Vegetarier-Kampagne Silvio Berlusconi schmust mit Lämmchen

Düsseldorf · Als Ministerpräsident von Italien war Silvio Berlusconi in etwa so umstritten wie derzeit Donald Trump. Doch jetzt zeigt der Medien-Tycoon eine ganz andere Seite: als Tierschützer, Vegetarier und Lämmchen-Knuddler.

Während Donald Trumps Pressesprecher Sean Spicer vor ein paar Jahren als Osterhase im Weißen Haus auftrat und nun den Wechsel ins knallharte Politikgeschäft vollzogen hat, schlägt Italiens ehemaliger Immer-wieder-Ministerpräsident Silvio Berlusconi den entgegengesetzten Weg ein.

Nachdem er in seiner Zeit als Regierungschef eher durch Fehltritte wie Steuerhinterziehung oder Förderung der Prostitution Minderjähriger von sich Reden gemacht hatte, versucht er sich nun als Lämmchen-Knuddler. In einem, sagen wir mal, herzergreifenden Video für eine Tierschutzorganisation sieht man Berlusconi auf einer Wiese seines Anwesens bei Mailand sitzen, um ihn herum springen glückliche Schafe.

Er selbst hat ein kleines Lämmchen auf dem Schoß, füttert es mit einer Milchflasche, nimmt es auf den Arm, küsst es. Weil auch hübsche Frauen in einem solchen Video offenbar nicht fehlen dürfen, hat er zur Unterstützung seine Freundin Francesca Pascale und die "Forza Italia"-Abgeordnete Michela Brambilla dabei. Letztere ist in Italien eine bekannte Tierschutzaktivistin.

Apropos Tierschutz, Berlusconi schmust natürlich nicht einfach so mit den süßen Lämmchen. Nein, Il Cavaliere (zu deutsch: Der Ritter) möchte eine Botschaft transportieren. Er ruft seine Landsleute dazu auf, zu Ostern nicht wie traditionell üblich ein unschuldiges Lämmchen zu verspeisen, sondern auf vegetarische Gerichte auszuweichen. Berlusconi ein Tierschützer, das hätte einem vor zehn Jahren auch niemand geglaubt.

Seinem Anliegen zur Hilfe kommt die schlechte wirtschaftliche Lage in Italien. Die hat dazu geführt, dass zu Ostern immer weniger Lämmer geschlachtet werden, weil viele Menschen es sich nicht mehr leisten können. Dazu passend ist die Metzger-Lobby im Land auf dem Baum, befürchtet weiter sinkende Umsätze. Die Fleischer schimpfen über den Spot des Medien-Milliardärs. Man solle seine TV-Sender und seine Publikationen boykottieren.

Das dürfte Berlusconi nicht weiter stören. Er hat direkt fünf Lämmchen adoptiert und somit vor dem Schlachter gerettet. Die Tierchen dürfen jetzt auf den weiten Weiden seines Anwesens herumspringen, ein glückliches Leben führen und vielleicht im Winter den einen oder anderen Wollpulli liefern, wenn es dem Cavaliere mal zu kühl wird.

(csr)
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