Justizskandal in Texas Schwarzer saß zwölf Jahre unschuldig in Todeszelle

Washington · Während im US-Bundesstaat Missouri in der Nacht ein Todesurteil vollstreckt wurde, ist ein 33-jähriger Schwarzer als Unschuldiger nach zwölf Jahren in einer texanischen Todeszelle aus der Haft entlassen worden.

Todesstrafe in den USA
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Foto: AP

"Ich bin als Unschuldiger hierher gekommen und ich gehe als Unschuldiger wieder heraus", erklärte Alfred Dewayne Brown am Dienstag nach seiner Entlassung am Vortag. Er sei "sicher, dass es viele andere wie mich gibt". Sein Leben im Todestrakt verglich Brown mit einem "Hundezwinger". Er habe nicht einmal seine Tochter sehen können, die bei seiner Inhaftierung erst zwei Jahre alt war.

Nach Angaben des Zentrums für die Information über die Todesstrafe (DPIC) haben sich damit in den vergangenen vier Jahrzehnten in den USA bereits 154 zum Tode Verurteilte als unschuldig erwiesen. Brown war 2005 wegen des Mordes an einem Polizisten und an einem weiteren Menschen bei einem Bankraub 2003 schuldig gesprochen worden. Er hatte immer seine Unschuld beteuert.

Zur Tatzeit befand sich Brown allein in der Wohnung seiner Freundin. Ein Telefonat, das er geführt hatte, kurz nachdem er von dem Bankraub erfahren hatte, belegte aber, dass er die Tat nicht begangen haben konnte. Diese Information gab die Staatsanwaltschaft aber nicht an Browns Verteidiger weiter. Die Freundin hatte offenbar unter Druck eines Beamten der Polizei von Houston - einem Kollegen des getöteten Beamten - gegen Brown ausgesagt, diese Aussage aber später widerrufen.

Der Fall Brown sei "ein weiteres beunruhigendes Beispiel der typischen Verhaltensweisen der Polizei und der Anklage, die zu oft bei Todesstrafen vorkommen", erklärte DPIC-Direktor Robert Dunham.

Hinrichtung in Missouri

Derweil ist im US-Staat Missouri ein Mann für die Schlachtermesser-Morde an seiner Freundin und ihrer zweijährigen Tochter hingerichtet worden. Richard Strong wurde am Dienstag im Staatsgefängnis Bonne Terre per Giftspritze das Leben genommen. Der 47-Jährige ist damit der vierte Mann in diesem Jahr und der 16. seit November 2013, der auf diese Weise in Missouri exekutiert wurde. Nur in Texas gab es in diesen Zeiträumen mehr Hinrichtungen.

Die Leichen der beiden Opfer waren im Oktober 2000 im Apartment der Frau in St. Ann, einem Vorort von St. Louis, entdeckt worden. Ein Schlachtermesser wurde auf einem Bett neben einer Blutlache gefunden. Eine drei Monate alte gemeinsame Tochter saß ebenfalls auf dem Bett, war aber unverletzt.

Die Polizei von St. Ann hatte in der Mordnacht einen Notfall aus der Wohnung erhalten, in dem ein Schrei zu hören war. Die Beamten eilten zum Tatort, wo sie Strong vor dem Apartment antrafen. Er sagte den Polizisten zunächst, seine Freundin schlafe, anschließend behauptete er, sie sei zur Arbeit gegangen. Die Cops entdeckten Blutspuren an seiner Hand, woraufhin der Mann die Flucht ergriff. Als er festgenommen wurde, gab es die Taten zu.

Nach Angaben der Anwältin des 47-Jährigen, Jennifer Herndon, litten sowohl ihr Mandant als auch seine Freundin an mentalen Krankheiten und gerieten regelmäßig in Streit. "Es war einfach eine Art Pulverfass kurz vor der Explosion. Es war keine gesunde Beziehung", sagte Herndon.

Die gemeinsame Tochter ist mittlerweile 14 Jahre alt und hatte bei Gouverneur Jay Nixon um Gnade für ihren Vater gebeten. Sie wurde von dessen Mutter großgezogen und besuchte Strong regelmäßig im Gefängnis. In einem Interview der Nachrichtenagentur AP sagte sie am Montag: "Ich war niemals sauer auf meinen Vater und ich habe gelernt, zu vergeben."

(AFP/AP)
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