Tod der Journalistin Kim Wall Dänischer U-Boot-Bauer Madsen vor Gericht als Sadist beschrieben

Kopenhagen · In Kopenhagen hat der Mordprozess gegen den dänischen U-Boot-Tüftler Peter Madsen begonnen. Zum Auftakt wies dieser den Vorwurf des Mordes an der schwedischen Journalistin Kim Wall erneut zurück.

 Der dänische Ingenieur Peter Madsen im Jahr 2008 vor seinem U-Boot.

Der dänische Ingenieur Peter Madsen im Jahr 2008 vor seinem U-Boot.

Foto: dpa, Hougaard Niels sab

Der Angeklagte bleibe bei seiner Darstellung, wonach die 30-Jährige durch einen Unfall an Bord seines U-Boots gestorben sei, erklärte Madsens Anwältin am Donnerstag im Namen ihres Mandanten vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft zeichnete am Donnerstag vor Gericht dagegen das Bild eines sexuell perversen Sadisten, der von Enthauptungen besessen war.

Er bleibe dabei, dass er Kim Wall nicht getötet habe, sagte Madsen vor Gericht. In Polizeiverhören habe er sich nur deshalb mehrfach widersprüchlich zu Walls Schicksal geäußert, um deren Angehörigen die "schrecklichen" Umstände ihres Todes durch einen Unfall zu ersparen. Die junge Frau sei nach einem plötzlichen Druckabfall an Bord gestorben.

An Land abgesetzt

Wall hatte Madsen am 10. August vergangenen Jahres auf dessen U-Boot besucht, um ein Interview mit ihm zu führen. Einen Tag später sank das U-Boot in der Köge-Bucht vor Kopenhagen, Madsen wurde gerettet. Er gab zunächst an, die Journalistin am Vorabend wohlbehalten an Land abgesetzt zu haben.

Teile von Walls Leiche wurden später im Meer entdeckt, sie wiesen Schnitt- und Stichverletzungen auf. Madsen machte in Verhören widersprüchliche Äußerungen zum Schicksal der Journalistin. Unter anderem gab er an, sie sei gestorben, als ihr die Luke des U-Boots auf den Kopf gefallen sei. Ihr später gefundener Schädel wies jedoch keine entsprechenden Verletzungen auf.

Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen zitierte vor Gericht aus einem psychologischen Gutachten, wonach Madsen "extrem unzuverlässig" und "hochgradig sexuell abartig" sei. Der 47-Jährige weise narzissistische und psychopathische Züge auf, sei manipulativ und habe einen "schweren Mangel an Mitgefühl und Reue".

Der Staatsanwaltschaft zufolge suchte Madsen am Morgen des 10. August - wenige Stunden vor Walls Tod - mit den Stichworten "geköpftes Mädchen Todeskampf" im Internet, woraufhin ein entsprechendes Video zu finden sei. Wenige Tage vorher, am 26. Juli, habe er ähnliche Videos angeschaut, sagte Buch-Jepsen.

Letzte SMS wird gezeigt

Im Gerichtssaal anwesend waren auch die Eltern von Kim Wall. Auf einem Bildschirm wurden die letzten SMS gezeigt, welche die 30-Jährige von Bord des U-Boots an ihren Freund geschickt hatte, bevor es auf Tauchfahrt ging. "Ich lebe übrigens noch", schrieb sie am 10. August um 20.15 Uhr augenzwinkernd. "Wir gehen jetzt runter. Ich liebe Dich!!!!!!" Eine Minute später schickte sie eine letzte Nachricht: "Er hat Kaffee und Kekse mitgebracht."

Die Anklage wirft Madsen neben Mord schweren sexuellen Missbrauch sowie Leichenschändung vor. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft folterte und tötete der 47-Jährige die junge Frau, um seine sexuellen Fantasien auszuleben. Er habe den Mord geplant und eigens Messer, spitze Schraubenzieher, Plastikschnüre und Rohre an Bord gebracht, um seinen Plan in die Tat umsetzen zu können.

Keine Klarheit über Todesursache

Eine Autopsie der zerstückelten Leiche brachte keine Klarheit über die Todesursache. Die Ermittler gehen davon aus, dass Madsen Wall erwürgte oder ihr die Kehle durchschnitt. Der Prozess ist bis zum 25. April angesetzt. Insgesamt 37 Zeugen sind geladen, darunter Gerichtsmediziner und andere Experten.

Kim Wall arbeitete als freie Journalistin und war stets auf der Suche nach ungewöhnlichen Geschichten. Nach ihrem Tod gründeten ihre Familie und ihre Freunde eine Stiftung in ihrem Namen. Sie soll Journalistinnen bei Auslandseinsätzen unterstützen und für deren Sicherheit sorgen. Ein erstes Stipendium soll am 23. März ausgezahlt werden, Kim Walls Geburtstag.

(gaa)
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