Krieg in Syrien Russische Marine feuert Raketen vom Kaspischen Meer aus

Damaskus/Moskau · Angeblich will Russland in Syrien die IS-Terrormiliz bekämpfen. Jetzt unterstützt Moskaus einen massiven Angriff des Regimes auf Rebellen. Dabei weitet Russland sein militärisches Engagement aus und setzt erstmals Marschflugkörper ein.

 Dieses Foto hat das russische Verteidigungsministerium herausgegeben. Es soll ein Schiff der russischen Marine auf dem Kaspischen Meer zeigen.

Dieses Foto hat das russische Verteidigungsministerium herausgegeben. Es soll ein Schiff der russischen Marine auf dem Kaspischen Meer zeigen.

Foto: ap

Eine Woche nach Beginn der russischen Luftangriffe hat das syrische Regime mit Hilfe aus Moskau eine Bodenoffensive gegen Rebellen begonnen. Die Gefechte nördlich der Stadt Hama seien die heftigsten seit Monaten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Russische Jets hätten in den Provinzen Hama und Idlib fast 40 Ziele bombardiert. Die Operation richtet sich gegen ein Rebellenbündnis, das sowohl das Regime als auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpft.

Russland griff nach eigenen Angaben erstmals von Kriegsschiffen im Kaspischen Meer Ziele in Syrien an. Mehrere Kreuzer hätten elf Stellungen des IS bombardiert, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Die Marschflugkörper legten demnach 1500 Kilometern zurück.

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, das die Raketenstarts zeigen soll. Demnach flogen die Marschflugkörper vom Typ "Kalibr NK" (Nato-Code SS-N-30A "Sizzler") vom Kaspischen Meer aus über den Iran und den Irak nach Syrien.

Russland hatte vor einer Woche mit Luftangriffen in Syrien begonnen und argumentiert, damit den IS bekämpfen zu wollen. Moskau steht jedoch in der Kritik, weil sich die Angriffe vor allem gegen Gebiete unter Kontrolle von anderen Regimegegnern richteten, die den IS bekämpfen. Beobachter gehen davon aus, dass Russland die Macht des umstrittenen syrischen Machthabers Baschar al-Assad sichern will.

Russland weist die Vorwürfe jedoch zurück und gibt an, Extremisten wie den IS zu bombardieren. Inzwischen seien 19 Kommandopunkte und zwölf Waffendepots der Terroristen zerstört worden, sagte Schoigu.

Gegner und Verbündete des Regimes hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Tausende Kämpfer aus dem Iran und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah seien für eine Bodenoffensive der Armee gegen Rebellen nach Syrien verlegt worden. Osama Abou Seid, Militärberater der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), erklärte, die Operation am Mittwoch sei der Beginn dieser Offensive.

Das umkämpfte Gebiet steht unter Kontrolle mehrerer moderater und radikaler Gruppen. Zu dem Bündnis gehört neben Brigaden, die vom Westen unterstützt werden, auch die Al-Nusra-Front, ein syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die Rebellen hatten in dieser Woche in einer gemeinsamen Erklärung massiven Widerstand gegen das Regime und Russland angekündigt.

Mit den Angriffen wollten Assads Anhänger eine Verbindungsstraße von Hama in Richtung Norden und zum Militärflughafen der Stadt sichern, sagte der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdelrahman. Die Rebellen hätten Verstärkung in das Kampfgebiet verlegt.

Zunächst war unklar, ob das Regime die Rebellen zurückdrängen konnte. Es gebe auf beiden Seiten Opfer, erklärte Abdelrahman. Bei den russischen Angriffen seien auch fünf Zivilisten ums Leben gekommen, darunter Frauen und Kinder.

Schoigu sagte, Russland sei bereit, ein Militärabkommen mit den USA über den Einsatz in Syrien zu treffen. Putin wies den Minister an, sich mit den USA, der Türkei, Saudi-Arabien, dem Irak und dem Iran abzustimmen. Zugleich forderte der Präsident die Führung in Washington auf, mit dem russischen Militär für Luftangriffe in Syrien Informationen über Stellungen der Terroristen zu teilen.

Zuletzt hatten mehrere Luftraumverletzungen russischer Kampfjets in der Türkei auch für Spannungen zwischen Moskau und Ankara gesorgt. Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Vorfälle als "bedauerliches Missverständnis".

(dpa)
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