Ungewöhnliche Phänomene überall auf der Welt Das Wetter spielt verrückt

Düsseldorf · Schwere Überschwemmungen in Großbritannien und Südamerika, Tornados in den USA, Waldbrände in Spanien und Australien: Fast überall auf der Welt leiden die Menschen derzeit unter extremen Wetterphänomenen. Es gibt Tote und schwere Schäden.

Wetterkapriolen im Dezember 2015
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Weltweite Wetterkapriolen im Dezember 2015

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Deutschland: Handschuhe und Schal waren über Weihnachten in großen Teilen Deutschlands komplett überflüssig. Fast 17 Grad war es über die Festtage in einigen Orten warm. Bei Twitter wurde deswegen unter dem Hashtag #warmnachten kräftig über die Temperaturen gewitzelt. An der Spitze lag an Heiligabend Freiburg mit 16,8 Grad. Der Rekordwert von 2012 (18,9 Grad) wurde aber klar verfehlt. Sonnenbad auf der Parkbank, Herumtollen im T-Shirt - die Meteorologen sagen zumindest für diesen Montag noch bis zu 16 Grad voraus. Danach sollen die Temperaturen bundesweit dann aber langsam auf winterliche Werte sinken. "Zum Jahreswechsel steuert es auf Dauerfrost hin", sagte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach am Sonntag.

Großbritannien: Nach starkem Regen an den Weihnachtstagen bringen Überschwemmungen Tausende Menschen im Norden Englands in Not. Viele Betroffene bei York und Leeds mussten ihre Häuser verlassen. Sie fanden in Notunterkünften Schutz. Tausende waren alleine in der Region Manchester am Sonntag ohne Strom. "Wir haben entschieden, mehr Mittel des Militärs und mehr Militärangehörige einzusetzen", sagte Premierminister David Cameron am Sonntag nach einer telefonischen Krisensitzung. Die Regierung werde weiter in den Hochwasserschutz investieren. Nach Angaben von Umweltministerin Elizabeth Truss sind manche Flüsse stärker über die Ufer getreten als je zuvor. Aktuell sei am wichtigsten, Leben und Wohnungen der Menschen zu retten, sagte sie dem Sender BBC, die Lage sei "beispiellos". Bilder von der Lage in Nordengland sehen Sie hier.

USA: Tote und Verletzte bei Tornados an den Weihnachtstagen
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USA: Tote und Verletzte bei Tornados an den Weihnachtstagen

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Skandinavien: Dauerregen seit dem zweiten Weihnachtstag setzte auch in Dänemark zahlreiche Straßen und Wohnungen unter Wasser. Eine Autobahn bei Taulov in Jütland war wegen Schlamm und Wassermassen am Sonntag gesperrt. Am Nachmittag stellte die dänische Bahn den Zugverkehr zwischen Jelling und Vejle in Jütland nach einem Erdrutsch ein. Auch im südschwedischen Schonen gab es Überschwemmungen.

Spanien: Im Norden Spaniens wüten Waldbrände. Nach Angaben der Regionalregierung von Kantabrien gibt es dort 25 Waldbrände. In Asturien sind es 16, von denen die Feuerwehr bis Sonntag acht unter Kontrolle brachte. Begünstigt werden die Waldbrände durch das ungewöhnlich warme Wetter und geringe Regenfälle seit dem Herbst. In einigen Gebieten Spaniens sind die Wasserspeicher nur noch zu einem Drittel gefüllt.

Russland: Die an Kälte gewöhnten Moskauer erlebten in den vergangenen Tagen eine "Dezember-Hitze" mit sechs Wärmerekorden in Folge. Vom 20. bis 25. Dezember hatten Meteorologen in der größten Stadt Europas jeden Tag historische Höchsttemperaturen in 135 Jahren Wetteraufzeichnung gemessen. Der 24. Dezember etwa brachte mit 8,5 Grad Celsius rund 4 Grad mehr als je zu vor an diesem Datum. Am Samstag wurde mit 3,6 Grad zwar nicht der bisherige Rekord geknackt, aber zumindest wiederholt, wie der Wetterdienst mitteilte. Wegen der milden Temperaturen waren künstliche Eisflächen zum Schlittschuhlaufen und andere beliebte Winterattraktionen geschlossen worden. Ein Temperatursturz steht aber bevor. Die Stadtwerke präparierten am Sonntag die Straßen mit rund 7000 Spezialmaschinen präventiv für Schnee und Frost, wie die Agentur Interfax meldete.

USA: Ganz verschiedene Wetterextreme erlebten die Menschen in den Vereinigten Staaten. Nach einer Serie von Tornados mit mindestens 28 Toten während der Weihnachtstage drohten weitere Unwetter. Meteorologen sagten Schneestürme und Eisglätte vor allem für New Mexiko, Texas, Oklahoma und Teile von Kansas voraus. Im Osten der USA, etwa in New York, genossen die Menschen an den Weihnachtstagen Temperaturen von über 20 Grad. Am anderen Ende des Landes, etwa im Bundesstaat Washington, gab es Schnee. In der Region Ventura in Kalifornien kämpfte die Feuerwehr am Samstag gegen einen Buschbrand.

Südamerika: Nach Überschwemmungen im Zuge des Wetterphänomens El Niño sind in Südamerika mindestens acht Menschen gestorben, mehr als 150 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Am schlimmsten wurde an den Weihnachtstagen Paraguay getroffen. Dort starben vier Menschen, über 130 000 Menschen verließen nach dem Anstieg mehrerer Flüsse ihre Häuser, wie die Behörden mitteilten. 125 000 Häuser waren ohne Strom. Im bolivianischen Amazonasgebiet an der Grenze zu Brasilien starben nach Regenfällen und Überschwemmungen zwei Menschen. In Argentinien, Brasilien und Uruguay mussten wegen der Wetterturbulenzen über 20 000 Menschen ihre Häuser verlassen. In Argentinien kamen laut Behörden mindestens zwei Menschen ums Leben.

Australien: Ungewöhnlich heiß war es in einigen Regionen Australiens.
Auf der Südhalbkugel ist derzeit ohnehin Sommer. Surfer genossen das Weihnachtswetter. Buschbrände zerstörten jedoch im Süden zu Weihnachten weit mehr als 100 Häuser. Große Landstriche verkohlten, wie Medien unter Berufung auf die Behörden berichteten.

Smog: Starker Smog macht den Menschen in Peking und in vielen anderen Städten Nordchinas seit Tagen das Atmen fast unmöglich. Der Kampf dagegen gestaltet sich aber schwierig. Dicke Luft herrscht auch in vielen Städten Italiens - es ist die Kehrseite des sonnig-trockenen und windarmen Winterwetters. Betroffene Kommunen reagieren kurz vor dem Jahresende mit weitgehenden Fahrverboten auf die enorme Feinstaubbelastung. So sollen in Mailand am Montag private Wagen tagsüber möglichst stillstehen. Und auch Indiens Regierung erklärt der dreckigen Luft den Krieg. Ab dem 1. Januar gelten in Neu Delhi für eine Probephase abwechselnd Fahrverbote für Autos mit geraden und ungeraden Kennzeichen.

(felt/jco/dpa/AFP/REU/ap)
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