Nach schwerem Erdbeben Neuseeland erwartet fünf Meter hohe Tsunamiwellen

Wellington · In Neuseeland hat ein starkes Erdbeben nach ersten Berichten wohl erhebliche Sachschäden angerichtet. Es gibt eine Tsunami-Warnung.

Neuseeland: 7,4 - Schweres Erdbeben erschüttert Südpazifik
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7,4: Schweres Erdbeben erschüttert Neuseeland

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Foto: dpa, lb

Die Behörden haben ihre Tsunami-Warnung vom Vormittag verschärft. In der Nähe des Epizentrums drohten Wellen von drei bis fünf Metern Höhe, teilte der Zivilschutz am Montagmorgen (Ortszeit, Sonntagnachmittag MEZ) mit. Dies gelte von der Halbinsel Banks südlich Christchurchs bis nahe der Nordspitze der Südinsel Neuseelands sowie für die 900 Kilometer östlich im Pazifik gelegenen Chatham Islands. An der übrigen Ostküste Neuseelands drohten ein bis drei Meter hohe Wellen.

Die erste Welle hatte zu dem Zeitpunkt die Nordostküste der Südinsel bereits erreicht. Über Stunden könnten weitere Wellen auflaufen, die erste Welle müsse nicht die größte sein, warnte der Zivilschutz. Er rief dazu auf, sich von den Küstenzonen zu entfernen.

Der Erdstoß auf der Südinsel nahe der Stadt Christchurch in der Nacht zum Montag (Ortszeit) hatte eine Stärke von 7,9, wie das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam mitteilte.

Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 7,8 an. In Neuseeland selbst war von 6,6 die Rede. Den Experten zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 10 Kilometern, das Zentrum lag demnach nördlich von Christchurch. Menschen in der Region berichteten in den sozialen Medien von sehr heftigen Erdstößen.

Der Zivilschutz warnte vor einem Tsunami. Er rief die Bevölkerung an der Ostküste der Südinsel dazu auf, sich sofort von der Küste in höher gelegene Gebiete im Inland zu begeben. "Gehen sie sofort zum nächsten höher gelegenen Punkt oder so weit landeinwärts wie Sie können", hieß es in der Mitteilung.

Schäden auf der ganzen Insel

Nach ersten Medienberichten aus Neuseeland war das Beben nicht nur in Christchurch auf der Südinsel, sondern auch in Wellington, Taranaki, Hamilton und Auckland auf der Nordinsel sehr deutlich zu spüren. Im Onlineportal "stuff.co.nz" waren erste Fotos der Schäden zu sehen.

Sie zeigten unter anderem zerbrochene Glasscheiben in einem Gebäude in Wellington. Ein Twitter-Nutzer schickte Bilder seines verwüsteten Hauses. In der Region Taranaki fiel in mehreren Städten der Strom aus.

In Hamilton (Nordinsel) gab es für Wayne Timmo ein unsanftes Erwachen, als die Küchenmarkise gegen das Fenster schlug. "Das Wasser im Swimming Pool des Nachbarn schwappte hin und her und die vom Erdbeben geweckten Leute liefen auf die Straße", sagte er. Die Reporterin Rachel Thomas berichtete "stuff.co" aus Hataitai am Stadtrand von Wellington, sie und ihre Mitbewohner seien vom Ächzen des Daches geweckt worden. "Unser Nymphensittich fiel von seiner Stange. Wir drei drängen uns im Morgenmantel unter dem Küchentisch mit einem zitternden Vogel zwischen uns."

Loch in der Straße

Eine Polizeisprecherin in Christchurch, der bedeutendste Stadt der Südinsel Neuseelands, sagte, bis auf ein Loch in einer Straße seien noch keine Schäden gemeldet worden. "Seien Sie nur vorsichtig auf den Straßen wegen möglicher Schäden", sagte sie.

Ein Beben der Stärke 6,3 hatte im Jahr 2011 in der Gegend um Christchurch schwere Schäden angerichtet. 185 Menschen starben damals, etwa 10.000 Häuser wurden schwer beschädigt.

Neuseeland liegt am sogenannten "Ring of Fire" (Ring aus Feuer) rund um den Pazifik. In dieser hufeisenförmigen Zone befindet sich etwa die Hälfte aller aktiven Vulkane weltweit. Das Gebiet reicht von der südamerikanischen Westküste über die Westküste der USA, Russland und Japan bis nach Südostasien und Neuseeland.

Längs des "Ring of Fire" treffen verschiedene Erdplatten aufeinander und es kommt zu Verschiebungen - die Folge sind Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis. Die Region gilt als eine der geologisch gefährlichsten Zonen weltweit. Etwa 90 Prozent aller Erdbeben ereignen sich hier.

Ein weiteres Beben hat am Sonntag die Südhalbkugel getroffen: Ein Erdbeben der Stärke 6,2 hat den Nordosten Argentiniens erschüttert. Berichte über Schäden oder Verletzte lagen zunächst nicht vor. Der Erdstoß ereignete sich kurz nach 8 Uhr Ortszeit, sein Zentrum lag rund 25 Kilometer nördlich der Gemeinde Chilecito in der Provinz La Rioja an der Grenze zu Chile in etwa 100 Kilometern Tiefe.

(AFP)
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