Trotz Ausgangssperre Ausschreitungen in Charlotte gehen weiter

Charlotte · Während ein bei Protesten gegen Polizeigewalt in Charlotte angeschossener Mann seinen Verletzungen erlegen ist, gingen die Ausschreitungen in der US-Unruhestadt in der Nacht weiter.

Charlotte: Ausschreitungen nach dem Tod des Afroamerikaners
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Ausschreitungen nach Polizeigewalt in Charlotte

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Foto: rtr, CLH/JM

Hunderte Demonstranten widersetzten sich einer Ausgangssperre. Die Teilnehmer einer Protestaktion blieben auch nach Inkrafttreten der behördlich verhängten Ausgangssperre in der Nacht zu Freitag um Mitternacht (Ortszeit; 6 Uhr MESZ) auf den Straßen des Stadtzentrums, berichtete ein AFP-Reporter. Sicherheitskräfte waren mit massivem Aufgebot vor Ort, griffen zunächst aber nicht ein.

Nach mehrtägigen Unruhen hatten die Behörden der Stadt am Donnerstagabend eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Die Maßnahme sollte von Mitternacht an sechs Stunden lang gelten, teilten Bürgermeisterin Jennifer Roberts und die Polizeidirektion der Stadt im US-Bundesstaat North Carolina mit.

Kurz vor Inkrafttreten der Ausgangssperre gab es neuerliche Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten, in deren Verlauf die Sicherheitskräfte Tränengas einsetzten. Mehrere hundert Protestteilnehmer hatten eine wichtige Stadtautobahn in der Nähe des Stadions von Charlotte blockiert, berichtete ein AFP-Reporter. Einige der Demonstranten legten sich auf dem Asphalt nieder. Die Kundgebungsteilnehmer flohen, nachdem die Polizei Tränengas einsetzte.

Es war die dritte Nacht in Folge mit Zusammenstößen, seit ein Polizist am Dienstagabend auf dem Parkplatz eines Reihenhauskomplexes in Charlotte einen Afroamerikaner erschossen hatte. Dies hatte die Proteste in der Stadt ausgelöst. Am Mittwoch wurde der Notstand für Charlotte ausgerufen, die Nationalgarde wurde mobilisiert.

Angeschossener verstorben

Unterdessen ist der bei Protesten gegen Polizeigewalt in Charlotte angeschossene Mann nach Behördenangaben seinen Verletzungen erlegen. Der 26-jährige sei am Donnerstag in einem Krankenhaus gestorben, teilte Polizeisprecher Keith Trietley mit. Am Vortag war der junge Mann bei einer Demonstration nahe einem Hotel im Zentrum von Charlotte angeschossen worden, dann kam es Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Bereitschaftspolizisten. Vertreter der Stadtverwaltung erklärten später, die Polizei habe nicht auf ihn gefeuert.

Ermittler versuchten derzeit den Schützen ausfindig zu machen, sagte Polizeichef Kerr Putney. Festnahmen gab es bisher nicht.

Anlass der Proteste ist ein neuer Fall von Polizeigewalt. Ein schwarzer Beamter soll am Dienstag einen dunkelhäutigen Mann erschossen haben. Nach Angaben der Polizei wurde der 43-Jährige Keith Lamont Scott zuvor von Beamten mehrmals aufgefordert, seine Schusswaffe fallen zu lassen. Doch Nachbarn und Verwandte des Mannes erklärten, er habe lediglich ein Buch in der Hand gehalten, während er darauf gewartet habe, dass sein Sohn aus dem Schulbus aussteige.

Die Familie von Scott forderte am Donnerstag die sofortige Freigabe von Aufnahmen der Armaturenbrett- und Körperkameras der beteiligten Beamten. So sei in dem Video nicht zu erkennen, ob Scott vor seiner Erschießung etwas in den Händen gehalten habe, sagte ihr Anwalt Justin Bamberg nach Betrachtung des Materials. Vielmehr sei Scott dabei zu sehen, wie er ruhig aus dem Wagen gestiegen sei, während die Beamten ihm mehrere Befehle erteilt hätten. Doch habe er sich den Polizisten nicht genähert. Zudem habe Scott seine Hände an den Seiten gehabt und sei langsam rückwärts gelaufen, als er erschossen worden sei, sagte Bamberg weiter.

Polizeichef Kerr hat eine Veröffentlichung der Videoaufnahmen indes mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen abgelehnt.

(felt/AFP/ap)
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