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Absturz von russischem Urlaubsflieger Die Terrorangst fliegt mit

Meinung | Berlin · Flugangst haben viele Menschen ohnehin. Nun kommt auch noch die Terrorangst hinzu, nachdem Geheimdienste den Absturz des russischen Ferienfliegers in Ägypten als Folge einer Explosion darstellen.

Metrojet-Absturz: Bombe als Ursache immer wahrscheinlicher
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Metrojet-Absturz: Bombe immer wahrscheinlicher

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Politisch interessierte Menschen hatten gleich einen schrecklichen Verdacht, als sie am Samstag hörten, dass ein russischer Airbus mit 224 Menschen an Bord nach dem Start im Urlaubsort Scharm el Sheikh abgestürzt war. Die Rache der Terrororganisation Islamischer Staat für die russischen Bomben auf IS-Stellungen in Syrien? Der Verdacht, eine Rakete hätte den Jet getroffen, war schnell als überaus fragwürdig beiseite geschoben. Auch die Variante, dass ein defektes Triebwerk die Maschine derart auseinander gerissen haben könnte, wurde für wenig wahrscheinlich gehalten.

Die beiden Hauptbeteiligten, Russland und Ägypten, weisen auch Spekulationen über eine Bombe an Bord entschieden zurück. Doch wenn sowohl amerikanische als auch britische Geheimdienste aufgrund verschiedener Hinweise die These eines Terroranschlages für immer wahrscheinlicher halten, darf die Luftfahrt nicht starten, landen und fliegen, als sei nichts geschehen.

Schon nach dem Abschuss der malaysischen Boeing im Frühsommer 2014 über den umkämpften Territorien der Ukraine folgte dem Entsetzen über den Tod von 298 Menschen die Verblüffung, dass es den Luftverkehr offenbar überhaupt nicht stört, ob unten Krieg herrscht und die Gegner sich mit schwerer Artillerie beschießen. Dass die Lufthansa und weitere Fluggesellschaft nach dem Airbus-Absturz vom Samstag in Ägypten umgehend beschlossen, die Sinai-Halbinsel zu umfliegen, ist vor dieser Erfahrung naheliegend. Freilich ist seit Jahren bekannt, dass der Sinai an vielen Stellen IS-verseucht ist.

Dass die Airlines die Luftstraßen über der Halbinsel trotz der Terrorwarnungen für die Straßen am Boden weiter nutzten, hängt mit der Vielzahl der problematischen Gebiete auf der Welt zusammen. Der Flugverkehr würde schlicht zusammen brechen, wenn jede instabile Region weiträumig gemieden würde. Und tatsächlich bildet die abgeschossene Boeing über der Ukraine eine Ausnahme. Obwohl Tausende von Stinger-Raketen vagabundieren und auch in die Hände von Terroristen gelangen, reichen die Standardausführungen und die Ausbildung der Schützen in der Regel nicht aus, um auch Touristen und Geschäftsreisende in zehn Kilometern Höhe zu treffen.

Die größere Gefahr lauert am Boden. Flugpassagiere sind es deshalb seit Jahren gewohnt, selbst kleinste Behälter mit Flüssigkeiten vorzuzeigen und sämtliches Gepäck durchleuchten zu lassen. Gleichzeitig gibt es immer wieder Meldungen wonach es Testern trotz höchster Vorkehrungen und Standards gelungen ist, selbst Waffen oder Waffenteile an Bord zu schmuggeln. Vor diesem Hintergrund fragen sich Reisende beim Warten in kleinen Flughäfen problematischer Länder immer wieder, ob jeder Bedienstete, der da von Flugzeug zu Flugzeug schlendert und beim Verladen von Gepäck hilft, auch wirklich so überprüft wurde und kontrolliert wird, dass die Angst vor Terroranschlägen an der Schleuse zurückbleiben kann.

Schon vor dem Absturz des Airbus 321 war auf der Homepage des Auswärtigen Amtes zu lesen: "Die Sicherheitskontrollen an den ägyptischen Flughäfen sind teilweise unzureichend." Das hätte bereits vor dem Tod der 224 Menschen am Samstag Anlass für dringende Verbesserungen sein müssen. Jetzt nicht auf durchgreifend funktionierenden Schutz zu bestehen, und dabei auch das vorübergehende Aussetzen des Flugverkehrs als Druckmittel zu benutzen, wäre ein eklatanter Fehler. Die vielen tausend Urlauber und Ägypten-Fans, die nun entweder im Land festsitzen oder gar nicht erst hinkommen, mögen diese Unannehmlichkeit bedauern. Letztlich ist es aber auch in ihrem Interesse. Und in dem von Millionen anderer Passagiere.

Zudem darf das nicht nur für Scharm el Sheikh, nicht nur für Ägypten gelten.

(may)
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