. Auch die Reaktionen bei Twitter fallen gespalten aus.

Von einem Shitstorm will man in der Zentrale in Köln jedoch nichts wissen. "Wir wollten das Thema nicht so bierernst angehen", sagt eine Sprecherin des ASB auf Anfrage und verweist darauf, dass es auch viele positive Reaktionen gebe. In einer Hinsicht sei der Clip doch auf jeden Fall ein Erfolg: Er habe große Aufmerksamkeit erreicht.

(pst)
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