Neue Doku War Walt Disney ein Judenhasser?

Beverly Hills · Vorwürfe, der wohl berühmteste Filmproduzent der Welt habe Juden gehasst, gibt es schon seit Jahrzehnten. Vor der Ausstrahlung einer US-Doku über Walt Disney springen dem 1966 verstorbenen Kreativen Wegbegleiter und Experten zur Seite.

 Dieses Foto zeigt Walt Disney im Jahr 1965 mit einem Irish Setter.

Dieses Foto zeigt Walt Disney im Jahr 1965 mit einem Irish Setter.

Foto: ap

Walt Disney war eine komplexe Persönlichkeit, die sowohl gefeiert als auch verdammt wurde - ein Judenhasser war er aber laut Experten nicht. Für Anschuldigungen, Disney sei ein fanatischer Antisemit gewesen, gebe es keine Beweise, sagte der Komponist und Disney-Weggefährte Richard M. Sherman am Sonntag bei einer Podiumsdiskussion mit TV-Kritikern über eine vom Sender PBS geplante Dokumentation über den Filmproduzenten mit dem Titel "American Experience".

Es sei "absolut grotesk, ihn antisemitisch zu nennen", sagte Sherman, der Sohn jüdischer Einwanderer ist. Er und sein Bruder Robert B.
Sherman seien von Disney wie Söhne behandelt worden. Die beiden Shermans komponierten unter anderem die Musik für die Disney-Filme "Das Dschungelbuch" und "Mary Poppins". Die PBS-Dokumentation soll Mitte September ausgestrahlt werden.

Der Historiker und Sozialkritiker Neal Gabler, Autor eines Buches über den Einfluss von Juden auf die Entstehung von Hollywood, sagte, er habe für ein Buch über Disney intensiv nach den Eigenarten des Filmproduzenten geforscht. Er habe dabei keine Beweise gefunden, dass Disneys Abneigung gegenüber Juden über den latenten Antisemitismus hinausgegangen sei, der zu Disneys Lebzeiten üblich gewesen sei.

Die Produzentin und Regisseurin der vierstündigen Dokumentation über Disney, Sarah Colt, sagte, es gebe keine Hinweise darauf, dass Disney eine judenfeindliche Einstellung gehabt habe. Diese Vermutungen über den 1966 gestorbenen Mann gibt es schon seit Jahrzehnten.

Auf andere Aspekte aus dem Leben Walt Disneys angesprochen, stimmte die Meinung der Diskussionsteilnehmer bei weitem nicht so sehr überein wie in der Frage nach dem Antisemitismus-Vorwurf. Während Gabler sagte, jeder Angestellte habe Angst vor dem Chef Disney gehabt, sagte Sherman, er habe sich seit dem Beginn der Zusammenarbeit mit dem Filmemacher 1960 niemals vor ihm gefürchtet.

"Er war eine große Seele, sicherlich. Und er hatte natürlich seine Makel", sagte Sherman. "Wer hat sie nicht? Aber die Hauptsache ist, er war davon getrieben, gute Dinge zu tun."

(ap)
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