"Sewol"-Katastrophe Kapitän muss lebenslänglich in Haft

Seoul · Ein Berufungsgericht hat die Strafe gegen den Kapitän der südkoreanischen Unglücksfähre "Sewol" deutlich erhöht. Der Ex-Kapitän hat aber Glück im Unglück. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich die Todesstrafe durchsetzen wollen.

Fähre mit hunderten Schülern gerät in Seenot
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Der Kapitän der südkoreanischen Unglücksfähre "Sewol" ist von einem Berufungsgericht zu einer auf lebenslang erhöhten Haftstrafe verurteilt worden. Das Gericht in Gwangju warf Lee Joon Seok am Dienstag Mord vor, weil er bei dem Untergang vor einem Jahr Passagiere in Not in Stich gelassen zu haben. Denn er habe das Schiff verlassen, ohne eine Evakuierung anzuordnen.

Dieses Verhalten sei "Mord durch vorsätzliche Fahrlässigkeit", befand das Berufungsgericht am Dienstag. "Was immer zur Rechtfertigung vorgebracht werden mag: Es ist schwer, Lee Joon Seoks Verhalten zu entschuldigen, das zu einer großen Tragödie geführt hat." Lee war im November von der Vorinstanz zu 36 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Bei dem Unglück im April 2014 waren bei der Überfahrt zu einer südlichen Insel mehr als 300 Menschen umgekommen, der Großteil davon Schüler, die sich auf einer Klassenfahrt befanden.

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Lee hatte ausgesagt, er habe einen Evakuierungsbefehl gegeben. Das Gericht hielt dem die Aussage von zwei Besatzungsmitgliedern entgegen, es habe keine gegeben. Viele überlebende Schüler sagten zudem aus, sie seien mehrfach über Lautsprecher aufgefordert worden, an Bord der sinkenden Fähre zu bleiben. Sie könnten sich an keine Evakuierungsanordnung erinnern.

Angehörige und die Staatsanwaltschaft hatten für Lee eine Verurteilung wegen Mordes und die Todesstrafe gefordert. Stattdessen war der Kapitän zunächst wegen Fahrlässigkeit und das Zurücklassen der Passagiere schuldig gesprochen worden.

Sewol: Taucher auf der Suche im Fährenwrack
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Wie ein Sprecher des Hohen Gerichts weiter mitteilte, wurde das Strafmaß für 14 weitere Crewmitglieder auf 18 Monate bis zwölf Jahre festgesetzt. Die Strafe gegen den Kapitän sei angehoben worden, weil das Gericht eine Verurteilung wegen Mordes für angemessen betrachtet habe - davon war Lee im November freigesprochen worden.

(ap)
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