Schüsse in Washington Der "Prophet Gottes" war der Schütze im Kapitol

Washington · Eine Schießerei im Kapitol in Washington hat am Ostermontag für Aufregung gesorgt. Im Besucherzentrum des Kongresses zog ein Mann an der Sicherheitsschranke eine Waffe, woraufhin Beamte ihn anschossen und überwältigten, wie Behörden mitteilten.

Washington: Schüsse am Kapitol – ein Polizist verletzt
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Schüsse im Kapitol: Polizei setzt Bewaffneten außer Gefecht

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Eine unbeteiligte Frau wurde verletzt, schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Das Kapitol und das Weiße Haus wurden zwischenzeitlich abgeriegelt. Einen terroristischen Hintergrund vermutet die Polizei nicht.

Der 66-jährige Verdächtige aus Tennessee war der Polizei bereits bekannt, wie Kapitol-Polizeichef Matthew Verderosa vor Reportern sagte. Behörden zufolge hatte der Mann im vergangenen Oktober eine Sitzung des Repräsentantenhauses lautstark gestört und gerufen, er sei ein "Prophet Gottes." Dafür war er von einem Washingtoner Gericht mit einem Zutrittsverbot für das Kapitol-Gelände belegt worden.

Ein terroristisches Motiv hinter der jüngsten Aktion des Verdächtigen schloss Polizeichef Verderosa indirekt aus. "Wir glauben, dass dies eine Tat einer Einzelperson war, die das Kapitol-Gelände schon vorher aufgesucht hat. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies mehr war als ein krimineller Akt." Gegen den Verdächtigen wurde Anzeige wegen einer Attacke mit einer tödlichen Waffe und bewaffneten Übergriffs auf einen Polizisten erstattet.

Die Kongressabgeordneten waren am Montag noch in der Osterpause. Die Gegend rund ums Parlamentsgebäude bevölkerten jedoch zahlreiche Touristen. Besucher, Angestellte, Journalisten wurden unmittelbar nach Bekanntwerden des Zwischenfalls sofort in Büros gebracht und aufgefordert, sich zu verstecken. Rettungswagen fuhren vor, Polizisten sperrten die Straßen rund um das Gebäude großräumig ab.

Schütze in kritischem Zustand

Der Verdächtige wurde nach dem Vorfall mit Schussverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Er sei in stabilem, aber kritischem Zustand, teilte die Polizei mit. Zunächst war auch von einem angeschossenen Polizisten die Rede, doch entpuppten sich diese Berichte später als falsch.

Cathryn Leff aus Kalifornien ging nach eigenen Angaben durch die Sicherheitskontrolle am Haupteingang des Besucherzentrums im Kapitol, als die Polizei die Leute zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert hätten. Draußen hätten Beamte die Umstehenden angewiesen, sich hinter eine Mauer zu ducken. "Ich hörte zu meiner Linken etwas, dass sich wie zwei Schüsse anhörte", berichtete Leff. Dann habe die Polizei ihr und anderen befohlen, weiterzurennen. "Ich fühlte mich wie im Film."

Etwa eine Stunde nach den Schüssen machten die Amtsgebäude und das Kapitol selbst wieder auf. Das Besucherzentrum blieb indes im Zuge laufender Ermittlungen zunächst geschlossen.

Im Weißen Haus hatte die Präsidentenfamilie kurz zuvor Tausende Kinder für das traditionelle Ostereierschieben auf dem Rasen des Weißen Hauses begrüßt. Vorsorglich wurde auch der Präsidentensitz zunächst abgeriegelt, auch diese Maßnahme wurde aber nach der Festnahme des Verdächtigen wieder aufgehoben. Das Programm im Weißen Haus ging weiter.

Im Garten des Anwesens fand am Montag das traditionelle Ostereierrollen statt mit zahlreichen Kindern statt. Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle hatten die Veranstaltung am Vormittag eröffnet.

Zuerst hatten die "Washington Post" und CNN über die Schüsse berichtet.

(felt/spol/ap/dpa)
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