Täter in Franken festgenommen Amokläufer verhielt sich bei Festnahme "psychisch auffällig"

Ansbach · Im Landkreis Ansbach in Franken hat es am Freitagmorgen einen Amoklauf mit zwei Toten gegeben. Der mutmaßliche Täter konnte festgenommen werden. Die Festnahme ist einem Tankstellenmitarbeiter zu verdanken.

Landkreis Ansbach: Amoklauf mit zwei Toten
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Polizei fasst Amokläufer von Ansbach

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Herrmann sagte bei einer Pressekonferenz in Ansbach, es sei wohl diesem "beherzten Eingreifen" zu verdanken, dass der Täter gestoppt worden sei. Dadurch sei mutmaßlich Schlimmeres verhindert worden.

Der Täter hatte um kurz nach zehn Uhr zunächst in Leutershausen-Tiefenthal, einem Ortsteil mit nur rund 80 Einwohnern, eine 82 Jahre alte Frau erschossen. Ersten Berichten zufolge soll sie mit ihm verwandt gewesen sein. Es soll sich laut Ermittlerkreisen aber nicht um eine reine Beziehungstat handeln. Anschließend schoss der Mann nach Polizeiangaben in Rammersdorf, einem anderen Ortsteil, auf einen 72 Jahre alten Radfahrer.

Außerdem sollen ein Landwirt und ein weiterer Autofahrer beschossen oder zumindest bedroht worden sein. "Nach ersten Erkenntnissen blieben beide allerdings unverletzt", teilte das Nürnberger Polizeipräsidium mit.

Täter fuhr noch 30 Kilometer weiter

Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung nach dem Auto des Tatverdächtigen ein, einem auf dessen Vater zugelassenen silberfarbenen Mercedes Cabrio. Die Polizei war mit deutlich mehr als hundert Beamten und vier Hubschraubern im Einsatz. Die Bevölkerung wurde ausdrücklich gewarnt, sich dem Fahrzeug zu nähern.

Kurz vor 12 Uhr konnte der aus Ansbach stammende Tatverdächtige an einer Tankstelle im etwa 30 Kilometer entfernten Bad Windsheim gefasst werden. Nach Angaben des Staatsanwalts soll er Angestellte der Tankstelle mit einer Waffe bedroht habe. Als er diese ablegte, sei er von Mechanikern überwältigt worden. Die Polizei konnte ihn dann festnehmen.

Herrmann sagte bei der Pressekonferenz, dass der Täter im Jahr 1968 geboren ist. "N24" hatte zunächst berichtet, bei dem Schützen handele es sich um einen 18-Jährigen. Das Motiv für die Tat war den Ermittlern zufolge zunächst noch unklar.

Mann zeigte "psychische Auffälligkeiten"

Nach Aussage des Leitenden Oberstaatsanwalts von Arnsbach, Gerhard Neuhof, war der mutmaßliche Amokläufer bislang polizeilich "unauffällig" gewesen. Er habe nach seiner Festnahme "psychische Auffälligkeiten" gezeigt. Polizeibeamten hätten Äußerungen des Mannes als "reichlich wirr" und zusammenhanglos beschrieben. Es sei deshalb ein psychiatrischer Sachverständiger zugezogen werden, der den 47-Jährigen noch am Freitag begutachten wollte. Auf Grundlage von dessen Einschätzung wollte die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob ein Haftbefehl oder eine einstweilige Einbringung in einer psychiatrischen Einrichtung beantragt wird. Auch die Wohnung des Mannes wurde am Freitag durchsucht.

Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte der 47-Jährige offenkundig zwei Waffen bei sich gehabt, eine davon möglicherweise im Auto. Der Sportschütze habe legal einen Revolver und eine Pistole besessen, für die er eine sogenannte Waffenbesitzkarte gehabt habe. Diese berechtige ihn zur Nutzung der Waffe im Sportheim, verbiete aber ein ständiges Bei-Sich-Tragen.

Der Bürgermeister von Leutershausen, Siegfried Hess, zeigte sich entsetzt über die Tat. "In einem Ort mit 5500 Einwohnern, in dem wir immer beschaulich gelebt haben, kannte man solche Situationen nur aus dem Fernsehen", sagte Hess. Er sei "fassungslos und von den Socken". In so einem ländlichen Gebiet könne man sich so etwas gar nicht vorstellen. "Und dann passiert so etwas vor der Haustür. Da fällt einem nichts mehr ein." Er habe den Hinterbliebenen bereits kondoliert.

Mit Material von dpa und AFP.

(csh)
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