Spielwarenkette vor dem Aus Toys R Us will alle Filialen in den USA schließen

New York · Ein Gigant im Spielwarengeschäft scheint am Ende zu sein: Toys R Us will alle Geschäfte in den USA schließen. Auch Läden in Europa sollen betroffen sein.

 Die Spielwarenkette hat mit Schulden in Höhe von fünf Milliarden Dollar zu kämpfen und beantragte im September 2017 Gläubigerschutz. (Archiv)

Die Spielwarenkette hat mit Schulden in Höhe von fünf Milliarden Dollar zu kämpfen und beantragte im September 2017 Gläubigerschutz. (Archiv)

Foto: rtr, AH/ar/TB

Es gebe keine finanzielle Unterstützung mehr dafür, die US-Geschäfte fortzuführen, erklärte Unternehmenschef Dave Brandon am Mittwochabend (Ortszeit). Dies sei "ein tieftrauriger Tag für uns und die Millionen Kinder und Familien, denen wir in den vergangenen 70 Jahren gedient haben".

Brandon soll den Mitarbeitern in einer Telefonschalte ergänzt haben, dass nach der Abwicklung die Firmensparte in Kanada noch einige US-Läden betreiben könnte, sagte der Industrieexperte Jim Silver in New York. Zudem kündigte der Chef laut Silver an, dass auch in Frankreich, Spanien, Polen und Australien der Geschäftsbetrieb eingestellt werden könnte. Toys R Us hat in den USA rund 30.000 Mitarbeiter.

Die Spielwarenkette hat mit Schulden in Höhe von fünf Milliarden Dollar zu kämpfen und beantragte im September 2017 Gläubigerschutz. Ihr machen vor allem der Trend zum Onlinekauf bei Firmen wie Amazon sowie Rivalen wie die Großkette Walmart zu schaffen. Doch auch der Siegeszug mobiler Geräte unter Kindern und jungen Leuten hat sich in schrumpfenden Umsatzzahlen bei Toys R US bemerkbar gemacht.

Auf dem Höhepunkt der Krise bekräftigte das Unternehmen zwar noch, seine Geschäfts fortführen zu wollen. Doch kündigte es im Januar an, 180 Filialen in den USA in den kommenden Monaten schließen zu wollen.
Dann wären noch etwa 700 Geschäfte übrig.

Sinkende Umsätze im für den Spielzeughandel weltweit entscheidenden Weihnachtsgeschäft im November und Dezember und auch danach dürften Toys R Us aber den Rest gegeben haben, sagte Experte Silver, der als Chefredakteur der Branchenwebseite TTPM.com tätig ist.

Der Konzern habe nicht konsequent genug klargemacht, dass es sich zwar in einer Umstrukturierung befinde, aber nicht pleite gehe. Das Missverständnis habe Kunden abgeschreckt, da sie davon ausgegangen seien, dass sie einmal in Läden von Toys R Us gekaufte Geschenke nicht zurückgeben könnten, meinte Silver.

Die schwierige Lage von Toys R Us geht auch an den Spielzeugmachern Mattel sowie Hasbro nicht spurlos vorüber. Denn sie sind wichtige Zulieferer für die Kette. Doch dürfte die mögliche Abwicklung von Toys R Us noch größere Auswirkungen auf kleinere Spielzeughersteller haben, die noch stärker für den Absatz ihrer Produkte auf den einstigen Spielwarengiganten angewiesen sind.

Immerhin versuchen etliche Firmen seit einigen Monaten angesichts der Sorge um Toys R Us, ihr Produktangebot auf breitere Füße zu stellen - und zwar indem auch sie verstärkt auf Online-Handel setzen.

Toys R Us dominierte die Welt der Spielwarengeschäfte in den 80er und 90er Jahren. Damals galt die Großkette als einer der Pionier der sogenannten Kategorie-Killer - also Läden, die sich nur einer Sache verschreiben.

Sollte es bei Toys R Us tatsächlich zu einer Gesamtabwicklung in den USA kommen, könnten die Umsätze von jährlich elf Milliarden Dollar, die der Konzern noch immer einfährt, aus Sicht von Experten unter Händlern wie Amazon oder Discountern aufgeteilt werden. Für den Markt mit Spielwaren wäre das aus Sicht des Analysten Marc Rosenberg nicht unbedingt vorteilhaft. "Amazon nimmt vielleicht die Dollars mit, liefert aber nicht die Erfahrung, die ein Spielzeug-Einzelhändler haben muss, um im heutigen Marktumfeld zu überleben und zu gedeihen", sagte er.

(se)
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