17 Tote nach Unwetter an der Côte d'Azur Die Autos hingen in den Bäumen

Cannes · Sintflutartige Regenfälle verwandelten die Gegend um Cannes kurzzeitig in ein Katastrophengebiet. Eine Flutwelle spülte geparkte Autos ins Meer. Augenzeugen bezeichneten die Verwüstungen durch das Unwetter als Apokalypse.

Côte d'Azur Unwetter: Bilder der Verwüstung in Nizza und Cannes
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Blitz-Überschwemmung fordert Tote an der Côte d'Azur

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Noch am Samstagnachmittag veröffentlichte der Bürgermeister von Cannes stolz das Foto eines idyllischen Strands im Sonnenschein. Da konnte David Lisnard noch nicht ahnen, dass sein mondäner Badeort nicht einmal 24 Stunden später ein Bild der Verwüstung bieten würde: Autos hingen an den Bäumen, Straßen waren kniehoch überflutet, in den Häusern trieben die Habseligkeiten der Bewohner im Wasser.

107 Liter Regen pro Quadratmeter fielen am Samstagabend zwischen 20 und 21 Uhr in Cannes - so viel wie sonst in fast einem Monat. Eine riesige Flutwelle riss auf der Straße geparkte Autos mit und spülte sie ins Meer. "Es wird mehrere Monate dauern, bis Cannes wieder sein altes Gesicht hat und die Schäden dieser Alptraum-Nacht repariert sind", sagte Lisnard dem Magazin "Le Point".

Bis zwei Uhr nachts dauerten die Niederschläge, durch die allein in Cannes zwei Menschen ums Leben kamen. Insgesamt 17 Todesopfer und vier Vermisste zählte die Präfektur gestern Nachmittag in der Urlaubsregion zwischen Nizza und Cannes. Am stärksten betroffen war Mandelieu-la-Napoule, neun Kilometer westlich von Cannes. Dort starben sieben Menschen, als sie ihre Autos vor den Fluten aus der Tiefgarage zweier Wohnanlagen in Sicherheit bringen wollten.

Einen besonders tragischen Fall schilderte der Bürgermeister von Mandelieu, Henri Leroy. Ein Paar habe sich aufgemacht, um sein Auto in Sicherheit zu bringen. "Der Mann hat es geschafft, sich vor den Wassermassen zu retten, doch die Frau und eine Freundin ertranken." Leroy befürchtet in der Garage noch weitere Opfer, da die Rettungskräfte im trüben Wasser möglicherweise noch nicht alle Toten finden konnten.

Besonders schwer traf das Unwetter auch die Kleinstadt Biot, sieben Kilometer nördlich von Antibes. Dort starben drei Bewohner eines Altersheims, die im Erdgeschoss in den Fluten ertranken. "Die Welle kam mit unglaublicher Wucht. Das Wasser drang sogar durch die Lüftungsschlitze ein", schilderte ein Arzt des Altersheims im Radio. "Wir haben innerhalb von fünf Minuten alles verloren", sagte die Chefin der berühmten Glasmanufaktur von Biot, Anne Lechaczynski.

Für sie und alle andere Betroffenen kündigte Präsident François Hollande, der sich gestern ein Bild von den Verwüstungen machte, schnelle Hilfe an: "Die Handwerker hier erleben ein Drama, deshalb darf keine Zeit verloren werden." Schon am Mittwoch soll das Kabinett das Unwetter als Naturkatastrophe einstufen und so den Weg für die nötigen Entschädigungen freimachen. Die Region habe die "Solidarität der Nation", versicherte Hollande.

In Antibes, einem weiteren beliebten Badeort, überschwemmten die Fluten einen Zeltplatz: ein Camper starb. Andere retteten sich auf die Dächer ihrer Wohnwagen und wurden von Hubschraubern in Sicherheit gebracht. 70.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom, gestern waren es noch 22.000. Die französische Staatsbahn SNCF stellte den Verkehr zwischen Nizza und Toulon ein. "Wir haben eine Apokalypse durchlebt, wie wir sie noch nicht gekannt haben", fasste der Abgeordnete Eric Ciotti die tragischen Ereignisse zusammen.

Auch in den USA leiden die Menschen unter Rekordregenfällen, Überschwemmungen und Stromausfällen: Ein Hurrikan und ein Tiefdruckgebiet setzen die Ostküste der USA unter Wasser. Von South Carolina bis Delaware wurden Flutwarnungen ausgegeben, 27 Millionen Menschen könnten betroffen sein. Vor allem in South Carolina führten heftige Regenfälle am Wochenende zu großen Problemen. US-Präsident Barack Obama erklärte den Staat zum Notstandsgebiet.

(RP)
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