Kopenhagen Der Prinz, der König sein wollte

Kopenhagen · Der Mann der dänischen Königin ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Prinz Henrik galt als eigensinnig. Mit seiner Rolle haderte er bis zuletzt. Und deshalb wird er nicht im Familiengrab beigesetzt - auf eigenen Wunsch.

Nach zwei Wochen im Kopenhagener Rigshospitalet wollte Prinz Henrik "seine letzte Zeit" im Schloss Fredensborg alleine mit seiner Frau Königin Margrethe II. (77) und den Söhnen Frederik (49) und Joachim (48) verbringen. Dort ist er Dienstagnacht um 23.18 Uhr im Alter von 83 Jahren "friedlich eingeschlafen", teilte der Hof mit, der nun eine einmonatige Trauerperiode ausgerufen hat. Prinz Henrik wurde zuletzt wegen eines gutartigen Lungentumors und einer Lungenentzündung behandelt. Sein Zustand verschlechterte sich jedoch rasant.

Dänemarks Untertanen trauern nun mit ihrer Königin, die den hübschen und lebensfrohen französischen Grafensohn und Diplomaten 1965 in London kennenlernte. Zwei Jahre später heiratete sie ihn, weil sie "unsterblich verliebt" sei, wie die Kronprinzessin damals sagte. Für diese große Liebe musste Henri Marie Jean André Graf de Laborde de Monpezat einiges aufgeben. Seinen französischen Namen, seine Staatsbürgerschaft und seinen katholischen Glauben. "Vergiss nie, stolz auf Frankreich zu sein!", hatte Präsident Charles de Gaulle dem jungen Diplomaten bei seiner Abschiedsaudienz gemahnt. Und das hat der selbstsichere und streitbare Prinz auch nicht. Das nüchterne und etwas abgeschottete dänische Königshaus versah der Lebemann mit einer neuen Lockerheit und Internationalität. "Er gab der Königin Liebe, Geborgenheit und Mut, eine der besten Monarchinnen Dänemarks zu werden", würdigt die Zeitung "Jyllands-Posten".

Der kunst-, kultur- und musikinteressierte Franzose, der Dackel liebte, sorgte gern für Überraschungen, die vom Protokoll abwichen. "Er ist auch ein Spaßmacher", sagte Prinz Joachim zum 80. Geburtstag des Vaters. Für ihn sollten Dinge nicht 100-prozentig voraussehbar sein. Wenn er eine Gelegenheit zu einer Überraschung sehe, nehme er sie gern wahr. Einmal ist Prinz Henrik etwa in Kopenhagens für ihren Haschischverkauf bekannte Freistadt Christiania erschienen und hat dort ein Helles mit den Hippies getrunken. Gern unterstrich er die Überlegenheit der französischen Gourmetküche und Lebensart gegenüber der dänischen. Er war Snob und volksnah zugleich. Nur widerwillig erlernte er die dänische Sprache, die er auch zuletzt nicht wirklich gut beherrschte. All das fanden die Untertanen zunächst charmant.

Doch er wurde mit den Jahren umstrittener. Vor allem konnte sich der traditionell geprägte Familienvater nie mit seiner Rolle als "Prinzgemahl" und Schatten der Königin abfinden. Er war eigentlich ein klassisches, autoritäres Familienoberhaupt. "Unser Vater verlangte konsequent Erfolge. Das war unsere große Sorge in der Kindheit", erinnerte sich Prinz Joachim einmal. Unter dem Pantoffel wollte Henrik da freilich auch nie stehen und tat es privat auch nicht. Stets forderte er aber, auch offiziell König sein zu dürfen. Er werde sonst nicht ernst genommen, klagte er. Neben seiner Frau habe sogar sein Söhnchen Kronprinz Frederik bei Empfängen einen höheren Status als er.

Übel nahmen ihm die Untertanen auch, als er den 75. Geburtstag seiner Königin schwänzte. Er sei krank, sagte er da, wurde aber am Tag darauf als Tourist in Venedig abgelichtet. Im vergangenen Jahr kam dann der größte Eklat. Er wolle nicht neben der Königin im Familiengrab begraben werden, gab er bekannt. "Meine Frau gibt mir nicht den Respekt, den eine normale Ehefrau ihrem Ehemann geben sollte. Sie macht mich zum Narren", polterte er da. "Wenn sie will, dass wir zusammen begraben werden, muss sie mich zum Königinnengemahl machen. Fertig."

Heute soll Henriks Leichnam nach Kopenhagen gebracht werden, wo er mehrere Tage lang in der Schlosskirche von Christiansborg aufgebahrt wird. Am Dienstag wird er im engsten Familienkreis beerdigt. Die Hälfte seiner Asche soll gemäß seines Letzten Willens ins Meer gestreut, die andere Hälfte soll in einer Urne im Schlossgarten von Fredensborg begraben werden.

"Prinz Henrik war ein facettenreicher Mann mit Mut und Kanten. Er wagte es, sich und seine Person aufs Spiel zu setzten, und weigerte sich, nur ein Zuschauer des Lebens zu sein. Das Leben sollte gelebt und erlebt werden", sagte Dänemarks Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen. Margrethe verliere einen einfühlsamen und warmen Gefährten, die königliche Familie einen Anker.

(RP)
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