Berlin Der Berliner Politikbetrieb als Ehe-Killer

Berlin · Auch Justizminister Heiko Maas gab nun die Trennung von seiner Frau Corinna bekannt - "einvernehmlich und in Freundschaft". Schon FDP-Vize Kubicki warnte drastisch vor den Gefahren der Hauptstadt für Partnerschaften.

Nun hat es auch den Bundesjustizminister erwischt. "Heiko und Corinna Maas haben sich einvernehmlich und in Freundschaft getrennt", ließ der SPD-Politiker über seinen Anwalt mitteilen. Erst 2013 war der Saarländer mit seiner Familie nach Potsdam gezogen. Also ganz in die Nähe seines neuen Dienstsitzes. Möglicherweise um dem vorzubeugen, was FDP-Vize Wolfgang Kubicki 2010 als Begründung dafür genannt hatte, nicht wieder nach Berlin zu gehen: "Ich bin inzwischen zum dritten Mal verheiratet, und ich will auf keinen Fall auch diese Ehe ruinieren."

Im Amt gescheiterte Ehen sind keine Seltenheit. Joschka Fischer und Gerhard Schröder in rot-grüner Regierungszeit. Auch Arbeitsministerin Andrea Nahles gehört zu den frisch Getrennten. Ganz zu schweigen von den vielen gescheiterten Partnerschaften der weniger Namhaften im Berliner Hauptstadtgeschäft. Die Distanz zum Berliner Politik-Betrieb bezeichnete Kubicki als "Teil meiner Überlebensstrategie", und er sagte voraus: "Ich würde in Berlin zum Trinker werden, vielleicht auch zum Hurenbock."

Seine Schilderung des politischen Lebens in Berlin gilt als Klassiker: "Sie sind den ganzen Tag unter Druck, abends wartet Ihr Apartment auf Sie, sonst niemand." Es gebe einen enormen Frauenüberschuss, denn in dem gesamten Politikbetrieb aus Parlament, Regierung, Verwaltung, Botschaften, Verbänden und Medien seien rund 100.000 Menschen tätig, davon 60 Prozent Frauen. "Ich weiß doch, wie es läuft", berichtete Kubicki: "Da sind dann diese Abende, an denen Sie nur abschalten wollen, Stressabbau. Da sitzt Ihnen plötzlich eine Frau gegenüber, die Ihnen einfach nur zuhört. Und dann geht die Geschichte irgendwann im Bett weiter."

Die meisten reden nur sehr ungern offen über die Versuchungen der Hauptstadt. Aber sie bestätigen natürlich, dass es schon "verführerisch" sein könne, aus der Provinz in diese Metropole zu kommen, wo es vielleicht sogar Bewunderung für den Politiker gebe, die er so zu Hause noch nicht erlebt habe. "Manche werden dann anfällig", erzählt ein Abgeordneter. Mit der Entfernung von zu Hause wüchsen auch die Gefahren. "Jeder kennt ein paar solcher Geschichten", schließlich seien Politiker auch nicht besser oder schlechter als der moralische Schnitt der Bevölkerung.

Wer schon länger dabei ist, der weiß, dass es in Bonn der eine oder andere auch schon "krachen" ließ. Manchem machte das nichts, wie etwa CSU-Idol Franz Josef Strauß, dessen Ruf die Berichterstattung über seinen von Prostituierten gestohlenen Geldbeutel keinen Abbruch tat. Gelegentlich wurde auch höchst Intimes gezielt gestreut, um im Machtgerangel mit den scheinbaren Verfehlungen des Konkurrenten zu punkten. So sollen die ersten Hinweise auf die außereheliche Liaison des langjährigen Finanzministers Theo Waigel mit der Wintersportlerin Irene Epple von CSU-Parteifreunden gekommen sein.

Haben die Trennungs- und Seitensprung-Geschichten mit dem Wechsel nach Berlin zugenommen? Ein Politiker, der ebenfalls nicht genannt werden will, hält es für eine Fehleinschätzung, dass die größere Anonymität Berlins die Neigung wachsen lasse. Ganz im Gegenteil: "Prominente wissen, dass die Gefahr in Berlin größer geworden ist, sich in der Zeitung wiederzufinden." In Bonn sei vieles tabuisiert worden. In Berlin hingegen fand sich auch CSU-Politiker Horst Seehofer beim Besuch der Mutter seiner unehelichen Tochter abgelichtet. Seine Ehe überstand die Affäre.

Empört reagierte Ex-Familienministerin Kristina Schröder (CDU), die mit ihrem Mann Ole in Berlin lebt und gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger ist, auf die Berichterstattung rund um die Trennung des Ehepaares Maas. Es sei ein guter Grundsatz, das Privatleben von Politikern zu respektieren, sofern sie es nicht selbst zum Beispiel durch Homestorys öffentlich gemacht hätten, postete Schröder im sozialen Netzwerk.

Jedoch hatte Maas im vergangenen Jahr selbst eine bemerkenswerte Freundschaft mit der Schauspielerin Natalia Wörner öffentlich gemacht. Sie posierten vor dem Fotografen wie ein Paar und schilderten in einem gemeinsamen Interview, was sie alles verbindet und was sie aneinander schätzen. Sie hätten sich Anfang 2014 beim Schauspielerverband kennengelernt. Da er sich um das Urheberrecht kümmere, sei er "quasi für Natalia zuständig", sagte Maas, und es habe auch "nicht lange gedauert", bis sie zum Du übergegangen seien.

(RP)
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