"Wendepunkt im Kampf gegen Menschenhandel" Berüchtigter Schlepper im Sudan gefasst

Rom/Khartum · Er gilt als einer der meistgesuchten Menschenschleuser: Mered Yehdego Medhane ist im Sudan festgenommen und nach Rom ausgeliefert worden. Er gilt als Schlüsselfigur beim Schmuggel von Flüchtlingen aus Afrika in Richtung Europa und steht auf der Liste der gefährlichsten weltweit gesuchten Kriminellen.

 Die italienische Polizei fasste Mered Yehdego Medhane im Sudan.

Die italienische Polizei fasste Mered Yehdego Medhane im Sudan.

Foto: ap

Das teilte die italienische Polizei am Mittwoch mit. Der seit etwa einem Jahr mit internationalem Haftbefehl gesuchte, aus Eritrea stammende Mann war am Dienstagabend ausgeliefert worden. Nun soll er in Italien vor Gericht gestellt werden. Der 35-Jährige sei dank der Zusammenarbeit der Staatsanwaltschaft von Palermo mit Behörden in Großbritannien und im Sudan am 24. Mai in der sudanesischen Hauptstadt gefasst worden. Die italienische Polizei sprach von einem "Wendepunkt im Kampf gegen Menschenhandel".

Mered soll seit 2012 vor allem den Menschenschmuggel zwischen zentralafrikanischen Ländern und Libyen, aber auch die gefährlichen Fahrten zwischen Nordafrika und Sizilien organisiert haben. Dabei habe er keinerlei Respekt für das Leben der Opfer gezeigt und immense Geldsummen angehäuft. Im Zuge der Ermittlungen waren nach Angaben der Polizei bereits zahlreiche Komplizen Mereds festgenommen worden, er selbst blieb jedoch lange Zeit flüchtig.

Da Rom und die Europäische Union keine Vereinbarung über die Auslieferung Verdächtiger haben, sei es überraschend, wie schnell Mered nach Italien gebracht worden sei, erklärte Staatsanwalt Francesco Lo Voi vor Journalisten. Die Beziehungen zwischen der EU und dem Wüstenstaat sind normalerweise eher schwierig. Sudans Präsident Omar al-Baschir steht international in der Kritik: Wegen des Konflikts in der Region Darfur liegt seit 2009 ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen ihn vor.

Der Konflikt hat nach UN-Schätzungen seit 2004 etwa 300.000 Menschenleben gefordert. Mehr als 2,5 Millionen Menschen flohen vor der Gewalt - womit der Sudan eines der afrikanischen Länder ist, das selbst einen enormen Flüchtlingsstrom ausgelöst hat.

Mered soll ein Schleuser-Netzwerk aufgebaut haben, das Migranten aus Sub-Sahara-Afrika über Libyen und das Mittelmeer bis in die Niederlande und nach Skandinavien schmuggelte. "Wir haben einen Mann gefasst, der keine Skrupel und keinen Respekt für Menschenleben hat", sagte Polizeichef Renato Cortese. Allein zwischen Juni und August 2014 habe Mered mehr als 10.000 Flüchtlinge nach Italien verschifft.

Mit den millionenschweren Summen, die er damit verdient und teilweise in Dubai angelegt habe, wollte er sich später in Schweden zur Ruhe zu setzen. Offenbar hatte er sich bereits darüber informiert, wie er die nötigen Genehmigungen für einen Wohnsitz erhalten könnte.

(dpa)
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