Terror-Prozess Zarnajew-Anwälte fordern Verhandlung außerhalb von Boston

Boston · Die Anwälte des verurteilten Boston-Attentäters Dschochar Zarnajew fordern einen neuen Prozess außerhalb der Stadt und verweisen dabei auf die amerikanische Verfassung. Ihr Mandant hätte in der bedrückenden Atmosphäre von Boston keine Chance auf eine faire Verhandlung.

Anwälte des zum Tode verurteilten Boston-Attentäters Dschochar Zarnajew wollen einen neuen Prozess für ihren Mandanten außerhalb der US-Ostküstenmetropole erreichen. Die große Empörung nach den tödlichen Anschlägen habe die Objektivität der Geschworenen geschmälert, argumentierten die Verteidiger in einem am Montag vor Gericht eingereichten Antrag. Als Beleg des "anhaltenden und unablässigen öffentlichen Interesses" an dem Fall fügten sie eine lange Liste mit Veranstaltungen zu Ehren der Opfer an, darunter einen neu geschaffenen Feiertag in Boston sowie etliche Gedenkvolksläufe.

Zudem verwiesen Zarnajews Anwälte auf die breite Berichterstattung über den Anschlag, die Folgen und den Prozess in Boston. Dazu gehöre ein "emotional ergreifender" Moment während des Marathons in diesem Jahr: Eine junge Frau namens Rebekah Gregory, die bei dem Anschlag 2013 ein Bein verlor, rannte die letzten 5,6 Kilometer mit ihrer Beinprothese, ehe sie an der Ziellinie auf ihre Knie fiel und in Tränen ausbrach, wie es in dem Antrag hieß. Selbst in den sozialen Medien seien die Anwälte mit Posts von Verwandten und Freunden der Opfer überflutet worden.

Boston: Erster Prozesstag gegen Attentäter Dschochar Zarnajew
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Erster Prozesstag gegen Boston-Attentäter Dschochar Zarnajew

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Die Atmosphäre habe Boston in diesem Fall zu einem ungeeigneten Ort für den Prozess gemacht, schrieben Zarnajews Anwälte weiter. Denn dadurch sei das verfassungsgemäße Recht ihres Mandanten auf ein unparteiisches Verfahren verletzt worden. Daher müsse der Schuldspruch gekippt und ein neuer Prozess angestrengt werden.

Die Festnahme des Boston-Attentäters Zarnajew
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Die Festnahme des Boston-Attentäters Zarnajew

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Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Tamerlan hatte Zarnajew am 15. April 2013 zwei Sprengsätze nahe dem Zieleinlauf des Boston-Marathons gezündet. Drei Menschen kamen um, mehr als 260 wurden verletzt. Die Attacke und die darauffolgende Verfolgungsjagd auf die Geschwister hielt die Ostküstenmetropole tagelang in Atem. Auf ihrer Flucht erschoss einer der Brüder einen Beamten. Tamerlan Zarnajew wurde später von der Polizei getötet.

(ap)
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