Im Norden von Paris Frau sprengt sich bei Anti-Terroreinsatz in die Luft

Paris · Schüsse und Explosionen bei einem Anti-Terror-Einsatz im Norden von Paris: Elite-Einheiten der Polizei belagerten eine Wohnung im Stadtteil von Saint-Denis. Eine Frau sprengte sich in die Luft, ein zweiter Verdächtiger wurde getötet.

Der Anti-Terror-Einsatz gilt dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris mit 129 Toten, dem belgischen Dschihadisten Abdelhamid Abaaoud, wie Polizisten sagten. Unklar war aber, ob das 28-jährige Mitglied der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) sich tatsächlich in der Wohnung aufhielt. Allerdings soll sich laut Staatsanwaltschaft noch eine dritte Person in der Wohnung verschanzt haben.

Bei dem Zugriff von Sondereinheiten der Polizei in der Wohnung habe eine Frau ihre Sprengstoffweste zur Explosion gebracht, erklärte der Pariser Staatsanwalt François Molins. Angaben der Ermittler zu einem zweiten toten Verdächtigen bestätigte er zunächst nicht.

Bei der Erstürmung der Wohnung in der Corbillon-Straße 8 wurden drei Verdächtige festgenommen. Ihre Identität sei noch unklar, teilte Molins mit. Nahe der Wohnung wurden zudem ein weiterer Mann und eine Frau festgenommen. Einer der Festgenommenen gab an, er habe auf Bitte eines Freundes "zwei seiner Kumpel" aus Belgien in seiner Wohnung untergebracht.

Der Einsatz begann um 4.20 Uhr morgens in Saint-Denis. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, Sicherheitskräfte riegelten das Gebiet weiträumig ab, Hubschrauber überflogen die Gegend. Auch rund 50 Soldaten waren zur Sicherung der Gegend im Einsatz. Es gab heftige Schießereien, bei denen mindestens drei Polizisten leicht verletzt wurden.

Anwohner wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die Schulen im Stadtzentrum von Saint-Denis blieben geschlossen, der Nahverkehr in der Gegend wurde eingestellt. Präsident François Hollande verfolgte nach Angaben aus seinem Umfeld mit Premierminister Manuel Valls und Innenminister Bernard Cazeneuve den Einsatz aus dem Elysée-Palast.

"Das wirkt wie im Krieg", sagte ein Augenzeuge. "Ich hätte nie gedacht, dass sich hier Terroristen verstecken könnten. Ich hätte eine Kugel abbekommen können." Eine Anwohnerin sagte, sie habe "Schüsse gehört, 'Bumm'-Geräusche wie Granaten und dann immer wieder Schüsse".

Der Anti-Terror-Einsatz ereignete sich fünf Tage nach den Anschlägen von Paris mit 129 Toten und 352 Verletzten. Bei dem tödlichsten Anschlag in der Geschichte Frankreichs hatten schwerbewaffnete Attentäter die Pariser Konzerthalle Bataclan, eine Reihe von Bars und Restaurants und das Stade de France attackiert, das in Saint-Denis und damit nicht weit von der am Mittwoch belagerten Wohnung liegt. Zu den Anschlägen bekannte sich der IS, sieben Angreifer kamen ums Leben.

Unter Hochdruck suchen die Behörden nach einem weiteren mutmaßlichen Angreifer, dem 26-jährigen Salah Abdeslam. Ein von den Ermittlern ausgewertetes Video deutet zudem auf einen weiteren flüchtigen Attentäter hin, wie am Dienstagabend bekannt wurde.

(AFP/das)
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