Amoklauf von München Polizei nimmt Jugendlichen als mutmaßlichen Mitwisser fest

München · Der Münchner Amoklauf, der zehn Menschen das Leben kostete, war eine Nachahmungstat. Die Waffe besorgte sich der Täter im Internet. Als mutmaßlichen Mitwisser nahm die Polizei am Sonntagabend einen 16-jährigen Freund fest.

Nach Amoklauf in München: Menschen trauern vor Einkaufszentrum
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Menschen trauern vor Einkaufszentrum in München

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Foto: dpa, sab

Der Täter von München, der am Freitagabend neun Menschen vor und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) erschoss, hatte seinen Amoklauf akribisch vorbereitet. Über ein Jahr lang befasste sich der 18-jährige Deutsch-Iraner Ali David S. mit den Taten von Amokläufern wie dem norwegischen Rechtsextremisten Anders Behring Breivik. Wie er verfasste Ali David S. ein Manifest. Auch den Ort des Amoklaufs in Winnenden hat der Münchner Schüler aufgesucht.

Depressionen und Ängste

Der Täter litt nach Angaben der Polizei unter Depressionen. Die Beamten fanden Psychopharmaka in seiner Wohnung. Vor der Tat war S. zwei Monate in stationärer Behandlung. Seine Opfer, neben den neun Toten auch 27 Verletzte, suchte er nicht gezielt aus. Er hat sie aber über ein gefälschtes Facebook-Profil in ein Schnellrestaurant am OEZ gelockt. Als Waffe benutzte der Täter eine Neun-Millimeter-Pistole vom Typ Glock 17. Die war zunächst als Theaterrequisite verwandt worden, ehe sie in der Slowakei zu einer voll funktionsfähigen Pistole umgebaut wurde. Ali David S. hatte sie sich im Internet besorgt.

München: Chronologie des Amoklaufs
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Chronologie des Amoklaufs

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Neun Tote und 35 Verletzte

Neben den neun Toten wurden 35 Personen verletzt, nicht nur durch den Attentäter, sondern auch als Folge von Panik an anderen Orten in München. Drei der Opfer schweben noch in Lebensgefahr. Der Täter selbst erschoss sich auf der Flucht vor der Polizei. Nun wollen Politiker der Koalition illegale Waffenkäufe erschweren. "Wir müssen die anonymen Zahlungswege austrocknen", sagte der Innenausschussvorsitzende Ansgar Heveling (CDU) unserer Redaktion. Der Deutsch-Iraner soll sich seine Tatwaffe im sogenannten Darknet besorgt haben. In dem verborgenen Bereich des Internets werden Zahlungen anonym abgewickelt. Die SPD sprach sich für eine bessere Personalausstattung des BKA für die Fahndung im Darknet aus. Während der Amoklage von München, für die die Polizei sicherheitshalber die Gefahr eines Terroranschlags eingeschlossen hatte, waren auch Feldjäger der Bundeswehr in Bereitschaft versetzt worden. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte nach einer ersten Auswertung der Abläufe, die Bundeswehr in Fällen akuter, extremer Bedrohung auch im Inneren einsetzen zu können.

GSG 9 war im Einsatz

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Freitagnacht waren rund 2300 Polizisten unterwegs, darunter die GSG 9, die Anti-Terror-Einheit der Bundespolizei. Der Einsatz der Bundeswehr im Innern ist in der Koalition umstritten. Im neuen Weißbuch ist eine Verwendung der Streitkräfte ausdrücklich für den Fall von Terror-und Katastrophenfällen vorgesehen. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte an, dass solche Einsätze vermehrt trainiert werden sollen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach sich dafür aus, möglichen gesetzlichen Handlungsbedarf beim Waffenrecht zu prüfen, sobald die Einzelheiten der Tatvorbereitung geklärt seien. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) bekräftigte, man müsse den Zugang zu tödlichen Waffen begrenzen.

(RP)
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